Bochum. Der neue Mietvertrag für das Technische Rathaus ist ein Millionengeschäft. Bis 2049 zahlt die Stadt Bochum mindestens 85 Millionen Euro Miete.

Die Stadt Bochum mietet nach einem Ratsbeschluss vom 11. Juli für 30 Jahre fast 26.000 Quadratmeter Bürofläche im Technischen Rathaus. Bis zum 31. Mai 2049 zahlt sie dafür 85 Millionen Euro Miete. Hinzu kommen rund 55.000 Euro Nebenkosten – pro Monat.

Seit 1982 ist die Stadt mit eigenen Büros in dem Gebäude an der Hans-Böckler-Straße 19 zu Hause. 900 städtische Mitarbeiter arbeiten dort. Das ehemalige Rathaus-Center heißt seit einem 20 Millionen Euro teuren Umbau 2010 Technisches Rathaus und beherbergt mehrere städtische Ämter. Eigentümer ist der britische Investor CLS Germany Management GmbH.

Technisches Rathaus bekommt ein sechstes Stockwerk

Weil die Stadt, auch im Zuge der Umgestaltung der Innenstadt (Bau Viktoria-Karree, Abriss BVZ und mehr), weitere Büroflächen benötigt, entwickelte sie mit CLS den Plan, das Technische Rathaus um eine sechste Etage aufzustocken. Am 1. Januar 2021 sollen demnach zusätzlich 1960 Quadratmeter Bürofläche für 100 weitere Mitarbeiter zur Verfügung stehen.

Zur Absicherung dieses Geschäfts für den Eigentümer segnete der Rat vor den Sommerferien einen neuen Mietvertrag ab, der die Stadt teuer zu stehen kommt. Zum einen muss sie für die sechste Etage, die CLS schnellstmöglich errichten will, eine Nettokaltmiete von 13,50 Euro pro Quadratmeter zahlen. Zum anderen musste der bestehende Mietvertrag um zehn Jahre verlängert werden.

Stadt zahlt heute monatlich 210.833 Euro

Immerhin ändert sich der Mietzins für die bereits genutzten Flächen (23.800 qm) nicht. Er beträgt 210.833 Euro pro Monat, wie die Stadt auf Anfrage mitteilte. Im Schnitt sind das 8,86 Euro – was also deutlich günstiger ist als der Preis für die Büros im noch zu errichtenden sechsten Stockwerk.

Stadt zahlt auch für Gebäudeverwaltung

Die Stadt zahlt für das Technische Rathaus nach Fertigstellung der 6. Etage eine Kaltmiete von rund 237.000 Euro monatlich. Hinzu kommen Nebenkosten von rund 55. 000 Euro.

Außerdem beteiligt sich die Stadt mit 37.000 Euro jährlich an der kaufmännischen Gebäudeverwaltung.

Vereinbart ist zudem eine „Wertsicherungsklausel“. „Insofern ist mit Mietanpassungen über die Vertragslaufzeit zu rechnen“, heißt es.

Den neu vereinbarten Mietzins begründet die Verwaltung in ihrer Vorlage für die Politik wie folgt: „Der Bochumer Büromarktbericht 2019 beziffert die Spitzenmiete aktuell auf rund 12 Euro. Bei dem vorliegenden Mietangebot ist aber zu berücksichtigen, dass vereinbarungsgemäß auch die Daten- und Telefonverkabelung nach dem Standard der Stadt Bochum durch und auf Kosten des Vermieters installiert wird. Zusätzlich muss dieser einen weiteren Aufzug errichten, damit der barrierefreie Zugang zur sechsten Etage möglich ist.“

Interessanter Vergleich mit Viktoria-Karree

Interessant in diesem Zusammenhang sind Antworten der Stadt aus der Diskussion um die noch teureren Mietverträge mit dem Investor des Viktoria-Karrees, HBB Hanseatische Betreuungs- und Beteiligungsgesellschaft. Die Stadt wird in dem auf der ehemaligen Justizfläche an der Viktoriastraße geplanten Einkaufs- und Verwaltungszentrum 15.000 Quadratmeter Bürofläche anmieten – und zwar für 15,50 Euro pro Quadratmeter.

Zum einen stuften die Verantwortlichen exakt diesen Preis im Frühjahr 2018 als marktgerecht ein. Zum anderen wurde seinerzeit der Mietzins für das Technische Rathaus gegenüber der Politik mit 10,74 Euro angegeben. In der aktuellen Vorlage gibt die Stadt die Durchschnittsmiete mit 10,17 Euro pro Quadratmeter an - nach Bau und Anmietung der sechsten Etage.

Vermarktungswert des Gebäudes steigt

Die lange Laufzeit des Vertrages für das Technische Rathaus scheint insbesondere für den Eigentümer von Bedeutung zu sein. Und zwar mit Blick auf einen möglichen Verkauf des Gebäudes.

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In der städtischen Vorlage steht dazu: „Ein Verzicht auf die vorzeitige Verlängerung des Hauptmietvertrages war laut Aussage des Vermieters nicht verhandelbar, da sich nur mit Hilfe einer signifikanten Verlängerung der gesamten Mietdauer der Vermarktungswert des Technischen Rathauses für den Eigentümer steigern lässt. In Bezug auf eine mögliche Veräußerung des Objektes innerhalb der Vertragslaufzeit hat der Vermieter dies zur unabdingbaren Voraussetzung für eine vertragliche Einigung erklärt.“

Ratsbeschluss ohne öffentliche Diskussion

Während die Verträge mit der HBB 2018 noch große Diskussionen auslösten und nicht wenige Politiker forderten, selbst ein Verwaltungsgebäude zu bauen statt auf Jahrzehnte teuer zu mieten, passierte der Beschluss zum Technischen Rathaus nahezu störungsfrei den Rat. Im nichtöffentlichen Teil der Sitzung.