Bochum. Wer einen Hund aus dem Tierheim holt, wird ein Jahr lang von der Hundesteuer befreit. Die Zahl der vermittelten Tiere beeinflusst das aber nicht.
Hundebesitzer wissen: Vierbeiner machen viel Freude, kosten aber einiges. Körbchen, Leine, Futter, Spielzeug, Tierarzt – all das will bezahlt sein. Auch jährlicher Kostenpunkt: die Hundesteuer. Sie liegt in Bochum bei 168 Euro, zwei Tiere kosten 192 Euro und drei Tiere sogar 216 Euro je Vierbeiner.
Bochum langt bei Hundesteuer kräftig zu
Im NRW-Vergleich gehört Bochum zu den Spitzenreitern (Platz 2), Lienen im Kreis Steinfurt verlangt nur 24 Euro Hundesteuer. Wer einem Hund aus dem Tierheim ein neues Zuhause gibt, bekommt in Bochum seit Anfang des Jahres die Hundesteuer erlassen – als Belohnung für den Tierschutz.
Bei Jörg Schlüter war das der Fall, auch wenn er sagt: „Die Hundesteuer war völlig unerheblich für mich.“ Denn bei seinem Mischling „Dexter“ war es Liebe auf den ersten Blick, die Chemie stimmte schon beim Probe-Gassigehen.
„Ein Hund kostet Geld, darüber sollte man sich im Klaren sein“, sagt Schlüter.
Tierheim profitiert von Befreiung nicht
Die wegfallende Steuer könne kein Argument für den Hund sein, sei aber eine gute Aktion. „Letztendlich wird die Stadt mit den Unterbringungskosten entlastet, wenn ein Hund aus dem Tierheim geholt wird“, erinnert Schlüter.
Dort informiert man Interessenten über die Regelung, bewirbt sie aber nicht. „Unseres Erachtens nach gibt es keine Auswirkung auf die Vermittlung“, sagt Niko Korte vom Tierheim. Man vermittele weiterhin mehr Tiere in andere Städte, als nach Bochum.
Stadt nimmt 2,6 Millionen Euro ein
„Im letzten Jahr haben wir 266 Hunde aufgenommen, 55 Abgabe- und 211 Fund-Tiere“, so Korte. Von den Fundtieren seien 152 wieder abgeholt worden, 114 Hunde wurden vermittelt.
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Einnahmeverluste fürchtet die Stadt nicht: „Wären die Hunde im Tierheim geblieben, hätte die Stadt ja auch für diese Tiere keine Hundesteuer erhalten“, erinnert Stadtsprecher Peter Van Dyk. Die Anzahl der zur Hundesteuer angemeldeten Hunde habe sich seit 2011 von 14.900 auf 17.400 (2019) erhöht. Im vergangenen Jahr brachte das der Stadt rund 2,6 Millionen Euro.
Viele Hunde warten auf neues Zuhause
„Die Hundesteuer hat ihre Vorgeschichte im ausgehenden Mittelalter. Zweck war schon damals nicht nur die Einnahmeerzielung, sondern auch die Reduzierung der Anzahl der Hunde und damit der Tollwut- und Seuchengefahr“, macht van Dyk einen historischen Exkurs. Schlüter hofft derweil, dass die Regelung mehr Menschen zum Tierheim anstatt zum Züchter bewegt. Aufgrund verschiedener Sicherstellungen warten dort derzeit nämlich besonders viele Tiere auf ein neues Zuhause.