Bochum-Sundern. Der MGV Glückauf Bochum-Sundern findet keinen Nachwuchs. Das Vereinslokal ist geschlossen, die Kirche als Hauptauftrittsstätte wird verkauft.
Der Männergesangverein Glückauf Sundern löst sich nach 90 Jahren auf. Der Altersdurchschnitt ist mit 80 Jahren zu hoch. Nur noch zwölf der 35 Mitglieder sind aktive Sänger, frisches Blut ist nicht in Sicht. Ein Schicksal, dass der MGV mit vielen traditionellen Chören teilt.
Erschwerend aber kommt hinzu: Das Vereinslokal „Zum Wienkopp“, wo der Chor geprobt hat, ist seit Mai geschlossen. Und die „Kirche zum Guten Hirten“, Hauptauftrittsstätte der Sänger, wird verkauft.
Mit anderem Chor zusammengeschlossen
Zuletzt hatte sich der MGV mit der Sängervereinigung Röhlinghausen aus Herne zusammengetan, um überhaupt noch genügend Stimmen zur Verfügung zu haben. „Die löst sich auch auf“, erklärt Manfred Exner, Vorstandsmitglied aus Sundern.
In seinen besten Zeiten hatte der MGV Glückauf 120 Mitglieder, das war vor 15 Jahren. Anerkennung und ein Höhepunkt des lebendigen Chorlebens war die Verleihung des Titels „Leistungschor des Landes-Chorverbandes NRW“ im Jahre 1999. Dabei haben sich die Aktiven bemüht, auf der Höhe der Zeit zu bleiben, um mehr Publikum anzuziehen, „Wir beschränkten uns längst nicht mehr nur auf altes Liedgut, sondern haben auch beliebte Schlager ins Repertoire übernommen, etwa von Udo Jürgens oder Peter Maffay“, sagt Exner.
Dennoch, so ergänzt der Schriftführer, sei der Chor zuletzt immer schwächer geworden. „Für den Ersten Tenor haben wir einen 88-jährigen und einen 75-jährigen Sänger. Wenn da einer kurzfristig erkrankt, gibt es keinen Ersatz. Bei unserem Altersdurchschnitt kann man nicht erwarten, dass jeder immer präsent ist. Auftritte sind also kaum noch planbar.“
Keine Probemöglichkeit mehr
Die letzten Auftritte waren anlässlich des 90-jährigen Bestehens im Frühjahr in der Kirche in Sundern und dann noch einmal Ende Juni. „Da unser Vereinslokal im Mai endgültig dicht gemacht hat, konnten wir auch nicht mehr proben.“
Die evangelische Kirchengemeinde Bochum-Linden trennt sich schweren Herzens von ihrem Gotteshaus. Im Herbst 2018 beschloss das Presbyterium die mittelfristige Schließung der Kirche „Zum guten Hirten“ für Ende 2019 oder auch etwas darüber hinaus. Hintergrund war ein im Winter 2018 aufgetretener größerer Wasser- und Ölschaden im Hause. Dieser machte die Gemeinderäume unter der Kirche nicht mehr nutzbar.
Kulturveranstaltungen in der Kirche
Bis zur Schließung finden in der Kirche zum Guten Hirten (Weitmarer-Holz-Straße 34) Kulturveranstaltungen statt. Die nächste findet am Sonntag, 8. September, um 17 Uhr statt.
Zu Gast ist Kirchenkabarettistin Ulrike Böhmer als „Erna Schabiewsky“. Die gebürtige Iserlohnerin präsentiert ihr kurzweiliges Programm „Erna übernehmen sie“. Eintritt: 10 Euro an der Abendkasse.
Die Gemeinde hat aber kein Geld, um den Schaden, der sich laut Kostenvoranschlag im höheren fünfstelligen Bereich bewegt, zu beheben. Seit inzwischen 13 Jahren finanziert der heutige „Verein der Freunde und Förderer der Kirche ,Zum Guten Hirten’ mit 14.000 Euro jährlich den Unterhalt des Gebäudes.
Kirchengebäude wird nicht abgerissen
Es gibt einen Interessenten, der in das Haus eine Wohnung für seine in Bochum lebenden Eltern einbauen will. Er kam zum Zuge, da alle anderen Interessenten das idyllisch gelegene Gemeindezentrum in der Nähe der Sternwarte abreißen und das Gelände neu bebauen wollten. In die Sache kommt auch Bewegung. „Die Bauanfrage an die Stadt Bochum läuft“, erklärte Pfarrerin Angelika Hövermann vor rund einem Monat.