Bochum. . Zu den Opfern des Eventmanagers Sascha Hellen gehört der Arzt Prof. Grönemeyer. Er hatte ihm 105.000 Euro geliehen und nicht zurückerhalten.

Zu den Opfern des wegen Betruges und Untreue angeklagten Bochumer Eventmanagers und Medienberaters Sascha Hellen (41) gehört auch der Bochumer Arzt Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer. Der 66-Jährige schilderte am Dienstag als Zeuge vor dem Landgericht, wie er dem Angeklagten insgesamt 105.000 Euro geliehen und sie später nicht zurückerhalten habe. Er sei „zutiefst betrübt“ über das, was geschehen sei, sagte er. „Das ist menschlich nicht okay.“

Grönemeyer und Hellen hatten sich 2012 im Zusammenhang mit dem „Atriumtalk“ der Stadtwerke kennengelernt. „Er hat mich mehrfach eingeladen zu Veranstaltungen.“ Danach habe man sich „unregelmäßig getroffen“. 2015 habe Hellen von finanziellen Engpässen seiner Firma „Hellen Medien Projekte“ berichtet. „Er hat mich gebeten, weil er unter finanziellen Druck geraten war, ob ich ihn kurzfristig unterstützen könnte.“

„Auf mich machte er den Eindruck, er weiß, was er tut“

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Grönemeyer willigte ein. Hellen habe ihm versichert, dass er das Geld „kurzfristig“, binnen weniger Wochen werde zurückzahlen können, wegen offener Außenstände. Außerdem habe Hellen „einen guten Leumund“ bei ihm gehabt. Er sei „eine Person“ gewesen, „die sich damals anständig gegenüber mir verhalten“ habe. „Auf mich machte er den Eindruck, er weiß, was er tut.“ Zunächst zahlte Grönemeyer im August 2015 40.000 Euro. Weil Hellen aber mehr wollte, legte der Arzt kurz darauf noch einmal 55.000 und 10.000 Euro drauf. Zwei der Zahlungen sollen sogar auf das Konto einer engen Verwandten Hellens geflossen sein.

Dass zu diesem Zeitpunkt bereits ein Insolvenzantrag gegen Hellens Firma in der Welt war, wusste Grönemeyer nicht. Ob er dann trotzdem den Kredit gewährt hätte, wollte Richterin Christine Katzer wissen. Die Antwort: „Nein.“

Wie sehr ihn denn der Verlust des Geldes treffe, fragte die Richterin. Getroffen habe ihn, „dass ich betrogen worden bin“, erwiderte Grönemeyer. Zudem sei er damals unternehmerisch tätig gewesen und habe das Geld eigentlich für andere Dinge benötigt.

Auch ein prominenter TV-Moderator soll betrogen worden sein

Außer Grönemeyer soll laut Anklage auch ein prominenter TV-Moderator betrogen worden sein (580.000 Euro Schaden). Auch er soll vor Gericht noch gehört werden.

Am zweiten Prozesstag sagte auch der Insolvenzverwalter von Hellens ehemaliger Firma aus, der Anwalt Rolf Weidmann. Er hinterließ ein sehr schlechtes Bild über die Zusammenarbeit mit dem Angeklagten. „Er hat sich dünn gemacht und war nicht kooperationsbereit.“

„Keine geordnete Buchführung“

Hellen habe im Insolvenzverfahren seiner Firma „keine geordnete Buchführung“ vorgelegt. Alles sei durcheinander oder gar nicht abgeheftet gewesen. Hellen habe „gegen jede Buchhaltungsvorschrift verstoßen“. „Das war nicht das, was ich mir von einer Zusammenarbeit zwischen einer Insolvenzverwaltung und einem Unternehmer vorstelle. Das war eine ziemliche Zumutung“, sagte Weidmann.

Außerdem seien geschäftliche Zahlungsvorgänge über Privatkonten abgewickelt. Bereits 2015 sei Hellens Firma insolvenzreif gewesen. Angeklagt ist er außer wegen Betrugs und Untreue auch wegen Insolvenzverschleppung.

Verteidiger wirkte gar nicht glücklich über die Zeugenaussage

Hellens Verteidiger Timo Scharrmann wirkte gar nicht glücklich über die Aussage des Insolvenzverwalters. Dieser habe „gewisse Ressentiments“ gegen seinen Mandanten gezeigt. Die Aussage sei „beträufelt mit einer gewissen Tendenz“. Hellen erschien am Dienstagmorgen ganz in schwarz gekleidet auf der Anklagebank. Am ersten Prozesstag hatten das Gericht, die Staatsanwaltschaft und er einen Deal gemacht: Bei einem Geständnis bekomme er eine mildere Strafe.

Der Strafrahmen wurde zwischen zwei Jahren Haft (hier wäre eine Strafaussetzung zur Bewährung möglich) und zweieinhalb Jahren festgesetzt (keine Bewährung mehr möglich). Hellen legte denn auch ein Geständnis und hofft jetzt, vom Gang ins Gefängnis verschont zu bleiben.

Am Nachmittag wird ein bekannter Arzt im Zeugenstand erwartet

Die 12. Wirtschaftsstrafkammer unter Vorsitz von Richterin Christina Katzer (Mitte).
Die 12. Wirtschaftsstrafkammer unter Vorsitz von Richterin Christina Katzer (Mitte). © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Der Veranstalter des damaligen „Atriumtalks“ der Stadtwerke und der noch laufenden Gala „Steiger Award“ und der Vortragsreihe „Herausforderung Zukunft“ hatte über viele Jahre hinweg zahlreiche hochkarätige Prominente ins Ruhrgebiet geholt. Vor Gericht wird ihm jetzt vorgeworfen, von 2013 bis 2017 durch faule Kredite bei Bekannten und Firmen, Untreue und weitere Straftaten einen Gesamtschaden von insgesamt 1,1 Millionen Euro angerichtet zu haben.