Bochum. . Der Neubau des Schulzentrums in Gerthe ist fraglich. Die Baukosten haben sich auf 120 Millionen Euro verdoppelt. Die Politik muss entscheiden.

Der Neubau des Schulzentrums Gerthe steht auf der Kippe. Weil sich die erwarteten Baukosten inzwischen verdoppelt haben, soll die Politik noch im Sommer entscheiden, ob die Planungen fortgeführt oder das Verfahren auf null gesetzt wird.

55 Millionen sollte der Neubau des Schulzentrums nach ersten Schätzungen kosten. Von einer „atmenden Obergrenze“ war damals die Rede. Wohl mit weiser Voraussicht. Mit 60 Millionen Euro Baukosten wurde kalkuliert, nachdem 2018 ein Essener Architekturbüro als Sieger aus dem Architekturwettbewerb der Stadt hervorgegangen war. In dem 220 Meter langen Gebäude entlang der Heinrichstraße sollen danach wie bisher das Heinrich-von-Kleist-Gymnasium und die Anne-Frank-Realschule sowie die Stadtteilbibliothek untergebracht werden. 2021 war als Baustart angepeilt worden. Im Schuljahr 2024/25 sollte der Neubau bezogen werden.

Vergabeverfahren hat inzwischen begonnen

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Inzwischen hat das Vergabeverfahren begonnen. Ergebnis: Die Kostenschätzungen sind auf 87 Millionen Euro in die Höhe geschnellt. Selbst mit dieser durchaus marktüblichen Steigerung um rund 20 Prozent hätte die Stadt noch leben können, sagte Kämmerin Eva-Maria Hubbert am Montag vor der Presse. Doch nunmehr liegen neue Kalkulationen vor. Rund 120 Millionen Euro würde das Schulzentrum demnach verschlingen, wenn die Pläne eins zu eins umgesetzt würden. Und das sei wohl noch immer nicht das Ende der Fahnenstange, so Hubbert. Allzu „überhitzt“ sei derzeit die gesamte Baubranche, allzu drastisch die Steigerungen bei den Bau- und Nebenkosten.

Die Stadtverwaltung zieht die Reißleine. Die Politik, die das gesamte Projekt bereits abgesegnet hatte, hat nun nochmals das Wort. Zur Ratssitzung am 11. Juli wird für das Kommunalparlament eine Vorlage ausgearbeitet. Sie enthält zwei Optionen: Das Bauverfahren läuft mit den verdoppelten Kosten weiter – oder wird eingestampft und komplett von vorn gestartet. Eine schnelle Entscheidung müsse her. Alternativen gebe es nicht, betont Schuldezernent Dietmar Dieckmann. Das anspruchsvolle und „stadtprägende“ Modell des Neubaus könne kaum abgespeckt werden. Und eine Sanierung der alten Gebäude käme kaum billiger.

Grundsätzliche steht der Neubau nicht in Frage

Ob und wie der städtische Etat eine millionenschwere Mehrbelastung verkraften könnte, lässt Eva Maria Hubbert offen: „Das müssten wir dann sehen.“ Keinen Zweifel lässt sie gemeinsam mit Dietmar Dieckmann an der Notwendigkeit eines Neubaus in Gerthe. „Es muss in jedem Fall etwas gemacht werden. Das erwartet die Schulgemeinde zu Recht von uns.“

Am vergangenen Freitag sind unter anderem die Schulen, Bezirksbürgermeister Henry Donner sowie Ernst Steinbach als Vorsitzender des Schulausschusses von der Stadt über den neuen Sachstand informiert worden.

Zahlen sollen im nächsten Ausschuss auf den Tisch

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„Die Zahlen haben uns zu Tode erschreckt“, sagt Steinbach. „Rein rechtlich aber ist diese Vorgehensweise okay. Bei 120 Millionen Euro hat die Verwaltung das Recht, das Projekt neuerlich zu überdenken. Wir müssen sehen, welche Alternativen es gibt. Dafür fehlen uns aber die Vergleichszahlen. Also, was kostet ein Quadratmeter Neubau einer Schule im Landesdurchschnitt.“ Darüber hinaus gebe es ja bereits fixe Kosten. „Die alte Schule muss abgerissen werden“, sagte Steinbach. „Der Baugrund muss aufbereitet werden. Diese Kosten wissen wir. Jetzt muss klar festgelegt werden, über wie viel Quadratmeter Neubau wir reden. Da brauchen wir für eine benutzerdefinierte Planung verbindliche Zahlen. Die müssen dann am 18. Juni bei der nächsten Sitzung des Betriebsausschusses für Eigenbetriebe auf den Tisch, damit wir die Ratssitzung am 11. Juli einen Beschluss vorbereiten können.“

Und auch Steinbach unterstrich noch einmal die Notwendigkeit eines Neubaus. „Die Situation mit dieser Kostenexplosion ist doof. Aber einen Neubau muss es geben. Dafür bleiben uns zwei Möglichkeiten. Die eine ist, dass die Politik entscheidet, dass sie diese Kostensteigerung akzeptiert. Die andere wäre, dass es Alternativen gibt. Die aber müssten deutlich günstiger sein. Es wäre nicht hilfreich, dass wir neu ausschreiben und dann bei Kosten von 124 Millionen Euro landen.“