Bochum-Bergen. Die CDU-Ratsfraktion hakt bei der Untersuchung der ungewöhnlichen Barackenanlage an der Bergener Straße nach. Sie ist als Denkmal eingestuft.
Keine wissenschaftliche Aufarbeitung, kein Sanierungskonzept: Zum Thema „Zwangsarbeiterlager an der Bergener Straße“ legt die CDU im Rat auf Initiative des früheren Bezirksfraktionsvorsitzenden Heinrich-August Mikus mit einer detaillierten Anfrage nach. Eine Antwort der Verwaltung steht seit geraumer Zeit aus.
Denn vergleichbare Objekte in der Stadt sind bereits untersucht worden, wie am Blumenfriedhof oder am Kohlegräberland, dem alten Kirmesplatz in Gerthe die Aufarbeitung in Zusammenarbeit von Schulen mit dem Stadtarchivzeigte. „Wird eine wissenschaftliche Begleitung der Barackensiedlung an der Bergener Straße 116 a - 116 i aus historischer Sicht überhaupt angestrebt oder geht es nur um bauliche Substanzerhaltung? Beinhaltet das Sanierungskonzept auch den inhaltlichen Teil der Gedenkstätte?“, formuliert es Ratsmitglied Angelika Dümenil erneut. „Noch 2019 sollte mit der Detailplanung und der Umsetzung der Sanierung begonnen werden. Dazu sind weitere Abstimmungsprozesse innerhalb der Verwaltung notwendig“, erfuhr sie. „Wie weit sind diese Planungen am Ende des Jahres 2019?“ fragt sie daher weiter.
Sanierung abhängig von der künftigen Nutzung
Die Stadt wartet auf die Kostenschätzung zur Sanierung der Baracken an der Bergener Straße. Auch eine Zukunft als Künstlerdorf werde noch geprüft. Rein wirtschaftlich will das Liegenschaftsamt bei der Erhaltung der Siedlung jedenfalls nicht vorgehen, der Denkmalaspekt wird demnach nicht angetastet. Grob fasst die Verwaltung die Möglichkeiten für die Zukunft der ungewöhnlichen Barackenanlage als „Atelier und Künstlerdorf, als begehbare Gedenkstätte mit Museumscharakter oder als Wohnsiedlung“ zusammen.
Zunächst sollte ein Sanierungskonzept für die seit 2003 als Denkmal geschützte Siedlung aufgestellt werden, denn nur die einfachsten Instandhaltungsarbeiten sind offenbar in den vergangenen Jahren vorgenommen worden. 20 Wohnungen in den Baracken sind vermietet, acht stehen leer. Seit 2017 ist keine der Wohnungen neu belegt worden, schriftliche Mietanfragen gab es im Rathaus nicht. Vollständig leer steht außerdem laut der Analyse das kleinste Gebäude an der Bergener Straße 116 i. Es wurde wohl als Wachstube oder Kommandantur genutzt.
Gedenkstätte, Künstlerdorf oder Wohnsiedlung
Bei dem Ensemble aus eingeschossigen Baracken in Ziegelbauweise handelt es sich um eines der letzten bekannten Beispiele dieser Art bundesweit, denn üblich waren Holzbaracken. Ein Architekten- oder Ingenieurbüro sollte die Kosten bis zum Sommer 2019 präsentieren.
Dabei erwartete die Stadtverwaltung auch eine Bestandsaufnahme der Gebäude und ihres baulichen Zustandes. Die künftige Nutzung der Baracken sollte deshalb auch noch eingehender als Sanierungsvariante untersucht werden. Nach dieser Abstimmung sollte eigentlich noch 2019 mit einer detaillierten Planung und Sanierungsarbeiten begonnen werden. Das Stadtarchiv sollte bei der Abstimmung über die Zielrichtung der Überholung als Gedenkstätte, Künstlerdorf oder Wohnsiedlung eingeschaltet werden. Auch, ob die Baracke der ehemaligen Wachstube, das Haus 116 i, vorrangig saniert und dann als eine Begegnungsstätte und erster Ort des Gedenkens eingerichtet werden kann, sollte davon abhängig sein.
Das Liegenschaftsamt hatte demnach schon geraume Zeit keine Neuvermietung angestrebt, um eine Sanierungsstrategie entwickeln zu können. Die Wohnbaracken in Einfach-Bauweise bieten sich auch gar nicht zur Neuvermietung an, müssten instandgesetzt werden.