Bochum-Werne. Wie kann das Erich-Brühmann-Haus zum Bürgerzentrum werden? Darum ging es in einer Zukunftswerkstatt. Auf viele Ideen folgt nun noch mehr Arbeit.

Was wird zukünftig aus dem Erich-Brühmann-Haus (EBH) der evangelischen Kirchengemeinde Werne? Wie kann das 1978 errichtete Gebäude als mögliches stadtteilorientiertes Bürgerzentrum etwas für Gesamtentwicklung des Stadtteils beitragen? Darüber dachten gut 80 Teilnehmer bei einer Zukunftswerkstatt – natürlich im EBH – nach.

Gewünscht: Meinungsbild durch alle Generationen

Der Rahmen dafür war gut gesteckt: Ein Lenkungsausschuss der Kirchengemeinde Werne lud ein. Das Stadtteilumbaubüro W-LAB refinanzierte die Veranstaltung. Und auch die Bezirkspolitik zeigte nach ihrem Beschluss, neue Nutzungsmöglichkeiten für das EBH auszuloten, Interesse. „Ich wünsche mir ein Meinungsbild durch alle Generationen“, begrüßte Bezirksbürgermeisterin Andrea Busche (SPD) die Besucher. Sie freute sich, dass Leute im Alter von 14 bis 90 Jahren da waren.

Peter Scheffler vom Lenkungsausschuss bei der Begrüßung der rund 80 Interessierten, die zur Zukunftswerkstatt ins Erich-Brühmann-Haus kamen.
Peter Scheffler vom Lenkungsausschuss bei der Begrüßung der rund 80 Interessierten, die zur Zukunftswerkstatt ins Erich-Brühmann-Haus kamen. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Ergebnis des Abends: Es bedarf eines ausgefeilten Nutzungskonzeptes für das Haus, um eine refinanzierte Sanierung des Gebäudes abseits der Gemeinde für seine zukünftigen Aufgaben hinzubekommen. Ein erstes Konzept soll bis Mitte 2020 stehen, das dann mit möglichen Partnern einen Feinschliff bis Mitte 2021 bekommt. Ziel ist eine Umbauförderung durch die EU ab 2023.

Drei Stunden Diskussion

Aber was können solche stadtteilbezogenen Aufgaben des Hauses sein? Angeleitet von Moderator Markus Klecker und unterstützt von mehreren Kurzvorträgen, ging es drei Stunden lang an die Arbeit. Zunächst waren Bürgerwünsche gefragt: Das EBH soll ein Haus für alle Generationen und Menschen im Stadtteil sein, hieß es da. Insbesondere auch als Veranstaltungsraum für die Schulen, für die Jugend. Gewünscht ist der Ausbau eines niederschwelligen Bürgerangebotes, das Vernetzen mit anderen Akteuren im Stadtteil wie etwa dem neue Stadtteilladen in der ehemaligen Polizeidienststelle.

Ideen-Findung an Thementischen

Dann ging die Arbeit an Thementischen weiter. Dort geht es etwa um Partnerschaften mit Bildungsträgern und anderen Einrichtungen, die Sanierung und Refinanzierung der Arbeit im Hause, um Kirche und Nachbarschaftszentrum und um die Zusammenarbeit mit dem Stadtteilladen. Die Gruppe „Finanzen“ stößt auf ein Dilemma. „Durch den Renovierungsstau im Hause, egal ob bei den Toiletten oder beim Schallschutz der Räume, ist es schwierig, zahlende Nutzer von außen zu finden“, so deren Sprecher Stefan Gudermann. Zudem fehle eine moderne Medienausstattung.

1978 errichtet

Das Erich-Brühmann-Haus (EBH) errichtete die evangelische Kirchengemeinde Werne ab Sommer 1978. Die Grundsteinlegung erfolgte am 15. Oktober 1978. Am 11. November 1979 feierten Gemeinde und Kommune die Einweihung des Hauses. Die Stadt finanzierte den Bau mit, um es für städtische Belange nutzen zu können.

Mit der Offenen-Tür-Arbeit im Jugendbereich übernahm das EBH von Anfang an kommunale Funktionen. Diese werden – inklusive Mitarbeiter – bis heute über den städtischen Jugendhilfeplan in größeren Teilen refinanziert. Gemeindepfarrer Gerd Leipski (1926-1990) war der „Architekt“ dieser damals ungewöhnlichen Konstruktion. Er wirkte zeitgleich von 1975 bis 1989 für Werne im Stadtrat mit.

Die Gruppe „Bildung“ regt an, nicht nur die örtlichen Schulen weiterhin ins Haus zu holen, sondern auch die Volkshochschule, die Musikschule und auch eine Außenstelle der Bücherei. „Wir können hier eine lokale Bildungslandschaft aufbauen“, betont Sprecher Thomas Sichelt.

Eine andere Gruppe sieht Selbsthilfegruppen und das Flüchtlingsbüro als mögliche Partner. Letzteres arbeitet schon vernetzt mit dem Jugendhaus im Hause. „Da sich der zukünftige Stadtteilladen, der in 2020 eröffnet, insbesondere Jugendhilfe leisten will“, so die Information des Abends, werden Eltern-Kind Angebote im EBH als vernetztes Angebot in Betracht gezogen.

Weitere Bürgerbeteiligung erwünscht

Interessant ist auch die Innen- und Außensicht. So stellt Gemeindemitglied Ralf Estel, der den Nutzungsplan für das Haus verwaltet, fest, dass schon heute 80 Prozent der Hausnutzung von außen geschieht. Birgit Zimmermann vom Jugendamt sieht das anders: „Für uns als Stadt ist das ein kirchlich genutztes Gebäude.“ Peter Scheffler, ehemaliger Gemeindepfarrer, Superintendent und Vorsitzender des Lenkungsausschusses, betont am Ende: „Dieser offene Prozess geht weiter. Wir setzten weiter auf Bürgerbeteiligung“ Die nächste Bürgerversammlung wird Anfang des Jahres 2020 stattfinden.

Kontakt: evki.scheffler@t-online.de und Tel. 0234/ 26 22 11.