Bochum-Süd. Der Bergbauwanderweg wird bis 2022 neu gestaltet. Vor allem die jüngere Generation soll erfahren, wie ihre Vorfahren hier einst schuften mussten.
Tradition verpflichtet – auch im Bochumer Süden. Mehr als 30 Jahre ist es her, seit die Bezirksvertretung Süd den Entschluss fasste, einen historischen Bergbauwanderweg anzulegen, in dem auf 33 Hinweistafeln in Stiepel, im Lottental, am Stausee und Rauendahl an die weitgehend vergessene Ära des Bergbaus im Stadtbezirk Süd erinnert wird. Der Wanderweg ist stolze 22 Kilometer lang und bietet in landschaftlich reizvoller Umgebung viel Wissenswertes über die Geschichte unserer Vorfahren, deren Leben nicht selten vom schweren Schuften unter Tage geprägt war.
Die weißen Hinweistafeln im Holzrahmen, die seither entlang der Wege aufgestellt sind, kennt jeder, der gern im Bochumer Süden spazieren geht. Doch der Zahn der Zeit nagte schwer an ihnen: Einige Tafeln waren völlig verblichen, andere wurden überklebt, übermalt, besprüht oder entwendet. „Auch die Begriffe, die teilweise auf den Tafeln verwendet wurden, waren nicht mehr zeitgemäß“, sagt Wilhelm Hensing vom Stiepeler Verein für Heimatforschung. Was die Kumpel einst unter „Abteufen“ verstanden, gehört halt nicht mehr zum Sprachschatz jedes jungen Bochumers.
Tafeln müssen komplett überarbeitet werden
Doch um gerade auch jüngere Generationen an die spannende Zeit des Bergbaus heranzuführen und den schönen Wanderweg wieder flott zu machen, haben der Knappenverein Schlägel & Eisen und der Stiepeler Verein für Heimatforschung im Jahr 2017 alle Tafeln erfasst und eine Zustandsbeschreibung dazu erstellt. Das Ergebnis: Die Tafeln müssen komplett überarbeitet werden – nicht nur wegen des baulichen Zustands, sondern eben auch inhaltlich.
Die Bezirksvertretung Süd beschloss daraufhin, finanzielle Mittel bereitzustellen, um jedes Jahr fünf Tafeln erneuern zu können. Zehn Tafeln wurden bereits ausgetauscht, fünf weitere sind jetzt hinzu gekommen. So erinnern sie am Bliestollen nahe des Malakowturms etwa an den Gahlenschen Kohlenweg, der einst hier verlief, und an die Zechen Preußischer Zepter, eine der ältesten Zechen im Bochumer Raum, die bis 1873 existierte.
Das Smartphone verrät weitere Hintergründe
Voraussichtlich im Jahr 2022 soll der Bergbauwanderweg komplett erneuert sein: Dann soll auch ein Buch oder eine Broschüre mit sämtlichen Informationen zu den einzelnen Tafeln erscheinen. Bereits jetzt ist es möglich, mittels QR-Codes auf den Hinweistafeln weitere Hintergründe via Smartphone zu erhalten.
Die neuen Infotafeln seien vor Vandalismus besser geschützt als die alten, berichtet Wilhelm Hensing vom Stiepeler Verein für Heimatforschung. „Die sind viel leichter zu reinigen als früher. Leider gibt es ja immer irgendwelche Deppen, die meinen, dort unbedingt etwas drauf schmieren zu müssen.“
Gute Nachricht von den Stadtwerken
Inhaltlich völlig neu gestaltet wurden die Infoschilder von Dietmar Bleidick von der Fakultät für Geschichtswissenschaften der Ruhr-Uni, der sämtliche Texte auf den Tafeln verfasste. Schon lange setzt er sich dafür ein, die Erinnerung an den Bergbau im Bochumer Süden und im ganzen Ruhrgebiet nicht verblassen zu lassen: „Das soll nicht nostalgisch verklärt ‘rüber kommen oder bloß die schöne alte Zeit beschwören“, sagt er. „Es geht darum, zu erklären, worauf sich die Tradition des Ruhrgebiets begründet, denn das hier ist schließlich unsere Heimat.“ Und nebenbei solle gerade jungen Menschen deutlich gemacht werden, was für ein Glück es ist, heutzutage nicht mehr im Bergbau knechten zu müssen – ganz anders als die Großväter es einst taten.
Zur feierlichen Einweihung der neuen Hinweistafeln bringt Bezirksbürgermeister Helmut Breitkopf (SPD) eine gute Nachricht mit: „Die Stadtwerke wollen das Projekt mit 25.000 Euro unterstützen“, sagt er. „Somit wird es möglich sein, noch einige weitere Tafeln aufzustellen.“ Knapp über 40 Hinweisschilder sollen es am Ende werden. Zur Feier des Tages stimmen die Mitglieder des Knappenvereins Schlägel & Eisen am Bliestollen gut gelaunt das Steigerlied an. Darauf ein Schnäpschen.