Bochum. Die Folgen der Sommer-Trockenheit für Straßenbäume kann erst im Frühjahr beurteilt werden. Schon jetzt ist klar, dass es Buchen schlecht geht.

Ob die große Trockenheit im vergangenen Sommer die Straßenbäume in Bochum nachhaltig geschädigt hat, ist noch nicht absehbar. Wie Marcus Kamplade, bei der Stadt zuständig für Straßenbäume und ihre Pflege, auf Anfrage sagte, könne man erst im kommenden Frühjahr absehen, ob beziehungsweise wie stark Bäume vertrocknet sind oder Folgeschäden haben.

Anhand der Austriebe im Frühjahr – kräftig oder schwach – könne man besser beurteilen, wie die Bäume die dürren Sommermonate überstanden haben. Wenn es bereits jetzt Ausfälle gebe, dass liege das eher am Sommer 2018, in dem es ebenfalls sehr trocken gewesen sei. Nach heutigem Stand kann Kamplade aber sagen: „Wir haben bisher keine großen Ausfälle.“

„Die letzten Tage sind für die Natur Gold wert“

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Froh ist der Baum-Kenner über die häufigen Niederschläge zuletzt. „Die letzten Tage sind für die Natur Gold wert.“ Der Nieselregen sickere schön langsam in die Erde ein.

Wie sehr sich Bäume wieder erholen können, zumindest augenscheinlich, zeigt sich an den fast 60 Linden auf der Universitätsstraße zwischen Exzenter-Hochhaus und Wasserstraße. Im Sommer sah das Blattwerk aus, als wäre es bereits Herbst. Jetzt haben die kleinen Blätter überwiegend wieder eine grüne Farbe angenommen. Mit großem Aufwand waren sie im Sommer von einem Landwirt und vom Polizeiwasserwerfer bewässert worden.

Trotzdem haben die Linden keinen guten Standort, weil sie nicht tief genug wurzeln können wegen der U-Bahn-Röhre direkt unter ihnen. Die Bäume stehen quasi in einer Wanne. Die Bäume würden „stagnieren“, so Kamplade, keinen Zuwachs haben.

Große Pilze wachsen auf dem Mittelstreifen der Unistraße nahe Exzenterhaus.
Große Pilze wachsen auf dem Mittelstreifen der Unistraße nahe Exzenterhaus. © Bernd Kiesewetter

Einen dauerhaft schweren Stand hat die häufigste Baumart in den Bochumer Mischwäldern: die Buche. Man sieht das am Wuchs dieser empfindlichen Flachwurzler, die ein feuchtes Umfeld brauchen und deshalb anders als etwa Eichen, Platane, Eschen und Linden selten als Straßenbäume gepflanzt werden. Die Kronen, so Kamplade, würden lichter, die Triebe bekämen „eine Krallenbildung“.

„Es ist kein lokales Problem, es ist ein Klimaproblem“

Erst im August hatte die Stadt rund zehn Rotbuchen an einem Steilhang in Dahlhausen wegen Trockenheit gefällt. Forsttechniker Gerald Seel von der Stadt hatte damals gesagt, dass auch Exemplare an normalen Standorten nicht mehr dauerhaft sicher seien. „Wenn die Hitze in dieser Form häufiger vorkommt, wird die Buche ein echtes Problem bekommen. Es ist kein lokales Problem, es ist ein Klimaproblem.“

Bakterielle Erkrankungen vom Kastanien und Pilze an Eschen

Unabhängig von der Trockenheit des vergangenen Sommers gibt es Probleme mit einer bakteriellen Erkrankung von Kastanien und mit einer Pilzerkrankung von Eschen. Das heißt aber nicht, dass sofort die Motorsäge angeworfen wird. Kamplade: „Wir erkennen die Krankheit, fällen aber nicht sofort. Wir haben in diesem Jahr nicht so viele Straßenbäume, die wir fällen.“ Die Anzahl liege im unteren zweistelligen Bereich.

Unter Trockenheit leiden auch Pilze, denn sie brauchen einen besonders feuchten Boden. „Momentan sieht es nicht so gut für das Pilzwachstum“, sagt Kamplade. Aber das könne sich noch ändern. Zum Beispiel auf der Unistraße: Im Schatten des Excenter-Hochhauses sind bereits mächtige braune und weiße Exemplare aus dem Boden geschossen.