Bochum. Die Bochumer Kirmes soll von der Castroper Straße in die Innenstadt wechseln. Das ist das Ziel einer Online-Petition. Die Chancen sind gering.

Der Niedergang des Jahrmarktes auf der Castroper Straße scheint seit Jahren unaufhaltsam. Nun macht sich ein Bochumer auf, den Abwärtstrend zu stoppen. Make Kirmes in Bochum great again: So könnte man das Bemühen von Julian Grau umschreiben, den Rummel neu zu beleben. Dafür hat der 26-Jährige jetzt eine Petition im Internet gestartet. Die Eingabe läuft. Die Bochum Marketing GmbH als Veranstalter springt nicht auf.

Die Kirmes steckt im Wandel. Große Volksfeste wie Crange oder Düsseldorf funktionieren ebenso wie kleinere Jahrmärkte in Ortsteilen wie Wattenscheid, Linden und Stiepel, bald vielleicht auch wieder in Werne. Für mittlere Formate indes wird es zunehmend schwieriger, Schausteller zu gewinnen.

Kirmes in Bochum: Festplatz ist nur noch spärlich gefüllt

Genau in diese Kategorie fällt die Osterkirmes an der Castroper Straße. Seit den 1990er Jahren schrumpfte das Angebot. Immer mehr Schausteller schlugen einen Bogen um Bochum. Inzwischen ist die Talfahrt zwar gestoppt. Mehr als 40 Fahr- und Spielgeschäfte sowie Imbissbuden verlieren sich aber nicht auf dem einst vollständig gefüllten Festplatz.

Julian Grau erfüllt das mit Trauer. Der IT-Kaufmann ist ein großer Kirmes-Fan. Allein im vergangenen Jahr besuchte er mehr als 100 Jahrmärkte im In- und Ausland. Beim Oktoberfest in München hat er für zehn Tage gejobbt. Der Bochumer schwärmt von der „besonderen Faszination“ und träumt davon, irgendwann selbst mit einem Karussell durch die Lande zu ziehen.

Julian Grau hat eine Online-Petition für den Wechsel der Bochumer Kirmes in die Innenstadt gestartet.
Julian Grau hat eine Online-Petition für den Wechsel der Bochumer Kirmes in die Innenstadt gestartet. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Neue Petition auf Plattform im Internet

Dass die Kirmes ausgerechnet in seiner Heimatstadt massiv an Glanz und Zugkraft verloren hat, will Julian Grau nicht hinnehmen. Auf der Petitions-Plattform „Campact“ wirbt er in dieser Woche um Unterstützung für seine Idee, die Kirmes von der Castroper Straße in die Innenstadt zu holen. Er ist überzeugt: „Dann würden auch wieder mehr Schausteller nach Bochum kommen.“

Sein Vorschlag, dafür den Husemannplatz zu nutzen und den längst besiegelten Bau des Viktoria-Karrees zu verhindern, dürfte eine Vision bleiben. Als realistisch wertet Grau aber das Szenario, mit der Kirmes die gesamte City inklusive der großen Plätze zu bespielen – so wie es in Wattenscheid seit vielen Jahren Brauch ist. Und das nicht nur zu Ostern, sondern zusätzlich auch im Herbst.

BO-Marketing sieht für Wechsel keine Chance

BO-Marketing sieht dafür keine Chance. Für eine Bestückung der gesamten Innenstadt fehle es an Schaustellern. „Es wird nicht mehr wie früher. Die Kirmeslandschaft ändert sich. Auch gut laufende Kirmessen haben es nicht einfacher“, sagt Sprecher Christian Gerlig.

Osterkirmes startet am 11. April

Die Kirmes-Petition von Julian Grau findet sich im Internet auf https://weact.campact.de/petitions/innenstadtkirmes-in-bochum. Bis Freitag hatten sich 30 Unterstützer eingetragen.

Die Osterkirmes auf der Castroper Straße findet in diesem Jahr vom 11. bis 19. April statt.

Rund geht’s zudem bei der Gertrudiskirmes in Wattenscheid (14. bis 22. März und 2. bis 6. Oktober), bei der Frühjahrskirmes in Linden (15. bis 18. Mai), beim Dorffest in Harpen (21. bis 24. August) sowie bei der Fliegenkirmes in Stiepel (25. bis 28. September).

Wünschenswert wäre allein, die Kirmes auf einen kleineren, zentralen Platz zu verlegen und so mehr Ambiente zu schaffen. Doch auch dieser Plan sei nicht umsetzbar. „Wir haben bereits viele alternative Standorte geprüft. Die bekannten Plätze scheiden wegen der mangelnden Tragkraft und der Größe der Kirmesfahrgeschäfte aus. Buslinien müssten verlegt, Straßen und Zufahrtswege gesperrt werden. Auch das Thema Sicherheit ist relevant“, listet Gerlig auf.

Veranstalter setzen auf mehr Marketing

Unterm Strich heißt das: Die Kirmes muss dort bleiben, wo sie ist. Immerhin sei es zuletzt gelungen, die Anzahl der Stände zu stabilisieren, betonen die Stadtwerber. Um mehr Besucher an die Castroper Straße zu bringen, setze man auf Marketing und Aktionen zusammen mit den Händlern – so auch bei der Neuauflage im April.

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