Bochum. Drei Mädels haben den Bochumer Karneval zwei Jahre lang geprägt. In der neuen Amtszeit löst ein männliches Dreigestirn das eingeschworene Trio ab.

Nach der Frauen-Power in den letzten zwei Jahren im Bochumer Karneval gibt es in dieser Session einen Geschlechtertausch. Drei Männer werden die Ämter des eingeschworenen Trios übernehmen. Wer die Rollen übernehmen wird, blieb bis zu Beginn der Karnevalseröffnung am Sonntag (10.) noch geheim.

Ganz richtig: In Bochum startet die Narrenzeit schon einen Tag früher. „Am 11.11. müssten sich alle Urlaub nehmen. Deshalb beginnen wir heute schon“, erklärt der Bochumer Karnevals-Präsident Bernd Lohhof. Er moderierte das dreistündige Bühnenprogramm. „Ab dem 1.11. ist alles möglich“, ergänzt Thomas Bausen.

Das Frauen-Trio war im gesamten Ruhrgebiet unterwegs

Backstage in der Halle der Ruhrlandbühne in Dahlhausen wartete das ehemalige Dreigestirn gespannt auf ihre Nachfolger. „Es war die zweite Session und es war viel entspannter. Ich konnte es mehr genießen. Ich habe ein trauriges und ein lachendes Auge. Es war schon sehr zeitaufwendig“, sagt Christiane Bausen. Sie hatte mit Prinzessin Birgit Müller und Bäuerin Petra Lohhof viele Auftritte auf Karnevalfeiern, auch über Bochum hinaus. „Es war schön, Freude in eine düstere Jahreszeit zu bringen.“

Die Stadtgarde zeigte ausgefeilte Choreographien mit akrobatischen Elementen.
Die Stadtgarde zeigte ausgefeilte Choreographien mit akrobatischen Elementen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Möglichst unauffällig schlich sich das zukünftige Dreigestirn in den hinteren Teil der Halle, damit nicht noch kurz vor der Inthronisierung die Überraschung platzt. Die drei Männer werden bis zum 25. Februar das Brauchtum weitergeben und weiterleben: Marcus Vogel als Prinz, Armin Papenheim als Bauer und Jochen Sieberin alias Hanna als Jungfrau. „Wir sind schon immer jeck gewesen und irgendwann will man mal Prinz sein“, sagt Marcus Vogel.

Der Anlass für der Übernahme des Amtes ist für sie das 33. Jubiläum ihres Karnevalsvereins „Die Zwerge von Christ-König“. In diesem Jahr gilt das Motto „alles dreht sich in Bochum“. Das wird auch auf dem selbstdesignten Orden deutlich: Konfetti, Kohle und das Bochumer Stadtwappen zieren die goldene Plakette zum Umdrehen.

Proklamation mit Pauken und Trompeten

Da in diesem Jahr keine Frau Mitglied des Dreigestirn ist, hat Jochen Sieberin die Rolle der „Jungfrau“ übernommen. Er trug roten Lippenstift, eine blonde Perücke mit zwei Zöpfen und eine Krone auf dem Kopf. Erfahrungen konnte er bereits durch einen anderen Rollentausch sammeln: „Ich war im letzten Jahr als Meerjungfrau verkleidet. Ich war schon einmal Prinz und so eine Nummer macht man nicht nochmal“.

Auch interessant

Im gut gefüllten Festsaal kam es am Sonntagvormittag zur Proklamation. Mit Pauken und Trompeten sowie mit dem dreistündigen Programm wurde die Karnevalszeit für das gut gelaunte Trio eingeleitet. „Wir freuen uns schon drauf, euch alle beim Straßenkarneval zu sehen“, ruft der amtierende Prinz in das Mikrofon.

Strammes Programm für Hofstaat und Dreigestirn

Im Januar und Februar hat der Dreier und sein Hofstaat – unter anderem mit der ehemaligen Bäuerin Petra Lohhof und Tanzmariechen Sarah – ein straffes Programm vor sich. Klassiker sind der Seniorenkarneval im Ruhrcongress am 3. Februar, der Straßenkarneval sowie der Rathaussturm am 24. Februar und der Lindener Umzug an Rosenmontag.

Anstecknadeln für den guten Zweck

Das Bochumer Dreigestirn verkauft bei Auftritten in dieser Session Anstecknadeln. Sie kosten 3,50 Euro. Der Erlös kommt dem Neubau eines Bochumer Frauenhauses zu Gute. Auf dem Pin ist eine Grubenlampe mit viel Konfetti und Glitzer.

„Wir wollen uns als männliches Dreigestirn f ür Frauen in Not einsetzen. Es ist so schlimm, wenn Frauen mit ihren Kinder ihr Zuhause verlassen müssen“, sagt Jochen Sieberin.

Neben dem alten und dem neuen Dreigestirn wurde auch die Tanzgarde gefeiert. Die Tänzer und Tänzerinnen aus allen Vereinen haben sich zu einer talentierten Stadtgarde zusammengefunden. Trotz unterschiedlicher Uniformen treten sie als eine geschlossene Gemeinschaft auf. Sie präsentierten ausgefallene Choreographien mit modernen mit klassisch karnevalistischen Elementen. Mit Präzision und akrobatischen Figuren begeisterten sie die Gäste im Karnevalssaal.

Urgestein Fiete Adam konnte die Jecken mit seiner Songauswahl zum lauten Mitsingen und Schunkeln animieren. „Mit 17 Jahren hat mich der Sänger der Ruhrlandbühne unter die Fittiche genommen. Ich gebe den Menschen das zurück, was sie mir als junger Bursche gegeben haben.“ Seit 49 Jahren tritt der Senior regelmäßig auf Karnevalsfeiern im Ruhrgebiet auf und wird auch im kommenden Jahr – wie auch das neue Dreigestirn – auf etlichen Feiern in Bochum zu sehen und zu hören sein.