Bochum-Gerthe. Die Bürgerinitiative „Gerthe West - so nicht!“ lädt erneut zur Bürgerversammlung ein. Auch Politiker nehmen teil. Die Stimmung ist aufgeladen.
Seit Ende 2018 kämpft die Bürgerinitiative „Gerthe West - so nicht!“ gegen die geplante Wohnbebauung zwischen Hiltrop und Gerthe. Am Freitagabend fand die dritte Infoveranstaltung statt, um erneut in einen Dialog mit der Stadt zu treten. Der Saal des alten katholischen Vereinshauses war gut gefüllt. Die Lokalpolitiker erlebten dabei hautnah und lautstark den Gegenwind.
Die Diskussion über die geplanten 800 neuen Wohnungen hält weiterhin an. Die Bürgerinitiative „Gerthe West- so nicht!“ zählt seit Dezember 2018 fast 5000 Unterschriften gegen das Projekt - viele Bürger sind wütend über den Bebauungsplan. Die Stadt Bochum geht seit Monaten bewusst in den Dialog mit der Öffentlichkeit, um bis Ende 2020 gemeinsam Vorschläge zur Rahmenplanung zu erarbeiten. Für ihre ersten Planungskonzepte erntet die Politik jedoch harte Kritik.
„Hier wird mit Ängsten hantiert“
Die Bürgerinitiative untermauerte ihre Kritikpunkte an den Bebauungsplänen. Sabine Schöning von der Initiative moderierte den Abend, an dem als Gäste Henry Donner (Bezirksbürgermeister, SPD), Hubert Wegener (CDU) sowie Martina Foltys-Banning (Die Grünen) teilnahmen. Sie fand: „Die Bebauung von so vielen neuen Wohnungen ist mit dem Klimanotstand nicht zu vereinbaren. Grünzüge, Frischluftschneisen und Naturflächen sind jetzt wichtiger denn je.“
„Ich weiß, ich stoße mit meiner Meinung nicht auf Freundschaft, aber hier wird heute mit Ängsten hantiert“, so Wegener und sprach damit besonders die zu Beginn vorgestellte Präsentation der Initiative an. „Das, was Sie hier teilweise behaupten, stimmt leider nicht“, pflichtete ihm Henry Donner bei. „Es stimmt auch gar nicht, dass wir im Schutzgebiet alles verbauen wollen“, erklärte der Bezirksbürgermeister weiter. Ein Bürger rief dazwischen und wollte wissen, warum er denn bereits über eine sechsstöckige Bebauung lesen konnte. „Es handelt sich hier um Planungsgrenzen“, so Donner und betonte, dass eine tatsächliche Umsetzung in den nächsten Jahren eine so dichte Bebauung nicht vorsehe.
Wohnungsbedarf in Bochum
Besonders störte die Baugegner die übereinstimmende Aussage der Politiker, dass Bochum-Gerthe „einen sehr intensiven Wohnungsbedarf hat“, so Politikerin Martina Foltys-Banning (Grüne). Immer wieder werden Gegenargumente in Richtung Bühne geworfen. Die verärgerten Bürger wenden sich gegen zu viele neue Anwohner. Heidi Hopkins, Mitglied im Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und lange Jahre Vorsitzende des Naturschutzbeirats, sagte: „Für das neue Wohngebiet werden viele Grünflächen gerodet. Außerdem werden pro Wohnung mindestens zwei Pkw hinzukommen, die Gerthes Umwelt weiter belasten würden“, sagt Hopkins.
Bezahlbarer Wohnraum
Das Projekt „Gerthe-West“ ist Teil des Landesprogramms „Kooperative Baulandentwicklung“. Ziel ist es,„attraktiven und bezahlbaren Wohnraum“ zu entwickeln.
Am 29.11.2018 hat der Rat der Stadt Bochum entschieden, dass NRW-Urban die Federführung übernimmt. Die konkrete Planung soll voraussichtlich noch bis Ende 2020 dauern.
Hinweise der Politiker, dass beispielsweise Bochums Bahnnetze bereits ausgebaut werden, genügen der Initiative nicht. Die Behauptung der Baugegner, die Politiker arbeiteten gegen sie, wiesen die so kritisierten zurück: „Wir sind hier heute als Hobbypolitiker und Menschen“, so Hubert Wegener. „Sie haben uns gewählt, wir tun das für Sie“, so Wegener. Im Raum herrschte Unruhe. Die Gegner der Bebauung wünschen sich einen noch stärkeren Dialog, in dem man ihre Vorschläge ernster nimmt.