Bochum. Wegen der Trockenheit und Hitze wird die Stadt sieben bis zehn uralte Rotbuchen beseitigen. Zur Sicherheit. Aber es gibt auch Unverständnis.
Das hätte auch ganz schlimm ausgehen können: Vor drei Wochen war auf der Straße „Im Stapel“ in Dahlhausen ein schwerer Buchenast auf die Fahrbahn gekracht. Er war vertrocknet und morsch. Nur durch Glück wurde niemand schwer verletzt. Für die Stadt ist die Situation jetzt aber trotzdem zu riskant. Sie beseitigt jetzt sieben bis zehn Rotbuchen. Sie sind rund 120 Jahre alt.
Die Rotbuchen stehen auf einem extremen Steilhang. Noch dazu in Südostlage, in Sonnenlage. Außerdem ist der Untergrund äußerst felsig. Alles Umstände, die besonders den Rotbuchen überhaupt nicht gut tun. Sie bekommen laut Stadt nicht genug Wasser und werden immer instabiler. Und jetzt herrschte zu allem Überfluss auch noch zum wiederholten Male in kurzer Zeit eine extreme Hitzeperiode. „Es ist rappeltrocken. Hier muss jetzt eine Direktaktion erfolgen“, sagte Gerald Sell, Forsttechniker der Stadt, am Montag. „Dieses Risiko wollen wir nicht mehr tragen.“ Teilweise sähen die Blätter in den Kronen schon aus wie im November.
Für Donnerstag und Freitag (1. und 2. August) hat die Stadt einen 110 Tonnen schweren Kranwagen in die Straße „Im Stapel“ bestellt. In Höhe der Einmündung der Straße „Kleine Bank“ werden Spezialisten die rund 20 Meter hohen Rotbuchen vollständig entfernen, damit nicht auch sie – wie der dicke Ast neulich – unkontrolliert auf Straße und Gehweg, oder sogar gegen Wohnhäuser krachen. Sell sagt, dass ein umstürzender Baum in dieser Steilheit einen Dominoeffekt auslösen und andere Bäume mitreißen kann.
Eine Anwohnerin, die schon seit 50 Jahren dort lebt, hat Sorge, dass die Stadt ihr und den Nachbarn nun das ganze Grün vor der Haustür wegnimmt. Deutlich ist ihr anzumerken, wie wichtig den Menschen ihre Bäume sind. Das Thema ist hochemotional. Bäume vor der Haustür bedeuten schließlich Lebensqualität, vielen sind sie regelrechte Freunde.
Ein Stadtmitarbeiter will der Frau die Gefahr erklären; auch, dass das ganze Grün und andere Bäume auf dem Steilhang keineswegs gerodet werden, sondern ausschließlich die gefährdeten Rotbuchen. Die Frau wirkt trotzdem misstrauisch.
Die Beseitigung der Buchen wird äußerst knifflig. Das Gelände ist extrem. Die Bäume müssen von einer Gondel des Krans aus nach und nach abgetragen werden, ein Absägen unten am Stamm ist viel zu gefährlich, weil die Falllinie viel zu unberechenbar ist.
„Es ist kein lokales Problem, ist ist ein Klimaproblem“
Die Rotbuche ist die häufigste Baumart in Bochum. Von ihr rührt auch der Name der Stadt her. Forsttechniker Gerald Seel sagt, dass auch Exemplare an normalen Standorten nicht dauerhaft sicher seien.
„Wenn die Hitze in dieser Form häufiger vorkommt, wird die Buche ein echtes Problem bekommen.“ Und: „Es ist kein lokales Problem, ist ist ein Klimaproblem.“