Wattenscheid-Mitte. . Die Kritik an dem neuen Blitzer an der Berliner Straße reißt nicht ab. Viele Autofahrer betonen, nicht gegen Verkehrsregeln verstoßen zu haben.

Das neue Blitzgerät an der Berliner Straße sorgt weiterhin für reichlich Zündstoff. Viele Autofahrer kritisieren den Standort, der kein Unfallschwerpunkt sei. Außerdem reißen die Vorwürfe nicht ab, der Blitzer würde Fotos machen, obwohl die Fahrer weder einen Rotlicht- noch einen Tempoverstoß begangen hätten. Und es steht der Vorwurf im Raum, die Stadt betreibe hier „reine Abzocke“, wie viele User in der WAT-Facebookgruppe meinen.

Mit der Videokamera das Geschehen gefilmt

Denn offenbar blitzt das Gerät schon dann, wenn das Auto gerade erst beim Umschalten der Ampel auf Gelb in die Kreuzung hineinfährt – der Fahrer also keine Chance habe, ohne Vollbremsung rechtzeitig anzuhalten.

„Dafür gibt es auch Beweise“, sagt ein Wattenscheider (Name der WAZ bekannt), der eine Stunde lang mit seiner Videokamera das Geschehen an der Kreuzung Berliner-/Ottostraße in Richtung Wattenscheid-Mitte aufgezeichnet hat und sein Material der Redaktion zur Verfügung stellt. Darauf ist zu sehen, dass Autos geblitzt werden, die gerade erst bei Umschalten der Ampel in den Kreuzungsbereich gefahren sind.

Situation auf Videofilm festgehalten

„Hier liegt definitiv kein Verstoß gegen die Rot- oder Gelblichtregeln vor“, sagt der Filmer. „Und die Fahrer waren meiner Meinung nach auch nicht zu schnell unterwegs.“ Er betont: „Ich kenne mich mit dem Thema Geschwindigkeit aus, war schließlich viele Jahre lang Fahrer bei der Bogestra und kann das Tempo daher sehr gut einschätzen.“

An der Kreuzung passierten nach Aufstellen des Blitzers schon viele Unfälle.
An der Kreuzung passierten nach Aufstellen des Blitzers schon viele Unfälle. © Foto: Rad

Ein betroffener Autofahrer betont, dass er bereits einen Verkehrsanwalt eingeschaltet habe, um gegen den Bußgeldbescheid vorzugehen. „Und der sagt, dass ich vor Gericht Recht bekommen werde, falls die Stadt es darauf anlegt.“

Die Stadt sieht sich auf der sicheren Seite

Nachdem der neue Blitzer am 8. Februar „scharf“ geschaltet wurde, hat die Stadt mehr als 7000 Verwarnungs- und Bußgeldbescheide verschickt. Sie sieht sich auf der sicheren Seite. „Jedes Bild wird einzeln ausgewertet“, erklärt Stadtsprecher Thomas Sprenger. Das Gerät sei vom Eichamt abgenommen worden, es funktioniere „einwandfrei“. Die Autofahrer müssten sich an dieser Stelle offenbar erst daran gewöhnen, dass hier Verstöße auch festgehalten werden – Tempo 50 gilt dort schon seit vielen Jahren. In der Mehrzahl der Fälle gehe es um überhöhte Geschwindigkeit oder darum, bei Gelb die Kreuzung befahren zu haben.

Vorwurf der Abzocke

Ein Facebook-User erklärt, dass er wegen eines Gelblicht-Verstoßes 120 Euro zahlen soll. Das könne er nicht nachvollziehen. „Soll ich eine Vollbremsung machen und einen Auffahrunfall riskieren?“

Ein anderer Autofahrer betont, ebenso wie weitere Fahrer bei Grün geblitzt worden zu sein. „Offenbar ist diese Anlage technisch nicht in Ordnung“, sagt ein ebenfalls betroffener Fahrer. „Das ist reine Abzocke durch die Stadt. Vorher gab es hier mal mehrere kleine Unfälle, jetzt knallt es hier oft, weil viele vor Schreck stark abbremsen und der Hintermann auffährt. Bremsen ist häufig gefährlicher als Durchfahren.“ Und viele Verkehrtsteilnehmer, sagt er, sehen diese Ampel zu spät durch die Brücke.