Bochum-Langendreer. Weil die Christuskirche in Bochum-Langendreer Heiligabend überfüllt war, kamen einige Menschen nicht hinein. Sie klagen über verschlossene Türen.
Hat die evangelische Gemeinde in Bochum-Langendreer die Christuskirche im Dorf beim Nachmittagsgottesdienst an Heiligabend wegen Überfüllung einfach abgeschlossen? Diesen Vorwurf macht eine WAZ-Leserin. Die Kirchenvertreter selbst weisen diese Beschuldigung von sich – allerdings mit einer Einschränkung.
Gemeindemitglied in Bochum-Langendreer fühlt sich ausgesperrt
„Wir wollten zum Gottesdienst um 16.30 Uhr und wurden als Gemeindemitglieder an Weihnachten ausgesperrt“, berichtet unsere Leserin Mayleen Wenks von ihrem Erlebnis an Heiligabend vor der Christuskirche. Hinein kam sie nämlich nicht. „Die Türen waren abgeschlossen, tatsächlich versperrt“, schildert sie die Situation aus ihrer Sicht. „Innen ein Haufen Leute, draußen dackelten Familien schockiert ab.“
Schilder weisen drauf hin: „Kirche wegen Überfüllung geschlossen“
Die evangelische Gemeinde stellt die Situation etwas anders dar. „Die Kirche war eindeutig voller als im vergangenen Jahr“, beschreibt Jörg-Martin Höner, Pfarrer der evangelischen Gemeinde Langendreer, den Andrang an Heiligabend. „Es waren bestimmt 370, 380 Leute in der Kirche, viele von ihnen mussten stehen.“ Irgendwann habe man Schilder außen an die Kirchentüren befestigt: „Kirche wegen Überfüllung geschlossen.“ Die Türen seien daher geschlossen werden.
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Seitentür klemmt und ist nur schwer zu öffnen
Die Seitentür zur Alten Bahnhofstraße hin sei aber nicht abgeschlossen gewesen. „Allerdings klemmt sie und man muss schon ein bisschen Kraft anwenden, um sie zu öffnen“, kann sich Pfarrer Höner vorstellen, dass dadurch vielleicht der Eindruck entstanden sein kann, sie sei abgeschlossen.
Unschöne Szenen am Seitenangang
Küsterin Bärbel Kenig-Koopmeiners stand die ganze Zeit innen an der Tür. Sie berichtet von unschönen Szenen am Seiteneingang. „Wir mussten einige Menschen abweisen“, sagt sie. Viele hätten es verstanden und eingesehen, aber nicht alle. „Der Gottesdienst hatte schon angefangen, als ein Mann laut gegen die Tür trat und hineingelassen werden wollte. Mit wüsten Beschimpfungen ist er dann gegangen.“ Bärbel Kenig-Koopmeiners kennt das. „Ich bin seit 26 Jahren Küsterin und schon oft beschimpft worden.“
Mehr Gottesdienste
Um den zu erwartenden großen Andrang an Heiligabend in den Griff zu bekommen, hatte die evangelischen Gemeinde Langendreer extra mehr Gottesdienste angeboten. So fanden bereits um 15 Uhr Krabbelgottesdienste statt – sowohl in der Christuskirche als auch in der Michaelkirche in Kaltehardt. Trotzdem kamen um 16 Uhr (Michaelkirche) und 16.30 Uhr (Christuskirche) mehr Menschen, als die Gotteshäuser fassen können.
„Wir freuen uns natürlich, dass die Gottesdienste so gut besucht werden. Schade, dass wir nicht genug Platz für diesen Ansturm haben“, sagt Pfarrer Thomas Vogtmann. „Wir wollen natürlich niemanden wegschicken.“ An Silvester (17 Uhr, Michaelkirche, Birkhuhnweg 2) wird das wohl nicht geschehen. „Dann ist der Andrang erfahrungsgemäß nicht ganz so groß.“
Bärbel Kenig-Koopmeiners beteuert, dass die Sicherheit der Besucher der Christuskirche in Langendreer-Dorf zu jeder Zeit gewährleistet gewesen sei. Denn auch die andere Seitentür, zur ehemaligen Kirchschule hin, sei geöffnet gewesen. Das Haupttor zur Seite hin jedoch – und jetzt kommt die anfangs erwähnte Einschränkung – sei verschlossen gewesen. „Auf Anordnung des Presbyteriums“, sagen Höner und Kenig-Koopmeiners unisono. „Der Schlüssel steckte aber von innen und es stand auch immer eine Person daneben“, so die Küsterin weiter.
Presbyterium ließ die Tür abschließen – „aus Sicherheitsgründen“
Presbyter Frank Gisselmann bestätigt: „Wir haben das so entschieden. Die Tür wurde aus Sicherheitsgründen geschlossen.“ Um dem Andrang Herr zu werden. Noch mehr hätten nicht in die Kirche gepasst. „Sie war aber nur für fünf Minuten verschlossen“, sagt Gisselmann, „danach haben wir sie wieder geöffnet. Allein, weil auch wieder welche raus wollten. Denen war es zu voll.“
Manöverkritik steht im Januar an
Pfarrer Höner als Vorsitzender des Presbyteriums gibt an, von dem Abschließen der Tür nichts gewusst zu haben. „Ich hatte mit der Predigt genug zu tun.“ Generell hält er das Abschließen von Türen während einer Kirchenveranstaltung „für eine gefährliche Kiste“. Große Fehler sieht er bei seiner Gemeinde nicht. Dennoch werde das Thema sicher bei der nächsten Versammlung des Presbyteriums im Januar angesprochen. „Wir werden dann ohnehin über den Ablauf der Weihnachtsgottesdienste reden und daran bestimmt nicht vorbeikommen.“