Mülheim. . Der Bochumer Konzept-Künstler Matthias Schamp hat das ehemaligen Mülheimer Lokal „Palette“ in der Innenstadt zum Mythos-Grill auf Zeit erkoren. Viele Künstler kamen. Wolfgang Wendland stellte dort seinen neuen Film vor.
„Hier gibt’s Pommes aus frischen Kartoffeln“: Die altbackene Werbefahne lässt die Freunde der ehemaligen Kultkneipe wehmütig an die Zeiten denken, als in der Palette noch gefeiert und gebrutzelt wurde. Frittiert wird dort wieder, allerdings als krosses Kunstprojekt der Ruhr Kunst Szene-Ausstellung „Der subversive Geist“ in der Alten Post.
Zu einer olfaktorischen Subversion mit dem Geruch von Frittierfett kam es jetzt in der Palette, denn die hat der Bochumer Konzeptkünstler Matthias Schamp zum Mythos-Grill auf Zeit erkoren. Mit griechischen „Stehrümchen“, Säulen-Attrappen, einer fetten Anzahl von historischen Fritteusen und Kunstwerken aus Pommespickern – bunt oder auch pur.
Kunstwerke aus Kartoffeln schnitzen
Auf dem Küchentisch steht eine Plastik-Schüssel mit Kartoffeln. Daraus können Gäste kleine Kunstwerke schnitzen, die auf Fotos an den Kacheln in der ehemaligen Kneipen-Küche verewigt sind: Figürchen, Sterne, Kreuze, Noten, Buchstaben und mehr Kunststücken aus der Knolle. Matthias Schamp wirft Fritten aus der Tüte ins brodelnde Öl. Die gibt’s für lau und zum Selbstkostenpreis kalte Getränke aus dem Kühlschrank.
Reihe: Letzter Termin mit Ruppe Koselleck
Im Rahmen der Ruhr Kunst Szene-Ausstellung präsentiert Matthias Schamp in seinem „Mythos-Grill“ in der „Palette“ nicht nur Gemälde aus Pommesgabeln und Artefakte aus griechischen Speiselokalen, sondern auch die Reihe „Reflektieren & Frittieren“.
Am Donnerstag, 30. Oktober, 18.30 Uhr, geht’s um die feindliche Übernahme von BP mit Ruppe Koselleck. Eintritt frei.
Schamp ist selbst ernannter Ampelperformer: Beständiges Umschalten ist seine Passion. Dies nennt er Kontext-Hopping in Theorie und Praxis an der Schnittstelle von Hochkultur und Trivialem. In amüsanten Ausführungen zur „freischwebenden plastischen Arbeit“ macht er deutlich, dass er mit dem Mythos-Grill versucht, „als Kunstprojekt alle Sinne zu erfassen“. Dazu gehört auch eine Mythos-Grill-Salbe aus gebrauchtem Frittierfett für die Haut, „die als Wahrnehmungsorgan in der Kunst vernachlässigt wird“.
Wolfgang Wendland stellt seinen neuen Film vor
Es läuft wie geschmiert an diesem Abend, viele Freunde und gute Bekannte des Künstlers aus dem Bochumer Dunstkreis sind gekommen. Harry aus der Wattenscheider Fritten-Schmiede ist dabei, aber auch neue Freunde aus der „Kennenlern-Kette“ wie der Mülheimer Künstler Klaus Urbons, mit dem Schamps nähere Bekanntschaft bei dessen legendären Kunst-Schutz-Übungen im Keller des „Makroscope“ machte, oder die Künstlerin Gabriele Klages.
Mit Wolfgang Wendland, Sänger der Satire-Punkband „Die Kassierer“, linker Politiker, Filmemacher und Kultfigur hat er in der Reihe „Reflektieren und Frittieren“ einen langjährigen Weggefährten eingeladen. Als Geschenk hatte Wendland die Premiere seines neuen Filmes über eine Rollatorfahrt durch die leere Fußgängerzone von Wattenscheid mit den geleasten Geranien-Pyramiden für 5000 Euro im Gepäck. Von Pommes gab’s da aber weit und breit keine Spur.