Bochum-Hofstede. Die IG„Grüne Lunge Hofstede“ regt für die Halde Hannibal einen Naturlehrpfad und Tierschutz an. Politik unterstützt die Forderungen der Anwohner.
Die Empörung im Stadtteil war groß, als in der Politik diskutiert wurde, die Berghalde der früheren Zeche Hannibal in Hofstede abzutragen und für Gewerbe zu reaktivieren. Aus der Nachbarschaft heraus gründeten Bewohner die Interessengemeinschaft „Grüne Lunge Hofstede“ und machten sich für den Erhalt der Halde als „Pantoffelpark“ stark. Mit Erfolg: Die Gewerbepläne sind vom Tisch. Nun unterstützt die Politik das Bestreben der Interessengemeinschaft, die „grüne Lunge“ weiterzuentwickeln.
Im Sommer 2017 haben sich Hofsteder zusammengeschlossen, nachdem die Stadt dem Regionalverband Ruhr (RVR) vorgeschlagen hatte, das 6,5 Hektar große Wäldchen abzuholzen und für Gewerbe zu reaktivieren. Gerade im Zusammenspiel mit der GMU-Fläche sah die Stadt großes Potential für die Fläche. Der Wald war nach der Stilllegung aufgeforstet worden, um im Stadtteil ein Naherholungsgebiet zu schaffen. Zuletzt riet auch die Stadt dem RVR von einer Reaktivierung der Halde für Gewerbe ab.
Stadtteil ist dicht bebaut
Hofstede ist ein dicht bebauter Stadtteil mit hohem Gewerbeanteil von 27 Prozent (Gesamtstadt: 11 Prozent). Der Freiflächenanteil liegt in Hofstede bei 18, in ganz Bochum bei 45 Prozent.
Die Interessengemeinschaft hat schon vor geraumer Zeit eigene Ideen dazu eingebracht: Zugangswege freilegen, Info-Schilder installieren zur Geschichte der Halde, Bänke aufstellen entlang der Spazierwege. Am höchsten Punkt der Halde könnten Hinweise auf die Himmelsrichtungen gegeben werden. Skulpturen von Künstlern würden den Gipfel aufwerten. Als Pendant zum Hannibal-Center könnte die Halde in Hannibal-Park umbenannt werden. Mit dem Stadtförster sollte ein Naturlehrpfad zur Fauna und Flora angelegt werden, als Angebot auch für Kitas, Schulen und die Jugendabteilungen der Vereine im Einzugsbereich der Halde.
Das letzte Fleckchen Grün
Die Hofsteder bezeichnen die Halde Hannibal als das letzte Stückchen Grün im Stadtteil. Bei gewerblicher Nutzung hätten sie Probleme bei der Verkehrserschließung gesehen.
Die Interessengemeinschaft Grüne Lunge Hofstede macht sich auch dafür stark, wegen der hohen Belastung des Bodens des GMU-Geländes das Areal der Natur zu überlassen.
In der Bezirksvertretung Mitte am Donnerstag (28.) beantragen SPD- und grün-offene Fraktion, die Halde als Naherholungsfläche weiterzuentwickeln. Der Antrag der Koalition im Bezirk greift weitgehend die Vorschläge der Hofsteder auf; so sollen Durchforstungsarbeiten erfolgen, Wege instandgesetzt und Bänke aufgestellt werden, ebenso wie Abfalleimer. Unter Einbindung der Biologischen Station Östliches Ruhrgebiet und des Umweltamtes soll ein pädagogisches Konzept erarbeitet werden, woran Schulen und Kitas mitwirken.
Große Veränderungen lehnen die Nachbarn ab
Heinz Rittermeier von der Interessengemeinschaft „Grüne Lunge Hofstede“ ist froh über die Unterstützung- „Wir haben mit einem Vertreter des Grünflächenamtes und den Fraktionen eine Begehung über die Halde gemacht. Große Veränderungen lehnen wir ab. Uns liegen nur bescheidene Ideen am Herzen, wissend, dass die Stadt ohnehin nicht viel investieren kann.“ Vier Bänke reichen nach Ansicht der Hofsteder aus. Die bereits zugewachsenen Wege sollen zu bleiben, ebenso die Fläche auf der Kuppel. Rittermeier: „Dies zum Schutz der Tiere. Dort leben ein Fuchs, Fledermäuse, auch ein Greifvogel wurde gesichtet. Deshalb soll es auch nachts keine Beleuchtung geben.“ Lediglich ein Rundweg mit Zugang von der Provitze und von der Dorstener Straße soll Spaziergängern zur Verfügung bleiben.
Holger Schneider (SPD) und Raphael Dittert (Grüne): „Trotz aller Maßnahmen muss die Natur mit dem Schutz von Tieren und Pflanzen im Vordergrund stehen. Eingriffe in die Natur der Halde müssen immer in einem angemessenen Verhältnis dazu stehen.“