Bochum. Der lange diskutierte Schulneubau in Gerthe wird realisiert. Bis 2025 soll das 102-Millionen-Euro-Projekt fertiggestellt sein.

Die lange politische Debatte um einen Schulneubau in Gerthe ist – vorerst – zu Ende. Der Rat der Stadt hat am Donnerstag mit großer Mehrheit von SPD, Grünen, CDU sowie UWG/Freie Wähler den Bau des neuen Schulzentrums beschlossen. 102,4 Millionen Euro wird das auf ursprünglich 50 Millionen Euro taxierte Projekt kosten und damit finanziell sowie architektonisch an das 2010 bezogene Neue Gymnasium in Wiemelhausen anknüpfen.

220 Meter langes, imposantes Gebäude

220 Meter lang wird das imposante Gebäude sein, das Mitte 2025 fertiggestellt sein soll und das, so Ratsmitglied Ernst Steinbach (SPD), nicht nur stadtbildprägend sein wird. „Es ist auch vernünftig, in diese Schule zu investieren“ Der Neubau, zu dem auch eine Mensa und eine Bücherei gehören werden, ersetzt den längst sanierungsbedürftigen Schulkomplex des Heinrich-von-Kleist-Gymnasiums und der Anne-Frank-Realschule. Die Herausforderung für die Schulen ebenso wie für den Bauherren: Neubau und Abbruch des Bestandsgebäudes erfolgen Zug um Zug, das neue Schulzentrum wird auf der Fläche des bestehenden errichtet.

„Unter anderem das macht es auch so teuer“, so Ratsmitglied Volker Steude (FDP/Stadtgestalter), der mit seiner Fraktion vergeblich dafür warb, sich noch einmal Zeit für einen neuen Standort, für neue Planungen und vor allem eine kostengünstigere Lösung zu nehmen. „Die 50 Millionen, die hier ausgegeben werden sollen, fehlen anderen Schulen.“ Und: Sie ersparten Schülern und Lehrern, fünf Jahre lang auf einer Baustelle zu lernen und zu lehren.

Alternative „finanziell untragbar“

Noch einmal Jahre zu warten, sei nicht nur das falsche Signal an die Schulgemeinde, konterte CDU-Fraktionsmitglied Sascha Dewender. Es sei auch in Irrglauben, in einigen Jahren günstiger bauen zu können. Außerdem würden neuen Planungen weitere Kosten verursachen. Daher sei der Vorschlag „finanziell untragbar“.

Der architektonisch attraktive Entwurf des Essener Büros Brüning Rein wird womöglich noch Folgen haben. Er ist nicht nur etwa doppelt so teuer geworden wie geplant und würde womöglich noch deutlich über 100 Millionen Euro liegen, wenn nicht die Reißleine gezogen worden wäre. Nachdem bereits 19 Millionen Euro eingespart werden, weil der ursprüngliche Entwurf u. a. um den geplanten Quartierspark abgespeckt wurde, wird noch nach weiterem Einsparpotenzial gefahndet.

Vorwurf: Sparen am falschen Ende

Die Koalition aus SPD und Grünen sowie die CDU haben am Donnerstag noch Prüfaufträge an die Verwaltung eingereicht, die nun auch Gegenstand des Ratsbeschlusses sind. Geklärt werden soll, ob bei Räumen, Technik und Einrichtung noch weiter gespart werden kann. Gerade das rief die Fraktion der Linken auf den Plan, für die Ratsmitglied Ralf D. Lange der Mehrheit vorwarf: „Sie sparen am falschen Ende.“ Damit zielte er auf die Idee ab, in dem 100-Millionen-Euro-Schulneubau zunächst das alte Mobiliar zu verwerfen.

Auswahlverfahren in der Kritik

Nachdenken über das Auswahlverfahren bei künftigen, womöglich ähnlich großen Bauprojekten sollte die Stadt. Das erklärten Ernst Steinbach (SPD) und Christian Haardt (CDU) unisono für die beiden größten Fraktionen im Rat.

„Es kann nicht sein, dass wir nach einem ersten Entschluss darin gefangen bleiben“, so Steinbach. Das müsse sich künftig ändern. „Wir müssen uns fragen, ob wir generell mit dem hier gewählten Verfahrne richtig liegen“, ergänzte Haardt. Die Stadt hatte 2017 einen Architektenwettbewerb ausgelobt.

Die Linke hat sich am Ende enthalten, FDP/Stadtgestalter scheiterte mit dem Alternativvorschlag einer neuen Standortsuche. Und auch auf die AfD konnte sich nicht durchsetzen. Sie bevorzugte den Vorschlag B der Verwaltung – einen Systembau, der zwar zunächst sechs Millionen Euro teuer ist, aber am Ende, so Ratsmitglied Wolf-Dieter Liese, günstiger sein werde, weil es sich um einen Festpreis handele. Die stattdessen mehrheitlich gewählte Variante A werde – wie so oft in den vergangenen Jahren bei Bauprojekten in Bochum – am Ende teurer werden.