Bochum-Dahlhausen. . In der Straße Am Sattelgut bietet eine Häuserzeile Platz für 50 Asylbewerber etwa aus Syrien und dem Kosovo. Die Stadt sucht händeringend nach Unterkünften.

„Ach, es ist doch so“, sagt die ältere Dame und schaut etwas nachdenklich. „Die Leute, die hier einziehen, haben soviel Elend in ihrem Leben gesehen. Die sind doch froh, wenn sie hier bei uns etwas in Ruhe leben können.“

So oder ähnlich sehen es die meisten Anwohner, die sich zu einem Rundgang durch eine völlig heruntergekommene Häuserzeile an der Straße Am Sattelgut eingefunden haben. Die fünf Häuser, alle im Besitz der Deutschen Bahn, standen lange leer. „Ich hab schon drauf gewartet, dass sie abgerissen werden“, sagt eine andere Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. Jetzt hat die Stadt die Häuser angemietet und dort elf Wohnungen eingerichtet, um einer Reihe von Flüchtlingen vorübergehend eine Unterkunft zu bieten.

Die Wohnungen sind in den letzten Tagen mit einer sogenannten „Erstausrüstung“ versehen worden. Schlicht, aber funktional sehen sie aus. Jedes Appartement mit einer Größe von 50 bis 70 qm verfügt über das Nötigste: Etagenbetten, eine Küche, ein Bad und eine Waschmaschine. „Das ist keine Luxusklasse, es geht um eine Notunterkunft“, stellt Sozialarbeiter Michael Mijal klar. 50 Personen sollen hier vorübergehend eine Bleibe finden, einige von ihnen haben vorher bereits in der Lewackerschule gewohnt.

Sozialarbeiter lebte einst selbst im Übergangsheim

Bereits im September wurde in Querenburg eine ähnliche Wohnstätte eröffnet. Dort hat die Stadt VBW-Häuser gemietet.
Betreut werden die Asylbewerber von Sozialarbeiter Michael Mijal. Vor 25 Jahren kam er aus Polen nach Deutschland. „Im Alter von 10 bis 14 Jahren habe ich in einem Übergangsheim gelebt. Das prägt sehr.“

Die ersten Bewohner sind eine siebenköpfige Familie aus dem Kosovo. Weitere Asylbewerber etwa aus den Kriegsgebieten in Syrien werden folgen. Wie lange sie bleiben, das lasse sich pauschal nicht sagen. Manchmal könne es ein halbes Jahr dauern, bis über die Asylanträge entschieden sei, so Mijal.

Nachbarn sind neugierig

Solche Unterkünfte bereit zu stellen, gehöre zu den „Pflichtaufgaben der Kommunen“, betont Ralf Zyla, der im Rathaus seit 25 Jahren für die Flüchtlingsarbeit zuständig ist. Händeringend suche die Stadt nach Möglichkeiten einer Unterbringung. Allein von September bis November hätten 336 Personen einquartiert werden müssen. „Wir brauchen jeden Platz.“ Allerdings laufe der Mietvertrag mit der Bahn als Eigentümerin der Häuser nur ein halbes Jahr: „Dann sehen wir weiter.“ Die Dahlhauser Bürger schauen sich die Unterkünfte ihrer zukünftigen Nachbarn neugierig an. Kritische Stimmen hört man nur am Rande. Warum die Kita-Gebühren steigen, während zeitgleich genug Geld für die Renovierung dieser Räume da sei, möchte eine junge Mutter wissen.

Andere bieten direkt ihre Hilfe an. „Ich kann einen Teppich vorbei bringen, ehe ich ihn zum Flohmarkt trage“, überlegt eine Dame. Übertriebene Angst vor Fremden kennt sie nicht: „Wir hier im Südwesten sind ein weltoffenes Volk.“