Bochum. Agentenlegende Werner Mauss (79) steht in Bochum zum zweiten Mal vor Gericht. Vorwurf: Steuerhinterziehung. Er erschien unter dicker Kapuze.

Die Agenten-Legende kommt so wie schon im Jahr 2016 ins Landgericht: Mit einer tief nach unten gezogenen Winterkapuze verhüllt er seine Gesicht vor den Medienfotografen. Bloß niemand soll den Ex-Spion erkennen. Werner Mauss, jetzt 79 Jahre alt, steht seit Donnerstag zum zweiten Mal in Bochum wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung vor Gericht. 14 Millionen Euro Einkommen soll er hinterzogen haben.

Großes Medieninteresse beim Prozessauftakt vor der 12. Wirtschaftsstrafkammer.
Großes Medieninteresse beim Prozessauftakt vor der 12. Wirtschaftsstrafkammer. © Bernd Kiesewetter

Am größten Gerichtssaal des Gebäudes, Saal A0.10, gibt es eine Sonderkontrolle durch mehrere Wachtmeister. Wer als Zuschauer hinein möchte, muss sich ausweisen. Die meisten Sitzplätze bleiben aber leer.

Verteidiger wollten Foto-Verbot

Die Verteidiger schirmen ihren berühmten Mandanten so gut ab wie es geht. Bei Gericht hatten sie beantragt, dass er im ganzen Gebäude nicht fotografiert werden darf. Der Landgerichtspräsident hat aber abgelehnt. Schließlich herrscht im Bochumer Gericht Pressefreiheit. Folglich kommt Mauss auf dem Weg auf die Anklagebank dann doch nicht um ein paar Fotos herum.

Im Gerichtssaal selbst sind die Verteidiger fotomäßig erfolgreicher: Bis zum öffentlichen Aufruf, der die öffentliche Hauptverhandlung eröffnet, darf dort fotografiert werden. Nach dem Aufruf aber auf keinen Fall mehr. Mauss erscheint erst im Gerichtssaal, als der Protokollführer den Aufruf fertig ausgesprochen hat: In der Strafsache Werner M. – bitte eintreten! Folglich gibt es keine Fotos von Mauss aus dem Gerichtssaal.

Bundesgerichts hob das erste Urteil auf

Das war 2016, als er das erste Mal in Bochum vor Gericht stand, anders. Zwei Jahre Haft auf Bewährung hatte er 2017 nach gut einjähriger Hauptverhandlung erhalten. Der BGH hob das Urteil aber auf, weshalb eine andere Strafkammer in Bochum den Fall ganz von vorn verhandeln muss.

Mauss will Freispruch. Er beteuert seine Unschuld. „Dieses Verfahren hätte niemals stattfinden dürfen“, sagte einer seiner Verteidiger Prof. Dr. Ulrich Sommer aus Köln in eine Fernsehkamera.

Bei Medien viel gefragter Mann an diesem Tag: Richter Michael Rehaag, Sprecher des Landgerichts, bei einem seiner Interviews zum Mauss-Prozess.
Bei Medien viel gefragter Mann an diesem Tag: Richter Michael Rehaag, Sprecher des Landgerichts, bei einem seiner Interviews zum Mauss-Prozess. © Bernd Kiesewetter

Im Gerichtssaal wirkt Mauss äußerlich entspannt. Ganz in Schwarz gekleidet geht er auf die Staatsanwaltschaft zu, die diesmal entgegen aller Gewohnheit im Doppelpack erscheint: mit Jörg Maleck und Timo Dörffer. Mit einem freundlichen Lächeln drückt der Angeklagte seinen Anklägern die Hand. Auch dies ein seltenes Bild in einem Gerichtssaal. Auch die Pressevertreter bekommen einen lockeren Gruß von der Agentenlegende.

Acht Richter sitzen auf der Richterbank

Mauss selbst hat drei Rechtsanwälte um sich: Neben Sommer sind dies Torsten Hildebrandt und ein Anwalt aus München. Es wird ein sehr hartes Ringen: 40 Termine bis Juni 2020 sind angesetzt. Damit der Prozess wegen Krankheit nicht platzt, hat die 12. Wirtschaftsstrafkammer drei Ersatzrichter auf die Richterbank beordert, so dass jetzt acht Richter dort über Schuld oder Unschuld entscheiden.