Bochum-Langendreer. In der Wahrnehmung auf der Alten Bahnhofstraße kommt der Stadtteil rundum besser weg als im Check. An einigen Stellen kann noch angesetzt werden.
Am östlichen Rand der Stadtkarte steht für Langendreer-Dorf die Gesamtnote „2,3“ im Stadtteil-Check, den die WAZ im vergangenen Jahr mit Lesern machte. Dabei sind sich die Protagonisten im Gespräch vor Ort entlang der Alten Bahnhofstraße zwischen Markt und Christuskirche allerdings einig: Die Note hätte positiver ausfallen müssen; bald in allen Details empfinden sie Alltägliches und Besonderes in Langendreer als noch nicht perfekt, aber schon ziemlich gut. „Und dabei ist keiner der einzelnen Werte so gut wie das Gesamtergebnis von 2,23“, fasst Hans-Hermann Brunholt zusammen.
Er findet es hier schlicht „töfte“, unterstreicht der Vorsitzende der SV Langendreer, und winkt ein ums andere Mal grüßend einem Passanten zu. Man kennt sich eben, umso mehr, wenn man mit Beatrix Schulte-Gimmerthal und Paul Möller zusammen steht. „Die Mischung aus den einzelnen Faktoren macht das Gefühl hier aus“, meint Brunholt. Möller, Herausgeber der „Dorfpostille“ und mit dem „Laden-e.V.“ ebenso ein Eingeborener. Er ist zudem bei der Initiative „Langendreer hat’s“ aktiv und rät: „Man sollte die Menschen noch stärker ansprechen, zum Mitmachen heranholen.“
Buchhändlerin Beatrix Schulte-Gimmerthal verweist auf das vielfältige Angebot in Langendreer, sowohl bei Artikeln des täglichen Bedarfs, wie auch in der Freizeit und bei der Kultur. „In den Vereinen und den Kirchengemeinden gibt es schon sehr viel“, weiß sie.
Feste zeigen: Die Menschen fühlen sich hier wohl
Auch Quartiersmanager Karsten Höser fallen zuerst die Veranstaltungen wie Weihnachtsmarkt oder die weiteren Stadtteilfeste im Dorf ein, bei denen das Echo schon zeigt, dass sich die Menschen hier wohlfühlen können. „Auch die Trennung zwischen Langendreer-Dorf und Alter Bahnhof ist längst nicht mehr so deutlich.“
Zum Thema Sicherheit, mit 2,87 bewertet, meint Brunholt, hier müsse man sich bestimmt nicht unsicher fühlen. Und gerade bei Veranstaltungen zeige die Polizei auf jeden Fall immer ausreichend Präsenz. Beim Punkt Politik, der mit 3,29 schon etwas auf der Skala nach unten rutscht, sei die Bewertung sicher schlechter, als die Realität zeige, eher durch die allgemeine Politik-Verdrossenheit bestimmt. Denn im Bezirk seien alle ansprechbar und immer dabei.
Die Sauberkeit, die eine 3,35 bekam, hänge gerade an der Alten Bahnhofstraße schon sehr stark an der individuellen Pflege vor der Haustür. Die Stadtverwaltung habe gerade kürzlich einen Trupp losgeschickt, der an den Eisenbahngleisen richtig aufgeräumt habe. Allerdings seien auch viele Blumen in den Baumscheiben einfach rausgerissen oder geschnitten worden, ohne Rücksprache zu halten. Der Einsatz der „Urban Gardener“ sei in allen Bereichen sehr positiv, wird festgestellt. Viele Impulse seien auch im Luther-LAB in der entwidmeten Kirche entstanden.
Mit der Note 2,08, die der Nahverkehr bekommen hat, sind die drei Aktiven nicht einverstanden. „Das ist mit der Bahn jetzt ein richtig modernes Angebot, bringt neue Leute hierher“, unterstreicht Brunholt. „Auch wenn’s lange gedauert hat“, wirft Paul Möller ein.
Parkplatzangebot reicht aus
„Angemessen“ lautet das Urteil über die 3,21, die bei dem Punkt Parkplätze unter dem Strich steht. „Parken klappt überall, das muss gar nicht besser sein“, findet Beatrix Schulte-Gimmerthal. Am Krankenhaus wird es hoffentlich noch besser, wünschen sich die Langendreerer. Aber dafür sei die medizinische Versorgung, die mit 2,03 bewertet wird, eben auch richtig umfassend. Neben dem Knappschafts-Krankenhaus habe man schließlich einige Fachärzte und Ärztehäuser in unmittelbarer Umgebung.
Beim Thema Senioren ist prompt das Seniorenbüro gerade in Sichtweite. Die Note 2,83 nach dem Stadtteilcheck wird als nicht angemessen angesehen. „Es gibt sehr viele verschiedene Angebote für ältere Bewohner, ob bei den Kirchengemeinden oder in den Vereinen, „viele Treffpunkte, und wer will, ist hier gut unterwegs“.
Angebote kleiner Läden
Was sich rundherum an Angeboten in der Stadtteilbücherei, in den Kirchen und im Jugendheim finden lässt, wird als sehr umfassend empfunden. Die Kinderfreundlichkeit im Stadtteil, die eine 2,86 erntete, scheint daher als durchaus angemessen.
Beim Thema Einkaufen will die Buchhändlerin die Note 2,5 nicht ohne Weiteres stehen lassen. Man müsse da schon unterscheiden, bei den Angeboten gerade der kleineren Läden und bei der Deckung des täglichen Bedarfs bei den Discountern. Und der Ruhr-Park sei ja schließlich auch nicht weit weg, wenn man Besonderes kaufen wolle. Engagement vor Ort in Langendreer sei aber entscheidend, denn man dürfe nicht vergessen, dass die Kunden ihrerseits auch hier einkaufen wollten. Fachgeschäfte und der Baumarkt in der Nähe sprechen ihrer Ansicht nach außerdem für die Attraktivität des Bochumer Ostens.
Mit der 3,02, die die Gastronomie im Check bekam, sei das Angebot zufriedenstellend beschrieben: „Eine ganz gute Deckung, vielleicht fehlen inzwischen größere Säle.“
Viel Grün in der Nähe
In Sachen Freizeit sei die Note 2,91 zu negativ ausgefallen. „Wir haben hier in fußläufiger Entfernung viel Grün, den Radweg-Anschluss zum Rheinischen Esel, eine ganze Reihe Fußball- und Schwimmvereine, Mini-Golf, Lesungen, Konzerte und weitere kulturelle Veranstaltungen in der Steiner-Schule oder der Lessing-Schule, die Matrix“, kommt eine spontane Aufzählung.
„Mindestens eine gute 2“ hätte das Gemeinschaftschaftsgefühl verdient, das mit 2,97 abschnitt. „Da hat der Sport ganz viel geschafft, gerade was die Integration von Flüchtlingen angeht“, meint Paul Möller und blickt zu Hans-Hermann Brunholt hinüber.