Bochum-Wattenscheid. Das Blitzgerät an der Berliner Straße arbeite einwandfrei, betont die Stadt. Sie wehrt sich gegen Vorwürfe von Abzocke und technischen Fehlern.
Seit Monaten sorgt der neue Blitzer an der Kreuzung Berliner Straße/Ottostraße für Aufregung, weil sich viele Autofahrer zu Unrecht erwischt fühlen. Die Emotionen kochten vergangene Woche erneut hoch, als ein Fahrer ein Video, das er mit seiner Kamera im Auto aufgenommen hat, eindeutig zeigt, dass er geblitzt wurde, ohne bei Rot oder zu schnell gefahren zu sein.
Stadt geht in die Offensive
Die Stadt Bochum ging nun in die Offensive und widmete dem Thema in einem Pressegespräch in größerer Runde besondere Aufmerksamkeit. „Dieses Gerät ist abgenommen und geeicht, es arbeitet technisch einwandfrei und ist vollkommen in Ordnung“, betonte Ursula Beaupain, Leiterin des Rechtsamts. Zum aktuellen Video erklärte sie, dass es sich „um einen Selbsttest der Anlage mit vier Probeblitzen handelt, der immer gegen Mitternacht durchgeführt wird und sicherstellt, dass das Gerät einwandfrei funktioniert. Dieser Autofahrer hat keinen Bußgeldbescheid zu befürchten“.
Viele Autofahrer gehen gegen Bußgeld vor
Die Anlage an der Kreuzung zur Ottostraße wurde im Februar „scharf“ geschaltet. Sie erfasst Tempo- und Rotlichtverstöße; an dieser abschüssigen Stelle gilt Tempo 50, zuvor gilt noch Tempo 70.
Seit Installation des Gerätes reißen die Vorwürfe vieler Autofahrer nicht ab, von Abzocke und Fehlfunktion ist die Rede. Einige Fahrer klagen mit Hilfe eines Anwalt gegen die Bußgeldbescheide.
Um Irritationen über den Blitzer an der Berliner Straße und Spekulationen über Fehl-Auslöser entgegen zu treten, erläuterte sie detailliert die Funktionsweise der Anlage und erklärte, wie die Daten ausgewertet werden. Ihr Fazit: „Bußgeldbescheide bekommen Autofahrer, weil sie sich hier nicht an die Verkehrsvorschriften gehalten haben – und nicht wegen technischer Fehler des Gerätes.“
Auf jeder Fahrspur befinden sich jeweils zwei Induktionsschleifen, um Rotlicht- und Tempoverstöße zu erfassen. Geahndet wird, wenn die Gelbphase um länger als 2,99 Sekunden überschritten wird bzw. die Rotphase um länger als 0,3 Sekunden; dafür gibt es auch eine mathematische Formel, die auch die gefahrene Geschwindigkeit zugrunde legt.
Vier Mitarbeiter werten Zehntausende Fotos aus
„Jedes Foto wird zunächst ausgewertet und beurteilt. Erst dann werden Bußgeldbescheide verschickt“, sagt sie. Das heißt: Nicht jeder Autofahrer, der geblitzt wird, erhält einen Bescheid, erst nach Überschreiten der Grenzwerte gibt es Post von der Stadt. „Es gilt also erstmal abzuwarten. Da hilft es auch nicht, wenn der Autofahrer nach Aufleuchten des Blitzes schon kurz später bei der Stadt anruft und nachfragt.“
Vier Mitarbeiter sitzen im Rathaus, die sich nur mit dem Auswerten der zahlreichen Blitzerfotos befassen. Die haben viel zu tun. Die Zahl der Fotos liegt laut Stadt pro Monat im fünfstelligen Bereich. Durch den Blitzer an der Berliner Straße wurden im Juli 1523 Bußgeldbescheide verschickt, im Mai waren es noch 2700, zuvor noch wesentlich mehr. „Die Zahl der Verstöße ist also deutlich nach unten gegangen“, betont Stadtsprecherin Tanja Wißing. Dass es hier nach Aufstellen des Blitzers sogar zu mehr (Auffahr-)Unfällen gekommen sei, könne sie nicht bestätigen.
Neue Blitzer an sechs Stellen
Die Stadt hatte im Frühjahr an sechs Standorten in Bochum diese Blitzer aufstellen lassen, um Rotlicht- und Tempoverstöße zu erfassen. Die ausgewählten Stellen sind nach Angaben der Stadt Bochum Unfallschwerpunkte oder im Rahmen der Schulwegsicherung wichtig. Fast 12.000 Bußgeldbescheide werden, bedingt durch diese Anlagen, pro Monat verschickt. Und sie sagt: „Es geht uns nicht darum, dadurch das Stadtsäckel zu füllen. Es geht um die Verkehrssicherheit.“