Bochum. Beim „Rotten Summer“ sind Stücke zu sehen, die dem Publikum besonders gefallen. Darunter ist lustiger Boulevard und eine berühmte Zukunftsvision.

Die ganze große Kulturszene befindet sich im sommerlichen Dämmerschlaf. Die ganze Szene? Nein! Denn ein Theater ist seit vielen Jahren clever und mutig genug, die Ferien einfach ausfallen zu lassen, um dem Publikum auch während der schrecklichen, theaterlosen Zeit etwas Bühnenluft zu gönnen.

Am Theater Rottstraße 5 ist wieder der „Rotten Summer“ ausgebrochen: „Seit unserer Gründung spielen wir stets auch in den Sommermonaten. Das ist eine Seltenheit in der deutschen Theaterlandschaft“, sagt Leiter Oliver Paolo Thomas, der seit dem Weggang von Hans Dreher die kleine Bühne künftig in Eigenregie anführt. Dreher ist ab der kommenden Spielzeit neuer Chef am Prinz-Regent-Theater.

Nächste Premiere: „Misery“ nach Stephen King

Als nächste Premiere ist am 22. und 23. August im Theater Rottstraße 5 die Bühnenadaption von Stephen Kings „Misery“ zu sehen. Der Roman, auch als glänzender und superspannender Film bekannt, erzählt von einem Schriftsteller, der in die Fänge seines größten Fans gerät.

Karten (14, ermäßigt 7 Euro) gibt es unter 0163 / 76 15 071 sowie per Mail: karten@rottstr.de. Sämtliche Spieltermine finden sich auch unter www.rottstr5-theater.de

Der „Rotten Summer“ (zu deutsch: verkommener Sommer) bietet stets einen schönen Querschnitt all jener Stücke, die dem Publikum in den vergangenen Monaten besonders gut gefielen. Darunter ist „1984“: Die berühmte Zukunftsvision von George Orwell brachte Thomas im März auf die Bühne und holte den düsteren Stoff geschickt in die Gegenwart. Wenn es um Themen wie Überwachungsstaat und Totalitarismus geht, ist Orwells schon 1949 erschienener Klassiker von beißender Aktualität. Die Hauptrollen spielen Tim-Fabian Hoffmann, Matthias Zera und Kristina Peters. Die Vorstellung am Donnerstag, 25. Juli, ist ausverkauft. Karten gibt es noch für die Spieltermine am 24. und 25. August.

Herrlicher Zoff um ein schneeweißes Bild

Neben „Der Gott des Gemetzels“, der am Prinz-Regent-Theater große Wiederauferstehung feiert, ist „Kunst“ der zweite große Boulevardkomödien-Hit von Yasmina Reza. Erzählt wird von der Freundschaft dreier Herren, die über den Kauf eines sündhaft teuren, aber schneeweißen Bildes in einen schweren Glaubenskonflikt geraten. Denn: Ist das Kunst oder kann das weg? Pascal Riedel, Leon Rüttinger und Pujan Sadri, allesamt Schauspielstudenten der Folkwang-Uni, spielen pointiert, Damira Schumachers Regie dreht geschickt an den Stellschrauben. Wieder am Freitag, 26. Juli.

Kristina Peters und Matthias Zera spielen in „1984“ nach dem Roman von George Orwell.
Kristina Peters und Matthias Zera spielen in „1984“ nach dem Roman von George Orwell. © Theater Rottstraße 5 | Rabia ÇalIşkan

Hamster blickt mit Verachtung auf die Welt

Als Wiederaufnahme ist am Sonntag, 28. Juli, der große Spaß vom „Tagebuch von Edward dem Hamster 1990-1990“ nach dem Buch von Miriam und Ezra Elia zu sehen. Schauspieler Lukas Vogelsang, der gerade seine Ausbildung am Mozarteum in Salzburg begonnen hat, zeigt die schwer zu Herzen gehende Geschichte vom unglücklichen Hamster, eingesperrt zwischen Käfigstäben und Futternapf, der mit blanker Verachtung auf die Welt um ihn herum blickt. Das ist lustig und geistreich inszeniert. Wieder am 2. und 15. August.

Mythos von Frankenstein und seinem Monster

Große Stoffe auf kleiner Bühne mit wenigen Mitteln geschickt herunterzubrechen: Das ist seit jeher Ziel und Antrieb an der Rottstraße. Gelungen ist dies auch mit dem Mythos von „Frankenstein“ nach Mary Shelley, dem sich das Nachwuchsensemble von „Young’n’Rotten“ in der Regie von Remo Philipp unerschrocken stellt. Getrieben vom Zwang, etwas Neues zu erschaffen, gelingt es Victor Frankenstein, toten Dingen Leben einzuflößen – mit verheerenden Folgen. Die nächsten Vorstellungen sind am 10. und 11. August zu sehen.