Bochum. . Seit sagenhaften 100 Vorstellungen wird der legendäre Countrysänger im Schauspielhaus gefeiert. Am Sonntagabend steigt die große Jubiläumsshow.
Die 100. Vorstellung, der Wahnsinn! Man muss tief in den Annalen des Theaters graben, um Aufführungen zu finden, die diese magische Grenze jemals geknackt haben (siehe unten). Doch das „Tribute to Johnny Cash“ ist ein solcher, seltener Super-Dauerbrenner.
Zur großen Jubiläumsshow am Sonntag im (naturgemäß) fast ausverkauften Schauspielhaus wird sich Thomas Anzenhofer also zum 100. Mal die schwarze Gitarre umhängen und eine Reihe von Country- und Rock-Songs anstimmen, die dem Publikum seit der Premiere im Jahr 2008 immer mehr am Herzen hängen. „Es gibt Leute, die waren in 35 oder 40 Vorstellungen“, sagt Anzenhofer. „Kaum zu glauben.“
Dabei fing alles ganz harmlos an: mit einer Begegnung in der Garderobe. Nach dem Tod von Johnny Cash im Jahr 2003 begann Thomas Anzenhofer, langjähriges Ensemblemitglied, damit, seine Songs („mit Lagerfeuer-Diplom“) auf der Gitarre nachzuspielen: „Ich saß in der Garderobe meines Kollegen Bernd Rademacher und spielte, als der Dramaturg Holger Weimar ‘rein kam und sofort die Idee hatte: Lass uns einen Cash-Abend machen!“
Cash-Abend als Sprungbrett
Unter Leitung des damaligen Regieassistenten Arne Nobel, der später das Rottstr.-5-Theater mitbegründete, entstand der Cash-Abend. Anzenhofer, der stimmlich erstaunlich nah an Cashs tiefe Tonlage heran kommt, spielte den „Man in black“, Karin Moog seine Frau, Oliver Möller den jungen Dylan.
Die Premiere in den Kammerspielen war ein dermaßen großer Erfolg, dass künftige Vorstellungen bald ins größere Schauspielhaus verlegt werden mussten. Auch für die Musiker um Karsten Riedel, Jan-Sebastian Weichsel und Torsten Kindermann war der Cash-Abend das Sprungbrett schlechthin. „Von uns hatte vorher keiner Erfahrungen mit Theater“, sagt Kindermann. „Aber darauf haben wir uns eine richtige Existenz als Theatermusiker aufgebaut.“ Für den viel beschäftigten Karsten Riedel übernahm Sven Nowocyn den wichtigen Job am Schlagzeug.
Wie Cash den Hauptdarsteller veränderte
Leicht dreckig und rotzig ist der Abend geworden – mit einem düsteren, zu Herzen gehenden Ende: Cash war schnell Kult. Neben den 100 Vorstellungen an der Königsallee gab es noch andere: etwa beim Zeltfestival oder bei BO-Total.
Und der Cash-Abend hat seinen Hauptdarsteller verändert. „Ich merke immer mehr, wie viel mir die Musik bedeutet“, meint Anzenhofer. „Vielleicht bin ich dadurch auch etwas sanftmütiger geworden.“ Übrigens sind auch Cash-Tourneen nicht ausgeschlossen: Das Schauspielhaus hat vor zwei Jahren die Rechte an dem Abend an die Musiker abgetreten. „Vielleicht starten wir bald die Tour durch deutsche Heilbäder“, lächelt Anzenhofer. „Bis ich eines Tages mit Rollator auf die Bühne gekrochen komme.“
Zur 100. Vorstellung am Sonntag (3.4., 19 Uhr) werden Karsten Riedel und Oliver Möller als Gäste erwartet. Und es gibt zahlreiche Überraschungen! Restkarten: 0234 / 33 33 55 55.
100 Vorstellungen schaffen nur die wenigsten
Mehr als 100 Vorstellungen: Das gab es seit der Zeit von Claus Peymann nur sehr selten. Ungeschlagen: Das Kinderstück „Schule mit Clowns“ (mit Wolfgang Feige ab 1980 im Foyer der Kammerspiele) schaffte 159 Vorstellungen. „Klassenfeind“ (Premiere 1981) mit Matthias Redlhammer in einer Bearbeitung von Willi Thomczyk lief stolze 104 Mal.
Laufstark zudem: „Unsere Republik“ (95 Mal), „Norway today“ (89), „Die Hermannsschlacht“ (86), „Harold und Maude“ (82), „Warten auf Godot“ (77), „Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt)“ (74), „Der Parasit“ (72), „Sassabum“ (71), „Tana in Moskau“ (68), „Bochum“ (63), „1979“ (63) und „Pizza Pazza“ (61).