Gelsenkirchen. 2004 entdeckt Werner Bibl seine Liebe zu den Werken Ludwig Kaspers. Nun stellt er dem Skulpturenmuseum Marl zwei Objekte leihweise zur Verfügung.
Es war Liebe auf den ersten Blick. Als der Gelsenkirchener Kunstsammler- und förderer Werner Bibl 2004 in einer Krefelder Galerie erstmals eine Skulptur des Bildhauers Ludwig Kasper (1893-1945) entdeckte, packte den heute 68-Jährigen eine Leidenschaft, die ihn nicht mehr loslassen sollte. Er kaufte Werke an, gründete einen Förderverein, initiierte Ausstellungen und stellte jetzt dem Marler Skulpturenmuseum Glaskasten zwei wertvolle Objekte als Leihgabe zur Verfügung.
Teil der aktuellen Ausstellung „Menschenbilder“
Die beiden fast lebensgroßen Figuren sind noch bis Anfang Oktober im Marler Museum als Teil der aktuellen Ausstellung „Menschenbilder“ zu sehen. Es handelt sich um die der klassischen Moderne zuzurechnenden Bronzen „Stehendes Mädchen“ aus dem Jahr 1931 und um die „Emporschauende“, entstanden 1936. Magische Ansichten von nackten Menschen, die gelassen in sich selbst zu ruhen scheinen, und die Anmutungen der griechischen Antike vermitteln.
Die Begeisterung für diese statuarischen Figuren des österreichischen Bildhauers, der sich der Idealschönheit der menschlichen Gestalt verpflichtet fühlte, teilt der Gelsenkirchener Kunstsammler und einstige Manager mit dem Direktor des Museums, Georg Elben: „Es sind naturalistische, an griechischen Vorbildern orientierte Positionen, die uns bislang in unserer Sammlung fehlten und die die Ausstellung perfekt ergänzen.“
Kontakt zwischen Sammler und Museum entstand 2018
Auch wenn Ludwig Kasper in unseliger Zeit in einer Berliner Ateliergemeinschaft gearbeitet hat, habe er mit nationalsozialistischer Kunst nichts am Hut gehabt, betonen Museumschef und Sammler. Elben: „Kaspers Figuren fehlt die übersteigerte Idealisierung von Kraft, das Heroische.“ Bibl: „Seine Werke waren vielmehr ein Gegenentwurf zur monumentalen Nazi-Kunst.“
In der Marler Ausstellung umrahmen Werke weiterer großer Bildhauer die beiden Frauenfiguren aus der Sammlung Bibl, darunter Germaine Richiers „Don Quichotte“ (1950), Reg Butlers „Girl“ (1954) oder eine schreitende Figur von Antony Gormley.
Der Kontakt zwischen Sammler und Museum entstand bereits im vergangenen Jahr, als das Skulpturenmuseum Glaskasten im Rahmen der Ausstellung „Kunst und Kohle“ zahlreiche Objekte aus der Bibl-Sammlung der Arbeiterskulpturen ausstellte.
Kaspers Werke auch in Gelsenkirchen
Auch seiner Heimatstadt ermöglichte Werner Bibl immer wieder eindrückliche Begegnungen mit dem Werk von Ludwig Kaspers. So zeigte das Kunstmuseum Gelsenkirchen 2006 im Schloss Horst unter dem Titel „Haltung – Geste – Proportionen“ 22 Bronzen, darunter auch die beiden Figuren, die nun in Marl zu sehen sind. Bis 2014 zierten gar zwei Kasper-Objekte die Glashalle von Schloss Horst, bevor sie dann zurück an den Leihgeber, den „Förderverein Ludwig und Ottilie Kasper“, nach Gauting gingen.
Mitbegründer und Ehrenvorsitzender dieses Vereins ist der leidenschaftliche Sammler Werner Bibl. Er plant, diesen Förderverein zukünftig in Gelsenkirchen anzusiedeln, ebenso das Kasper-Archiv und einen großen Teil des Werkes. Die Liebe zu diesem Oeuvre, sie ist geblieben.