Bochum. Ehrenamt kann tierisch Spaß machen. Das wissen die 60 Helfer im Bochumer Tierheim, die mit ihrer Arbeit auch ihr eigenes Seelenheil fördern.

  • Ohne seine 60 ehrenamtlichen Helfer müsste das Bochumer Tierheim seine Arbeit einstellen
  • Dabei fördern die Helfer bei ihrer Arbeit mit Hund, Katze & Co. auch ihr eigenes Seelenheil
  • „Man weiß, dass man etwas Sinnvolles tut“, sagt Bundeswehroffizier Tim Schallenberg

Tim Schallenberg hat lange um Herbert getrauert. 2016 starb sein geliebter, nach Herbert Grönemeyer benannter Labrador. Einen neuen Gefährten mag sich der Berufsoffizier nicht anschaffen. Doch im Tierheim kann der 30-Jährige seine Hunde-Liebe als ehrenamtlicher Helfer voll ausleben. Glück und Zufriedenheit inklusive.

Verein zählt 1000 Mitglieder

Wie Tim Schallenberg sind es 60 Tierfreundinnen und -freunde, die an der Kleinherbeder Straße im Einsatz sind. Ohne Bezahlung. Mit umso mehr Engagement und Empathie. „Ohne diese tolle Truppe wären wir aufgeschmissen, schlicht nicht überlebensfähig“, sagt Michael Schneider, seit Monatsbeginn Vorsitzender des Tierschutzvereins. Zwar hat der Verein 1000 Mitglieder. Zwar hat die Stadt den Zuschuss 2016 deutlich erhöht. Doch der deckt noch immer nur ein Drittel des Jahresetats von 650 000 Euro. Spenden und Zuwendungen machen die Haupteinnahmen aus. „Ohne Ehrenamt“, so Schneider, „wäre alles nichts.“

Vom Hamster bis zum Pitbull

So sind es die gute Seelen wie Tim Schallenberg, die mit den zehn hauptamtlichen Mitarbeitern dafür sorgen, dass jährlich 1000 hilfsbedürftige Kreaturen vom Hamster bis zum Pitbull in Querenburg ein liebevolles Obdach finden. Nach Herberts Tod wollte der in Unna stationierte Soldat zumindest tageweise mit Hunden zusammen sein. „Im Januar fuhr ich zum Tierheim und fragte: Braucht Ihr mich?“

Gassi-Gehen nach der Kaserne

Klar brauchen sie ihn. Der Langendreerer legte beim Amtsveterinär den Sachkundenachweis ab (der ist für jeden Helfer vorgeschrieben). In der „Staff-Gruppe“ betreut er seither Kampfhunde, die besonders schwer vermittelbar sind – und Zuwendung besonders nötig haben.

An drei bis vier Abenden, oft auch am Wochenende, ist Tim Schallenberg als Gassi-Gänger unterwegs, umsorgt mit Spooky und Buddy zwei fest zugewiesene Schwergewichte. „Ein großartiger Ausgleich zum Beruf. Und man weiß, dass man etwas Sinnvolles tut“, sagt er und schwärmt zudem vom Zusammenhalt des Teams.

Engagiert für die Katzengruppe

Dem können sich die weiteren Helfer nur anschließen. So wie die Kaufmännische Angestellte Nicole Guth (49) aus Langendreer, die seit zehn Jahren dabei ist, als Leiterin der Katzengruppe Stubentiger im neuen Zuhause besucht und derart eng mit dem Verein verwachsen ist, dass sie inzwischen dem Beirat und Festkomitee angehört.

So wie die Sozialarbeiterin Kathrin König (47) aus Hamme, die vor acht Jahren über ihre Tochter zum Verein stieß. Als Leiterin der Jugendgruppe „Wildbienen“ baut sie mit den Jungen und Mädchen Nistkästen und Igel-Winterplätze, startet Kampagnen für den Tierschutz und denkt noch lange nicht ans Aufhören, obwohl ihre Tochter längst nicht mehr aktiv ist.

Viele Helfer sind seit Jahren dabei

Und so wie Michael Schneider (56), Chef einer Versicherungsagentur, der nicht lange fragte, als der Club im Herbst einen neuen Vorsitzenden suchte. Er kann auf eine motivierte und erfahrene Mannschaft setzen. Viele der Helfer sind seit Jahren dabei – was dokumentiert, „wie sehr wir alle überzeugt sind von unserer Arbeit für die Tiere, die sonst niemanden haben, der sich um sie kümmert“.

„Arme Kreaturen auf vier Pfoten“, nennt Tim Schallenberg seine Schützlinge. Ihnen und sich selbst ein Stück Glück zu schenken: „Das ist ein richtig schönes Gefühl.“

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