Bochum-Oberdahlhausen. Rentner beschwert sich über mangelnde Infos der Stadt Bochum. Er selbst pflegt die Bäume auf Spaziergängen. Neubepflanzungen stehen noch aus.
Zehn Kilometer spaziert Peter Weißenfels am Tag. Rund um Oberdahlhausen. Oft dabei: seine kleine Elektrosäge und eine Gartenschere. Der Rentner macht quasi ehrenamtlich Baumpflegearbeiten. Befreit die Bäume in seinem Viertel von Rankenpflanzen wie Efeu. Und ärgert sich über Abholzungen.
Gefahr durch Efeubewuchs
Die schädigende Wirkung von Efeu ist umstritten. Die Haftwurzeln der Rankenpflanze können keine Nährstoffe aufnehmen und „saugen den Baum demnach nicht aus“, so betonen Experten vom BUND und der Landwirtschaftskammer.
Eine Konkurrenz um Licht für die Photosynthese findet nur bei extremen Bewuchs der Bäume statt (ist in Oberdahlhausen teilweise der Fall).
Für kleinere Bäume wie den Apfelbaum kann Efeu schneller zur Gefahr werden als für große Bäume wie Eiche oder Esche.
„Ich habe das Gefühl, dass die Stadt hier zu schnell Bäume fällt, wenn eigentlich Pflegearbeiten angebracht wären“, erklärt der gebürtige Selmer. Efeu kann für Bäume zu einer Gefahr werden, wenn er zu weit in die Krone oder auf die Äste des Baumes ausstrahlt. Dann muss der Baum eine zusätzliche Last tragen, kann brechen und bekommt ungewollten Schatten gespendet.
Nahrungsquelle für Eichhörnchen
Immer wieder beobachtet Peter Weißenfels Fällungen und unterschiedliche Markierungen an den Bäumen, die er sich nicht erklären kann. Er kann die Entscheidungen, wann ein Baum gefällt werden soll, und wann nicht, nicht wirklich nachvollziehen: „Teilweise werden tote Bäume stehen gelassen, die zu einer Gefahr für die Bürger werden könnten, aber dafür Haselnusssträucher abgeholzt. Die sind gerade jetzt aber eine wichtige Nahrungsquelle für Eichhörnchen“, meint Weißenfels.
Insbesondere klagt er die in seinen Augen schlechte Informationspolitik der Stadt an. Mehrmals habe er bereits bei Verantwortlichen der Stadt nachgefragt. „Entweder wusste man nichts oder war nicht zuständig“, sagt er. Peter Weißenfels wünscht sich, dass es nachvollziehbare Informationen über Fällungen in dem Gebiet gibt.
Politik sollte mehr agieren
Er hat aber auch das Gefühl, dass Dahlhausen ein wenig das Stiefkind des Bezirks Südwest ist. „Es gibt hier keinen wirklichen Ortskern und somit auch keinen Bürgertreff mehr. Wir müssen bei Gesprächen mit Verantwortlichen immer auf andere Bezirke ausweichen“, erklärt der Freizeit-Gärtner. Von der Politik fordert er, dass sie „nicht nur reagiert, sondern auch agiert.“
Zu viel werde immer noch für Autofahrer gemacht, wo es nicht nötig ist. „Der Stadt fehlt ein zeitgemäßes städtebauliches Gesamtkonzept“, sagt er. Ein Ort in seinem Bezirk stößt dem Rentner derzeit besonders sauer auf: An der Brachfläche Am Sattelgut/Ecke Hasenwinkeler Straße wurden bereits im letzten Frühjahr Bäume gefällt, die vom Borkenkäfer befallen waren. „Die versprochene Neubepflanzung der Stadt ist aber bis heute ausgeblieben“, ärgert sich Peter Weißenfels. Außerdem liegen die Baumstämme noch immer an derselben Stelle.
Bäume bleiben liegen
Die Stadt erklärt dazu: „Die Bäume sollen davor schützen, dass Unrat von Anwohnern in dem Bereich abgekippt wird. Mit der Bepflanzung soll spätestens im März begonnen werden“, versichert Nina Menken von der Pressestelle der Stadt. Was die Markierungen an den Bäumen bedeuten, konnte die Pressesprecherin aber auch nicht sagen.
In dem Bereich an der Hasenwinkeler Straße seien derzeit eigentlich keine weiteren Fällungen geplant. Peter Weißenfels wird die Entwicklungen sicherlich weiter beobachten. Und auch seine Säge wird auf den täglichen Touren sicherlich noch das eine oder andere Mal gegen Efeubefall an Bäumen zum Einsatz kommen.