Bochum-Gerthe. . „Kohlengräberland“ forderte Denkmalschutz für zwei Flächen im Bochumer Norden. Die Stadt will diese Flächen nun als Bodendenkmäler eintragen.

Die Schülerinitiative „Kohlengräberland“ ist auf dem besten Weg, die Erinnerungskultur in ihrem Stadtteil maßgeblich zu prägen. Die Recherchen der jungen „Kohlengräber“ zeigten, dass auf dem heutigen Kirmesplatz während der NS-Herrschaft ein Zwangsarbeiterlager war. Überreste von einem Stacheldrahtzaun, der damals die Gefangenen am flüchten hinderte, sind noch heute zu sehen. Einige Opfer von damals liegen auf umliegenden Friedhöfen begraben. Außerdem stießen die Schüler auf Dokumente über eine neolithische Siedlung auf Höhe des Hiltroper Hillerberges. Sie wurde in der Epoche von ca. 4790 bis 4550 vor Christi erbaut. Für beide Flächen forderte die Gruppe um Projektleiter Ulrich Kind Ende Februar Denkmalschutz.

Denkmalschutz wird von der Stadt nun beantragt

Dieses Modell eines Langhauses der neolithischen Siedlung ist in einer Ausstellung im Stadtarchiv zu sehen.
Dieses Modell eines Langhauses der neolithischen Siedlung ist in einer Ausstellung im Stadtarchiv zu sehen. © Ulrich Kind

Ihre Worte wurden erhört. Denn den Schülern der Heinrich-von-Kleist-Schule aus Gerthe und der Erich-Fried-Gesamtschule aus Herne wurde wenige Tage später angeboten, gemeinsam mit Dagmar Stallmann von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Bochum und den Bauträgern der MD Tiefbau GmbH aus Dortmund den Kirmesplatz zu besuchen. Nun lag es an Projektleiter Ulrich Kind, die Verantwortlichen für die geschichtliche Bedeutung der Stätte zu sensibilisieren. Für ihn war der Termin Anfang März ein großer Erfolg. „Der Mann aus Dortmund hatte große Kompetenz“, freut sich Kind über die Offenheit des Bauträgers gegenüber seinen Erkenntnissen. In Dortmund sei es normal, dass bei derartigen Funden ein Archäologe die betroffenen Stellen begutachtet. „Die waren fassungslos, dass es das in Bochum nicht gibt“, so Kind.

Die Schüler stellen Material für den Antrag zusammen

Ergebnis des Treffens: Die Stadt Bochum wird einen Antrag auf Bodendenkmalschutz für beide Bereiche – den Kirmesplatz und den früheren Ort der neolithischen Siedlung – einreichen. Der Antrag wird bei der Oberen Denkmalbehörde des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe in Olpe eingereicht. Die Kohlengräber dürfen nun das Material für den Antrag zusammenstellen. Bis zu Beginn der Osterferien (15. April) nehme man sich dafür nun Zeit, so Ulrich Kind, der sich motiviert gibt: „Wir machen jetzt unseren Job weiter“.

Wer sind die Kohlengräber eigentlich?

Seit 1997 ist „Kohlengräberland“ ein Unterrichtsprojekt. Leiter sind Ulrich Kind und Isa Tappenhölter.

Die Projektgruppe hatte vergangenes Jahr bereits Anteil an der Rettung des Verwaltungsgebäudes von Zeche Lothringen.

Aktuell arbeiten die Schüler an einem eigenen Buch.

Sollte der Antrag auf Bodendenkmalschutz angenommen werden, stünde auch einer Erinnerungstafel nichts mehr im Weg. Die SPD Bochum-Nord habe den Kohlengräbern ein Mitgestaltungsrecht an der Tafel zugesagt, berichtet Ulrich Kind. An „zentraler Stelle“ wolle man den Ort des Erinnerns einrichten.

Nun will die Projektgruppe den Kirmesplatz noch einmal richtig aufhübschen. Im Zuge des Stadtputzes am 6. April räumen die Schüler den Platz auf.