Bochum. Anwohner der Großbaustelle Wittener Straße/ Sheffieldring müsse zwei Jahre lang mit Lärm und Dreck leben. Und bald wird auch nachts gearbeitet.

Seit mehr als einem Jahr leben die 16 Mietparteien der Mehrfamilienhäuser Wittener Straße 349, 351 und 353 quasi direkt auf einer Großbaustelle. Vor ihren Fenstern wird seit Oktober 2017 die marode Brücke über den Sheffieldring erneuert. Überall Lärm, Dreck, Staub, Stau, Enge, Unordnung, krumme einspurige Verkehrsführung! „Wir hatten jahrelang Ruhe hier gehabt, bis sie mit der Brücke angefangen haben“, sagt Mieter Peter Biedermann.

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In einer Woche wird sich die Lage noch verschärfen. Dann rücken Abrissbagger an und nehmen drei Tage und Nächte lang das nördliche Brückenteil auseinander. Vor einem Jahr hat Biedermann das schon einmal erlebt, als die Baumaschinen tagelang das südliche Brückenteil in Einzelteile zerlegt haben. „Ich saß nachts im Bett, es war sehr laut, ununterbrochen haben sie gehämmert.“

Täglich 16.000 Fahrzeuge sind unterwegs

Die Lage der Häuser ist extrem: Vor der Hausfront auf der Wittener Straße fahren täglich 16.000 Fahrzeuge her, darunter viele Lkw. Und an der Seite lärmt der Sheffieldring. Zwei der Häuser gehören Konrad Pott. Wie auch Biedermann beklagt er, dass die Mieter nicht richtig oder zu spät informiert würden. „Der Umgang und die Kommunikation mit den Anwohnern sind grottenschlecht.“ Dass die Brücke in einer Woche abgerissen wird, habe er erst vor einigen Tagen aus der WAZ erfahren. Pott erzählt weiter, dass zur Vorbereitung des Brückenabrisses von seinem Grundstück aus Bäume am Steilhang des Sheffieldrings gefällt worden seien. „Die sind ungefragt auf mein Grundstück. Da kann man mal sehen, wie die mit den Leuten umgehen.“ Man werde nur vor vollendete Tatsachen gesetzt.

„Herzriss“ nach Rückkehr aus dem Urlaub

Eine Absturzsicherung für den jetzt völlig blanken Steilhang sei nur nach seiner Beschwerde bei der Stadt aufgestellt worden, und dies unvollständig. Biedermann: „Ich kam aus dem Urlaub, keine Absturzsicherung, da habe ich fast einen Herzriss bekommen.“

Die Stadt weist den Vorwurf, mit den Anwohner nicht genug zu kommunizieren, ganz klar zurück. Gestern wurden die Mieter unter anderem darüber informiert, dass sie sich am Wochenende des Brückenabrisses auf städtische Kosten in ein Hotel einquartieren können, wenn sie den Krach nicht ertragen.

Wasser im Keller und Risse im Treppenhaus

Für den anstehenden Abriss auch in der Nacht gibt es eine Sondergenehmigung der Umweltschutzbehörde. Vermieter Pott hofft, dass es dann zumindest einen Staubschutz geben wird.

Der Vorbehalt in der Anwohnerschaft gegen die Dauerbaustelle ist groß. Zuletzt sind kleine Risse in mehreren Treppenhauswänden entstanden. Im Sommer liefen bei einem Starkregen erstmals die Keller voll. Das muss an der Baustelle liegen, vermuten Pott und Biedermann. Fertig wird die Baustelle aber erst in einem Jahr – nach zweijähriger Bauzeit.

>> VOLLSPERRUNG NÄCHSTE WOCHE

Am kommenden Wochenende wird das nördliche Brückenteil (das früher den Verkehr stadteinwärts führte) abgerissen.

Deshalb sperrt die Stadt den Sheffieldring von Freitag (30.), 22 Uhr, bis Montag (3.), 4 Uhr früh, zwischen Castroper Straße und Wittener Straße in beiden Richtungen.

Die gesamten Baukosten schätzt die Stadt auf 7,5 Millionen Euro. Das Land übernimmt davon 3,5 Millionen.