Bochum. Die Kunden auf den Wertstoffhöfen werden zunehmend aggressiver. Das beobachtet der USB Bochum. An Security-Firmen wird aber noch nicht gedacht.
Nach der Feuerwehr und Polizei beklagt auch der Umweltservice Bochum (USB) zunehmende Pöbeleien und Aggressionen gegen seine Mitarbeiter. „Immer mehr Bürger verhalten sich respektlos. Das ist für uns ein wichtiges Thema“, sagt Geschäftsführer Christian Kley. Kürzlich erstattete der USB erstmals Anzeige gegen einen Kunden auf einem Wertstoffhof. Der Einsatz eines Sicherheitsdienstes sei aber – noch – nicht geplant.
USB: Mitarbeiter wurde rassistisch beleidigt
Es geschah vor drei Monaten auf der Zentraldeponie Kornharpen. „Der guckt nicht in mein Auto!“, tönt ein Kunde, als ein Mitarbeiter die Abfälle in seinem Kofferraum in Augenschein nehmen will. Der USB spricht von einer rassistischen Beleidigung und geht juristisch gegen den Mann vor. „Das einzig Erfreuliche war, dass neben unseren Mitarbeitern auch umstehende Kunden Zivilcourage zeigten und sich einmischten“, berichtet Christian Kley. Er weiß: „Der Kollege leidet bis heute unter dem Vorfall.“
Anderes Beispiel, ebenfalls auf einem Wertstoffhof. Eine Frau wirft Abfälle in den Glascontainer. Ein Mitarbeiter weist sie freundlich auf ihren Fehler hin. Was passiert? Die Frau macht einfach weiter. „Demonstrativ, geradezu provokativ“, heißt es beim Bochumer Entsorger.
Ärger über Gebühren und Wartezeiten
Alltag seien derartige Attacken und Ausfälle, wie sie auch Feuerwehrleute immer häufiger im Dienst erleben, schildert Christoph Piepke von der USB-Einsatzleitung. Die meisten der täglich bis zu 6000 Kunden auf den Recyclinghöfen verhalten sich zwar einwandfrei, betont er. Doch die Zahl der unangenehmen Zeitgenossen wachse spürbar.
Das hat vier Hauptursachen. Der Kunde ärgert sich,
– dass er für bestimmte Abfälle – etwa Bauschutt – bezahlen muss;
– dass er größere Mengen Sperrmüll oder Problemmüll nur auf der Zentraldeponie Kornharpen entsorgen kann (und deshalb auf den anderen Wertstoffhöfen wieder kehrt machen muss),
– dass er länger warten muss (vor allem zu den Stoßzeiten samstags) oder
– abgewiesen wird, weil er kein BO-Kennzeichen hat und sich auch nicht als Bochumer ausweisen kann oder will.
Rollenspiele zur Deeskalation
„Wer sich vorher informiert hätte, wüsste Bescheid“, sagt Christoph Piepke. Doch statt Einsicht zu zeigen, reagierten Autofahrer immer wieder gereizt, genervt, ausfallend. „Da reicht es schon, wenn jemand fünf Minuten warten muss, weil die Müllcontainer gewechselt werden“, erklärt Christian Kley. Ähnliches erlebe der USB auch bei der Müllabfuhr: „Die Kollegen werden übelst beleidigt und bedroht, nur weil sie für ein, zwei Minuten mit ihrem Müllfahrzeug eine Straße blockieren.“
Was tun? Bei regelmäßigen Schulungen durchlaufen die Mitarbeiter ein Deeskalationstraining mit Rollenspielen, um in brenzligen Situation ruhig zu bleiben. Für Notfälle verfügen sie über einen Alarmknopf. Die Broschüren des USB werden nunmehr in fünf Sprachen gedruckt, damit auch ausländische Mitbürger alle Infos und Regeln nachlesen können. Und an der Grünschnittstelle an der Bergener Straße ist ein Wachdienst aktiv, der zu unregelmäßigen Zeiten zu Kontrollen anrückt. Das Problem: Nahe der Stadtgrenzen entsorgen hier auch etliche Herner ihr Grün. Dabei ist die Sammelstelle – wie alle USB-Wertstoffhöfe – den Bochumer Bürgern vorbehalten.
Essen ist – noch – kein Beispiel für Bochum
Noch kein Beispiel für den USB sind die Entsorgungsbetriebe in Essen. Auf einem Recyclinghof in Altenessen ist jetzt eine Security-Firma als Aufpasser im Einsatz. „So weit würde ich noch nicht gehen“, sagt USB-Geschäftsführer Kley.
Sechs Wertstoffhöfe im Stadtgebiet
Der USB betreibt sechs Wertstoffhöfe: in Kornharpen (Havkenscheider Straße), Laer (Schattbachstraße), Linden (Am Sattelgut), Hofstede (In der Provitze), Wattenscheid (Blücherstraße) und Werne (Brandwacht).
Die Öffnungszeiten sind von 7.30 bis 20 Uhr, samstags bis 15.30 Uhr.
42 Mitarbeiter sind beschäftigt. Sie berichten auch von Diebstählen. Ungebetene Besucher klettern nachts über den Zaun und klauen Elektroschrott.
Alle Infos auf www.usb-bochum.de.
Kurzfristig denkbar sei allenfalls, wie schon am Sattelgut auswärtige Dienstleister zu beschäftigen, die die Autofahrer beim Parken einweisen. Auch dabei herrscht oft Wild West zwischen Altpapier und Hausmüll. Denn zu abschreckend dürfe eine Fahrt zum Wertstoffhof nicht wirken, gibt Christian Kley zu bedenken: „Sonst schmeißen die Leute ihren Müll in die nächste Ecke.“