Bochum. Sieben Monate nach einem tödlichen Überfall in Bochum-Hordel wurde Anklage gegen zwei Männer erhoben. Es geht um Mord. Ein Rentner war erstickt.
Habgierig, brutal und gnadenlos: So stellte sich das Verbrechen am Nachmittag des 4. Februar 2019 in der Sechs-Brüder-Straße in der „Kappskolonie“ in Bochum-Hordel dar. Damals war ein 68-jähriger Rentner in seinem Haus von Einbrechern überfallen und so massiv geknebelt worden, dass er qualvoll erstickte. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Anklage wegen Mordes und Raubes mit Todesfolge gegen zwei Männer (24, 37) erhoben.
Das bestätigte am Donnerstag ein Sprecher des Bochumer Landgerichts auf Anfrage der WAZ.
Der Fall hatte in ganz Bochum und darüber hinaus für Entsetzen und Abscheu gesorgt. Mitten in einer ruhigen bürgerlichen Wohnsiedlung eine solche Tat! Als das Opfer, dreifacher Vater, vierfacher Großvater und Mitglied im Schützenverein ABSV Hofstede-Riemke, beerdigt wurde, gaben ihm 300 Angehörige, Freunde und Kameraden das letzte Geleit.
Lebenspartnerin überlebte den Überfall
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Auch seine Lebenspartnerin (71) war bei der Beerdigung dabei, auch sie war von den zwei Tätern überfallen worden, überlebte aber. Körperlich soll sie unversehrt geblieben sein. Sie wurde nachher psychologisch betreut. „Was sie durchgemacht hat, ist sicher alptraumhaft“, sagte ein Polizeisprecher.
Mord in Bochum-Hordel - so haben wir berichtet
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Das Paar war an jenem Nachmittag nach Hause gekommen und dort kurz danach von den Tätern überrascht worden. Sie sollen am Haus gewartet und es dann ausgenutzt haben, dass die Haustür nicht richtig verschlossen war. Während der Mann komplett, auch am Kopf, mit Klebeband gefesselt wurde, wurde die gehbehinderte Frau zu Boden gestoßen und mit Kleidungsstücken zugedeckt, so dass sie nichts mehr sehen konnten. Sie hatte keine Chance, ihrem Partner zu helfen. Er starb noch am Tatort.
Die Täter durchsuchten derweil das ganze Haus nach Wertsachen. Erbeutet wurden diverse Schützenorden und Dokumente, Kleingegenstände und der Kfz-Schein des 68-Jährigen.
DNA-Spur 213 führte zum Volltreffer
Fast zwei Monate lang hatte die Mord-Kripo („MK Hordel“) keine heiße Spur, obwohl sie mit enormem personellen und materiellen Aufwand ermittelte. Hunderte Spuren wurden ausgewertet. Dann kam ein Volltreffer: eine DNA-Spur vom Tatort. Sie hatte die Spur 213 und konnte einem polizeibekannten Mann zugeordnet werden.
Eventuell gibt es einen dritten Tatverdächtigen
Die Kripo hat Hinweise darauf, dass es auch einen dritten Täter gegeben haben könnte. Die Ermittler kennen nur seinen Spitznamen. Bisher konnte diese Person aber nicht gefasst werden.
Wann der Prozess vor dem Schwurgericht stattfindet, steht noch nicht fest. Noch im Oktober wird dies aber der Fall sein, denn spätestens nach sechs Monaten U-Haft muss die Hauptverhandlung beginnen.
Am 29. April nahmen Spezialkräfte der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit zwei Tatverdächtige fest, einen Polen ohne festen Wohnsitz und einen Deutschen aus Gelsenkirchen. Um 4 Uhr nachts. Wegen Einbruchs- und Raubdelikten sollen sie bereits vorbestraft sein. In der Wohnung des 24-Jährigen in Gelsenkirchen sollen auch Gegenstände des Opfers gefunden worden sein. Beide sitzen seitdem in Bochum und Dortmund in U-Haft.
Die Kripo sucht weiter einen dritten Tatverdächtigen
Nach anfänglichem Schweigen hatte einer der beiden in der U-Haft eine Aussage gemacht, die eventuell als Teilgeständnis gewertet werden könnte. Er habe mit der unmittelbaren Tatausführung nichts zu tun gehabt. Um Umkehrschluss heißt dies, dass er mittelbar an dem Verbrechen beteiligt gewesen sei.