Bochum. Bochum soll fahrradfreundlicher werden. Dazu legt das „Radwende“-Bündnis einen Katalog vor. Auch über einen Bürgerentscheid wird nachgedacht.

Bochum soll deutlich fahrradfreundlicher werden. Dafür legt die Initiative „Radwende“ einen 10-Punkte-Katalog vor. „Wir hoffen, darüber mit der Stadt und Politik ins Gespräch zu kommen und Lösungen zu finden“, sagt Sprecher Martin Krämer. Gelinge dies nicht, könnte der Druck mit einem Bürgerentscheid erhöht werden.

Die Zahlen sind für die Fahrrad-Aktivisten ernüchternd. Allen Appellen an das Umweltbewusstsein, allen Herausforderungen des Klimawandels zum Trotz steigen die Anmeldezahlen für Kraftfahrzeuge stetig an. Die „Radwende“ will gegensteuern. Dafür hat das Bündnis aus 15 Organisationen (u.a. ADFC, BUND, Fridays for Future und Greenpeace) zehn Kernforderungen aufgestellt. Ziel: den Autoverkehr einzudämmen und den Rad-Anteil am Gesamtverkehr in Bochum von jetzt sieben Prozent bis zum Jahr 2030 auf 25 Prozent zu erhöhen. Die Gleichung sei simpel: Mehr Rad = weniger Schadstoffe + mehr Sicherheit für alle.

Radwende Bochum: Was die Aktivisten fordern

Dazu regt die „Radwende“ u.a. an,

– die Hauptverkehrsachsen („Radialen“) und den gesamten Innenstadt-Ring bis 2025 sowie alle Hellwege bis 2030 mit Radwegen zu versehen: mit 1,80 Metern ausreichend breit, getrennt von Fußwegen und durchaus auch auf Kosten einer Fahrspur für Autofahrer;

– Tempo 30 überall dort einzuführen, wo es keine Radwege gibt, um die Unfallgefahr zu bannen;

– die städtischen Ausgaben für den Radverkehr mindestens zu verdreifachen – ein Modell liefere Dortmund mit zehn Euro pro Bürger (in Bochum sind es laut „Radwende“ gut fünf Euro);

SPD-Kandidaten begrüßen Vorschläge

In einer ersten Stellungnahme begrüßen die SPD-Ratskandidaten für das Ehrenfeld und die Südinnenstadt, Alexander Knickmeier und Jens Matheuszik, den Forderungskatalog des „Radwende“-Bündnisses.

„Wir wollen den Radverkehr in der Stadt deutlich stärken. Wir haben dazu bereits viel auf den Weg gebracht. Jetzt wird in den nächsten Jahren kontinuierlich mehr Geld für sichere und komfortable Fahrradwege investiert werden“, heißt es in einer Mitteilung.

Die Vorschläge der Radwende seien sinnvoll und müssten „nun in konkrete und ehrgeizige Verkehrsprojekte umgesetzt werden“, so Knickmeier und Matheuszik. Dabei sei es wichtig, Fördergelder von Bund und Land abzurufen.

– im Rathaus acht Stellen für Radverkehrsplaner einzurichten und damit den Ausbau des Radwegenetzes voranzutreiben;

– mehr Stellplätze für Räder zu schaffen, etwa an Bahnhöfen, Haltestellen, in Einkaufszonen, vor Schulen und Kindergärten – auch auf Flächen, die heute als Parkplätze für Autos genutzt werden;

– die vorhandenen, mitunter maroden Radwege instandzusetzen und regelmäßig zu reinigen;

– massiver gegen Falschparker auf Radwegen vorzugehen.

Das „Radwende“-Bündnis mit Martin Krämer, Dominik Bald, Birgit Isfort und Martin Kraft stellte im „Botopia“ seinen Forderungskatalog vor.
Das „Radwende“-Bündnis mit Martin Krämer, Dominik Bald, Birgit Isfort und Martin Kraft stellte im „Botopia“ seinen Forderungskatalog vor. © Jürgen Stahl

Infrastruktur muss verbessert werden

„Es hat sich in Bochum in den vergangenen Jahren manches zum Guten entwickelt“, konstatieren Martin Krämer und seine Mitstreiter der „Radwende“. Es sei jedoch drängender denn je, diese positiven Ansätze zügig fortzuführen und die Infrastruktur für Radfahrer zu verbessern, um mehr Menschen zum Umstieg zu bewegen. „Die Politik muss sich dabei viel mehr trauen!“

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Der 10-Punkte-Katalog sei eine Grundlage, um mit den Entscheidungsträgern über Mittel und Wege zum Wandel von einer Auto- zur Fahrradstadt zu diskutieren. Das Papier wird Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) und den Ratsfraktionen übermittelt. Nicht zuletzt mit Blick auf die Kommunalwahl im Herbst hoffen die Rad-Aktivisten auf ein Entgegenkommen der Politik. Die ersten Signale der SPD sind positiv (siehe Info-Kasten).

Bürgerentscheid benötigte 13.000 Unterstützer

Bleiben die Fronten verhärtet, erwägt das Bündnis, einen Bürgerentscheid einzuleiten. 13.000 Unterschriften seien erforderlich, um den Rat zu zwingen, sich mit den Anliegen der Fahrradfreunde auseinanderzusetzen. „Diese Rad-Entscheide gibt es bereits in NRW. Und sie machen Mut“, sagt Martin Krämer. So sei etwa in Aachen erreicht worden, dass wesentliche Forderungen für eine fahrradfreundliche Stadt umgesetzt worden seien.