Bochum. Die Aufführung „Ein Fest für Mackie“ zum 100. Geburtstag der Bosy und des Schauspielhauses erfüllte nicht die Erwartungen. Das sind die Gründe.

Nach der bei Publikum und Kritik durchgefallenen „Ein Fest für Mackie“-Aufführung herrscht Katerstimmung bei den Bochumer Symphonikern und beim Schauspielhaus. Zwar waren die fünf Vorstellungen aus Anlass des jeweils 100. Geburtstag der beiden Bochumer Kultur-Tanke am Wochenende gut besucht, aber die Kritiken waren zum Teil vernichtend. Und das Publikum in der Mehrheit ratlos bis entsetzt. „Was haben die sich nur dabei gedacht?“, lautete eine der meist gestellten Fragen beim Nachkarten im Foyer.

Es herrscht Ratlosigkeit

Nach den fünf Vorstellungen (weitere wird es nicht geben) herrschte in beiden Häusern Ratlosigkeit, aber auch Verständnis für den Unmut. „Wir haben Teile des Publikums nicht erreicht, das ist für uns eine große Enttäuschung“, so Christiane Peters, Bosy-Sprecherin, auf WAZ-Nachfrage. Wie groß die Enttäuschung denn sei? „Natürlich wären wir zum 100. Geburtstag des Orchesters lieber auf einer Welle des Glücks gesurft“, räumt Peters ein.

Reizthema und kontroverse Reaktionen

Der im „Mackie“-Stück thematisierte Wandel im (Kohle)-Revier sei aber offenbar für Viele ein Reizthema, „das zeigen die kontroversen Reaktionen.“

Sie verantworten den „Mackie“-Abend (v.li.): Autor Martin Becker, Regisseur Johan Simons, musikalischer Leiter Steven Sloane und Komponist Moritz Eggert.
Sie verantworten den „Mackie“-Abend (v.li.): Autor Martin Becker, Regisseur Johan Simons, musikalischer Leiter Steven Sloane und Komponist Moritz Eggert. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Untergegangen sei, dass die üblichen Ruhrpott-Klischees eigentlich hätten unterlaufen werden sollen. Offenbar seien sie aber eher als „beleidigend“ aufgefasst worden. Wie auch sonst, könnte man einwenden, wird doch in der Aufführung der „gemeine Ruhri“ den ganzen Abend über als lallender, zugedröhnter Lebens-Frustrierter hergezeigt.

Bei aller Zerknirschung über den inhaltlich-konzeptionellen Wert des Abends, sei die Leistung des Orchesters indes nicht zu beanstanden. „Musikalisch war die Aufführung auf hohem Niveau“, sagt Christiane Peters, „das tröstet uns.“

Suboptimal gelaufen

Am Schauspielhaus ist der Unmut über den suboptimal verlaufenden Abend womöglich noch stärker ausgeprägt. „Die teils harsche Kritik des Publikums und der Rezensenten trifft die Akteure und speziell Johan Simons als Regisseur hart“, sagt die stellvertretende Intendantin des Theaters, Susanne Winnacker. „Wir haken diese Kritik natürlich nicht einfach ab, weil wir für die Menschen spielen. Wenn die uns kritisieren, nehmen wir das sehr ernst“, so Winnacker. Für sie liegt die Crux im Stück und in der Komposition selbst, nicht in der künstlerischen Ausformung durch Simons und die Schauspieler.

„Wir finden das ganz, ganz schade, wie der Abend gelaufen ist“, so Winnacker, „aber die Regie und die Akteure, die das Schauspielhaus beisteuern konnte, haben absolut einwandfreie Leistungen geboten.“

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Auf die Gestaltung des Librettos und der Komposition selbst habe das Theater keinen Einfluss gehabt, „es war ja eine Auftragsarbeit der Symphoniker“, so Winnacker. Auch der Vorwurf, die Aufführung habe sich gar nicht entfalten können, weil das Musikforum nun mal ein Konzertsaal sei und keine Theaterbühne, lässt die stellvertretende Intendantin nicht gelten. „Im Rahmen dessen, was szenisch hier möglich war, hat das Theater integer gehandelt.“

Schauspieler „verheizt“

Aber selbst wenn es stimmt, konnten einem die Schauspieler/innen leid tun. Martin Horn, Veronika Nickl und Friederike Becht wurden „unter Wert verkauft“, alle drei können entschieden mehr als das, was sie hier bieten durften. „Wie man verdiente Schauspielhaus-Kräfte wie Horn und Nickl so verheizen kann, ist ja beinahe schon unverschämt“, war eine nicht nur vereinzelt zu hörende Kritik im enttäuschten Publikum.