Bochum. Am Schauspielhaus hat Tschechows „Iwanow“ Premiere. Regisseur Simons setzt auf starkes Schauspielertheater und einen prominenten Hauptdarsteller.
Die Theaterfreunde in Bochum fiebern dem 18. Januar entgegen: Endlich ist es soweit, die Premiere von Anton Tschechows „Iwanow“ steht im Programm des Schauspielhauses! Johan Simons inszeniert, und der Intendant hat in den letzten Wochen immer wieder betont, wie wichtig ihm gerade diese seine Auseinandersetzung mit einem Stück ist, das er in seiner langen Theater-Karriere erstmals in Angriff nimmt
Das war der Startpunkt für „Iwanow“ in Bochum
Das hat zwei Gründe. Der erste liegt in Tschechows Kunst selbst. „Wir alle finden uns in den Figuren und Geschichten wieder“, sagt Simons. Der zweite ist sein Hauptdarsteller: Jens Harzer. Mit dem Träger des Iffland-Rings (bester Schauspieler deutscher Zunge) pflegt Simons eine lange Arbeitsbeziehung.
Es sei erklärte Absicht und die persönliche Übereinkunft beider, jedes Jahr ein Stück gemeinsam zu stemmen. „Als ich Jens fragte, welchen Tschechow er sich mit mir vorstellen könnte, sagte er sofort ,Iwanow’“, erinnert sich Simons an den Startpunkt für seine nach „Hamlet“ und „Woyzeck“ (zunächst in Wien, ab März in Bochum) zweite Großproduktion in seiner zweiten Schauspielhaussaison.
Tschechow steht für filigrane Sprachkunst
Tschechow zu inszenieren ist wegen dessen filigraner Sprachkunst und fein getuschten Personenzeichnung für jeden Regisseur eine dankbare Aufgabe. Dessen poetischer Symbolismus steht in Abgrenzung zum schweren, realistischen Theater à la Gerhart Hauptmann, Tschechow-Dramen zeigen Schwebezustände des Menschlichen, wenn auch humoristisch unterfüttert.
So auch „Iwanow“. Der Titel-Antiheld (Jens Harzer) kennt sich selbst nicht mehr. Nach dem Studium war er voller Tatkraft, längst aber ist alle Energie verpufft. Und er weiß nicht, warum und wohin. Vor fünf Jahren hat er Anna (Jele Brückner) geheiratet, aber die ist nun an TB erkrankt und hat nicht mehr lange zu leben. Um sich abzulenken, besucht er seinen Freund und Gläubiger Lebedew.
Der Mensch: unerträglich und lachhaft
Dessen Tochter Sascha (Gina Haller) ist jung, leidenschaftlich, freidenkend. Sie ist davon überzeugt, dass ihre Liebe zu Iwanow ihn wieder aufrichten wird. Raus aus der Enge! Doch daraus wird nicht: Iwanow kriegt die Kurve nicht, wie man heute flapsig sagen würde. Er selber findet sich schließlich unerträglich und lachhaft. Er will alle Pläne abblasen. Doch als auch dieser Versuch scheitert, bleibt ihm nur noch eine letzte Möglichkeit, um nicht auch noch das Leben Saschas zu zerstören…
„Iwanow“ als Symbol der Unlust
Das Leben in seiner ganzen Absurdität zu zeigen, war Tschechow Absicht. Johan Simons’ Weltsicht ist ähnlich: „Der Mann Iwanow wird zum Symbol einer bis heute nachvollziehbaren Unlust, sein eigens Leben in die Hand zu nehmen“, sagt Simons. Das habe ihn an der Figur fasziniert, die sehr zeitgemäß sei, „fast eine heutige Figur“. Menschen wie Iwanow lösen keine Fragen, sie brechen unter der Last zusammen - wie es dazu kommen kann, das erkundet die Inszenierung.
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Jens Harzer zeigt Iwanow als erschöpften Mann, der sich selbst nicht begreift und letztlich resigniert. Aber das Leben geht das nichts an. Es stellt ihm seine gesetzmäßigen Forderungen, und ob er will oder nicht, er muss die Fragen lösen.
Gespielt wird in einer wieder von Johannes Schütz („Hamlet“, „Jüdin von Toledo“) gebauten Bühnenlandschaft, die, konkret und abstrakt zugleich, einen offene Raum für die Schauspieler/innen bietet, die sich während des Spiels beständig auf der Bühne versammelt sind. Johan Simons verspricht „großes Schauspielertheater mit einem Riesenstoff“. Bochums Theaterfreunde sind sehr gespannt!
Termine und Karten
Premiere 18.1., 19.30 Uhr, Großes Haus (nur noch wenige Restkarten). Spieldauer: 3:30 Stunden (mit Pause). Weitere Aufführungen 22., 26., 27. Januar, 9., 12., 15., 22., 23. Februar. Karten & Info 0234 / 3333 5555
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