Bochum. „A Tribute to Johnny Cash“ zählt zu den erfolgreichsten Schauspielhaus-Aufführungen aller Zeiten. Nun lebt sie im Musikforum Bochum wieder auf.

Über 100 Vorstellungen, das schaffen am Schauspielhaus Bochum die wenigsten Stücke. „A Tribute to Johnny Cash“ gehört dazu, und man muss tief in den Annalen graben, um Aufführungen zu finden, die diese „magic line“ jemals geknackt haben.

Der Super-Dauerbrenner mit Thomas Anzenhofer in der Titelrolle taucht längst nicht mehr im Spielplan des Theaters auf, gleichwohl ist das Interesse an der formal und musikalisch überzeugenden Inszenierung ungebrochen – beim Publikum wie bei den Akteuren gleichermaßen.

Ende Mai 2020 ist es soweit

So dürfen sich jetzt beide Seiten freuen, denn tatsächlich erwacht „Johnny Cash“ nochmal in Bochum zu leben. Wenn auch nicht im Schauspielhaus, so im Anneliese-Brost-Musikforum. Am letzten Mai-Wochenende 2020 ist es soweit.

„Bob Dylan“ (Oliver Möller) und „Johnny Cash“ Thomas Anzenhofer (Bildmitte) singen „Girl From The North Country“. So war es bereis 2008.
„Bob Dylan“ (Oliver Möller) und „Johnny Cash“ Thomas Anzenhofer (Bildmitte) singen „Girl From The North Country“. So war es bereis 2008. © Birgit Hupfeld

Wie aber kommt es dazu, dass sich Anzenhofer noch einmal die schwarze Gibson umhängt und Country- und Rock-Klassiker wie „Folsom Prison“, „I Walk the Line“ und „Jackson“ anstimmen wird? Möglich gemacht hat es ein Deal zwischen Sven Nowoczyn und dem Theater. Der Bochumer Veranstalter (Rotunde) war ab 2003 bei der „Johnny-Cash“-Show mit dabei, das Stück hat ihn bis heute nicht losgelassen.

Im Musikforum gut aufgehoben

„Schließlich konnte ich die Aufführungsrechte vom Schauspielhaus übernehmen, inklusive aller Requisiten und Kulissen“, sagt der Bochumer.

Bei der Suche nach einem guten Ort für die Wiederaufnahme sei man schnell aufs Musikforum gekommen: „Ein toller Saal, wir sind sehr froh, dass wir dort spielen können.“ Die Bühne soll wie im Theater gestaltet werden, heißt: mit Kulissen, schwarze Rückwand und „dunkel“. „Wir werden die komplette Theater-Lichttechnik einbringen und alles dem Großem Haus nachempfinden“, verspricht der Organisator.

Rolle der „June Carter“ ist noch offen

„Wir“, das ist neben Nowoczyn (für Karsten Riedel) am Schlagzeug die Original-Band von damals mit Gregor Hengesbach und Ingmar Kurenbach (Gitarren, Gesang), Torsten Kindermann (Gesang, Klavier, Saxofon) und Jan Sebastian Weichsel (Bass, Geige).

Thomas Anzenhofer und Oliver Möller mimen wie gehabt „Johnny Cash“ und „Bob Dylan“, wer die „June Carter“ spielt, ist noch offen. Damals war es Karin Moog, Mitglied im neuen Johan-Simons-Ensemble. Sie werde die Rolle nicht übernehmen können, sagt Nowoczyn. Möglicherweise kehrt Schauspielerin Dagny Dewath für die zwei Auftritte nach Bochum zurück.

Hier gibt’s Karten

Die „A Tribute to Johnny Cash“-Shows finden an Samstag, 30. Mai 2020, um 20 Uhr und am Sonntag, 31. Mai, um 18 Uhr im Anneliese-Brost-Musikforum, Marienplatz 1, statt.

Kartenvorverkauf (35 und 30 Euro) in der Tourist-Info, Huestraße 9 (0234 963 020), und an der Konzertkasse des Musikforums (0234 910 8666).

In der Regie des damaligen Schauspielhaus-Regieassistenten Arne Nobel, der später das Theater Rottstraße mit begründete, war der Cash-Abend vor 16 Jahren mehr durch Zufall entstanden: mit einer Begegnung in der Garderobe. Nach dem Tod von Johnny Cash 2003 begann Thomas Anzenhofer, langjähriges Ensemblemitglied am Schauspielhaus, damit, dessen Songs („mit Lagerfeuer-Diplom“) auf der Gitarre nachzuspielen: „Ich saß in der Garderobe meines Kollegen Bernd Rademacher und spielte, als der Dramaturg Holger Weimar ‘rein kam und sofort die Idee hatte: Lass’ uns einen Cash-Abend machen!“, erinnert sich Anzenhofer.

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Gesagt, getan: Die Premiere in den Kammerspielen war ein derartiger Erfolg, dass künftige Vorstellungen bald ins doppelt so große Schauspielhaus verlegt werden mussten. Der Rest ist Bochumer Theatergeschichte. Die Legende lebt, bis heute.

Nun gesellen sich den über 100 Cash-Shows zwei weitere zu. Aber ist das ein Wunder? Ein „Ring of Fire“ verliert halt nicht so leicht an Brennkraft.