Bochum-Weitmar. Studierende leiten Musiktherapie im Heinrich-König-Seniorenzentrum in Bochum-Weitmar. Sie ist ausgelegt auf neurologische Erkrankungen.
Donnerstagvormittags ist der Geräuschpegel momentan ungewöhnlich hoch im Heinrich-König-Seniorenzentrum. In vier Wohnbereichen wird Musik gemacht – mit Instrumenten, Stimme und motorischem Körpereinsatz. Hinter der Wochenstunde, die am 31. Oktober zum ersten Mal stattgefunden hat, steckt ein ganz schön arbeitsintensives Projekt der Hochschule für Gesundheit. 16 Studierende, die gerade ihr Staatsexamen abgelegt haben und somit ausgebildete Therapeuten sind, haben diese andere Art der Musiktherapie zusammen mit der zuständigen Professorin Dr. Ellen Meyer entwickelt.
Musiktherapie-Projekt läuft interdisziplinär ab
Projektverlauf
Bereits seit dem 26. September bereiten die Studierenden der Hochschule für Gesundheit ihr musiktherapeutisches Projekt vor. Am 31. Oktober fand schließlich die erste Stunde im Seniorenzentrum statt.
Das Ende der gemeinsamen Sitzungen wird am 12. Dezember mit einer Abschlussveranstaltung gefeiert.
Für die Studierenden ist hier noch nicht Schluss: Ende Januar stellen sie ihr Projekt im Rahmen eines Symposiums vor, bei dem alle interdisziplinären Projekte der Hochschule ihre Arbeit präsentieren.
„Normalerweise wird eine Musiktherapie von Berufsmusikern durchgeführt, die therapeutische Lehrgänge besucht haben“, sagt Ellen Meyer, die einige Zeit als Logopädin praktiziert hat. Im Seniorenzentrum sind es Therapeuten, die die Musik in ihre Arbeit einbinden. Wichtig ist hierbei, dass das Projekt interdisziplinär abläuft: Sowohl Ergo- als auch Physiotherapeuten und Logopäden sind am Projekt beteiligt. So wird das breite Feld „Musik“ von ganz unterschiedlichen Seiten beleuchtet: Wie können zum Beispiel Rhythmusinstrumente selber gebaut werden? Welche könnten zum Lied passen? Und wie wird das Singen genutzt, um die Sprache zu aktivieren?
Um eine Basis für die Arbeit zu erhalten, hat die Gruppe aus Studierenden fünf Workshops gemacht. Dabei ging es zum Beispiel um Rollstuhl- oder Sitztanz, Animationsmöglichkeiten für Demenzkranke oder auch die musiktherapeutische Arbeit in einem Hospiz. „Dabei ist schon das große Engagement deutlich geworden“, sagt Ellen Meyer. Sie habe die Ukulele als schnell erlernbares Instrument vorgestellt, woraufhin sich einige direkt mit dem Üben befasst haben. So zum Beispiel Miriam Klu, die schon länger Gitarre spielt.
Herausfoderung: Vertrauen aufbauen und sich gegenseitig kennenlernen
Die Sitzungen sind auf Patienten mit neurologischen Erkrankungen wie etwa Demenz oder Parkinson ausgerichtet. So stehen die Studierenden neben der intensiven Vorbereitung zusätzlich vor einer ganz anderen Herausforderung: Sie müssen einen Zugang zu den Bewohnern finden. „Zum Projekt gehört auch, den Raum herzurichten und die Bewohner aus ihren Zimmern zu begleiten“, sagt Ellen Meyer. Manche seien sofort interessiert gewesen, andere bräuchten einige motivierende Worte. „Aber generell ist das Angebot freiwillig.“
In der ersten Stunde mussten sich die verschiedenen Gruppen deswegen erst einmal kennenlernen. Aufgabe der Studierenden war also, herauszufinden, was möglich ist für die Bewohner und welche Lieder sie gerne singen möchten. „Das ist eine ganz schöne Herausforderung. Wir müssen sehr deutlich vermitteln, dass wir Spaß haben und versuchen, die Leute mitzureißen. Sie wollen überzeugt werden“, sagt Maik Schrader. Er ist im Bereich Ergotherapie tätig. „Das erste Treffen war etwas holprig, aber heute lief es schon viel besser.“