Westenfeld/Sevinghausen. Ausgetrocknete Äcker und zu wenig Niederschlag: Die Wattenscheider Landwirte stehen erneut vor großen Problemen und Mindererträgen bei der Ernte.

Die Sonne sengt, der Pott kocht, die Äcker sind ausgetrocknet. Eine erneute Hitzewelle hat das Ruhrgebiet und seine Bewohner fest im Griff, die Natur dürstet nach Wasser. Am Wochenende könnte es Abkühlung geben – und Niederschlag. Auf den warten die Wattenscheider Landwirte quasi seit dem extrem heißen und trockenen Jahr 2018.

Ernst-Wilhelm Westerhoff redet erst gar nichts schön: „Uns allen war klar, dass wir mit zu wenig Wasservorräten ins Jahr gestartet sind. Daher haben wir auch gesagt, wenn es 2019 wieder so eine Dürre gibt, hätten wir ein größeres Problem – und das haben wir jetzt.“ Westerhoffs Felder an der Westenfelder Straße werden erneut Mindererträge abwerfen, prognostiziert der Landwirt: „Beim Weizen sprechen wir erneut von rund 30 Prozent weniger als im Normalfall.“

Nur Mindererträge sind sicher

Wie sich der Mais 2019 entwickeln wird, bleibt abzuwarten.
Wie sich der Mais 2019 entwickeln wird, bleibt abzuwarten. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Sollte der angesagte Regen am Wochenende niedergehen, wäre es eine kleine Hilfe: „Mehr aber nicht. Wir hangeln uns von Niederschlag zu Niederschlag.“ Was am Ende dabei herauskommt, sei Kaffeesatzleserei, nur weniger ist sicher. „Dem Mais geht’s bei uns noch gut, an anderen sandigeren Standorten gibt es aber schon diverse Probleme.“ Doch auch 2018 startete das gelbe Korn wie erhofft, habe zunächst noch geglänzt: „In der Schlussphase hat dann das Wasser gefehlt, die Körner waren zu dünn.“ Zumindest die Gerste war im aktuellen Jahr nicht betroffen, „da sie früher fertig war und geerntet ist.“

Bohren ist keine Lösung

Im Kern-Ruhrgebiet sei es keine Alternative, Brunnen zu bohren. Ernst-Wilhelm Westerhoff erläutert: „Ich habe mich mal erkundigt. Ein ,guter’ Brunnen würde bei uns fünf Kubikmeter bringen, wir bräuchten allerdings 50.“

An Mengen wie am Niederrhein komme man daher nicht ran, auch wegen einer teils dicken Lehmschicht. „Auf Grundwasser bohren geht nicht. Wenn der Speicher dann leer ist, ist es ein Problem. Es gibt weiter unten kein Wasser, was irgendwie steigen kann.“

In die gleiche Kerbe schlägt Hermann Appelbaum: „Im zweiten Jahr ist es jetzt brenzlig. Die Böden sind im Winter alle nicht mit Wasser aufgefüllt worden und es gibt wieder zu wenig Regen.“ Drei Wochen sei man mit der Ernte früher dran als ursprünglich geplant. Dennoch sei das Getreide trocken: „Die Erträge lassen zu wünschen übrig, insbesondere beim Raps“, so der Bauer aus Sevinghausen.

„Es braucht Regen, sonst nichts“

Das Getreide auf Wattenscheids Feldern leidet erneut unter der Dürre.
Das Getreide auf Wattenscheids Feldern leidet erneut unter der Dürre. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Und Appelbaum wird mit Blick auf nahenden Niederschlag noch deutlicher: „Für die aktuelle Ernte ist es gelaufen, da kann auch Regen nicht mehr helfen.“ Er kann nur noch auf die kommenden Erträge blicken, die dringend Wasser benötigen. Eigene Maßnahmen seien wenig hilfreich: „Es braucht Regen, sonst nichts. Die Böden sind ausgehungert, die Kapillarwirkung reicht nicht mehr aus, dass Wasser von unten nachkommt.“

Einlagern statt verkaufen

Neue Tannenbäume, die bei Appelbaum traditionell zur Weihnachtszeit geschlagen werden können, hat er gar nicht erst gesetzt: „2018 musste ich so stark bewässern, dass ich kein Interesse mehr daran hatte. Das ist natürlich auch mit Kosten verbunden.“ Auf die Getreide-Preise wirke sich das jedoch bislang nicht aus: „Im Gegenteil, in diesem Jahr gehen sie tendenziell weiter nach unten.“ Daher lagert Appelbaum ein, verkauft nicht sofort. „Für das Bisschen, was wir haben, haben wir genug Platz. Die Marktsituation warten wir erstmal ab.“ Die des Wetters mit bangen Blicken sowieso.