Stiepel. Zum Johannisfest an der evangelischen Dorfkirche pflanzte die Gemeinde die ersten Bäume für die Streuobstwiese. Paten kümmern sich um die Pflege.
Die ersten Spatenstiche hat die Evangelische Kirchengemeinde Stiepel gemacht: Auf der ursprünglichen Erweiterungsfläche für den Friedhof an der Brockhauser Straße gegenüber der Dorfkirche sind die ersten zehn Obstbäume gepflanzt worden. Sie bilden den Grundstock für die künftige Streuobstwiese aus regionalen, alten Sorten, vorwiegend an Hochstämmen.
Pfarrer Jürgen Stasing bewies Ausdauer und Stehvermögen beim Freiluft-Gottesdienst zum Johannisfest und hielt über eine Stunde stoisch in der prallen Sonne im schwarzen Talar durch. Gemeinde und Posaunenchor hatten sich bei etwa 33 Grad möglichst in den Schatten der Weißdornhecke oder der Straßenbäume zurückgezogen.
Herr von Ribbeck auf Ribbeck
Stasing griff bei der Predigt zu Theodor Fontanes Ballade des „Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“. Beinahe österliche Anklänge lieferte ihm das Thema mit dem Motiv des Birnbaumes, der aus dem Grab des wohltätigen Von Ribbeck wächst. Der aktuelle Bezug war schnell gegeben, denn die Gemeinde hatte erklärt, die Erweiterungsfläche für den Friedhof nicht zu nutzen, so dass hier Raum für die Anlage einer Streuobstwiese frei und anderweitig nutzbar war. Wie in der Ballade schlug Stasing damit den Bogen „über den Tod hinaus zum Leben und zur Lebensfreude“. Damit nicht genug, weihte die Gemeinde das vom Stiepeler Heimatverein verdienstvoll gebaute, große Insektenhotel ein.
Alte Obstsorten wie Winterapfel
Die Früchte der Streuobstwiese sollen dann in ein paar Jahren den Menschen zugute kommen, die „das auch wirklich zu schätzen wissen.“ Erst einmal wurden zehn Jungbäume wie Herbst- und Winterapfel, Pflaume und natürlich Birne gepflanzt. Für die restlichen Bäume ist als wahrscheinlich bessere Pflanzzeit der Samstag vor dem Erntedankfest im Herbst ausgeguckt, noch einmal zehn sollen es dann sein.
Fachkundige Unterstützung von Gärtner Samuel
Die hochstämmigen Sorten brauchen zu den Seiten genügend Raum, sie waren nach der Auswahl im Frühjahr eigens „auf Ballen gezogen“ worden, um nun Wurzeln schlagen zu können. Unter fachkundiger Anleitung von Gärtner Samuel Schrapers wurden sie in die vorbereiteten Löcher verteilt und angegossen. Kaninchendraht soll sie vor Zerstörung durch Wühlmäuse und andere wilde Besucher schützen.
Freiluft-Kräutermuseum rund um die Kirche
Das Johannisfest sollte zum zweiten Male ein Fest in und mit der Natur für Kinder und Erwachsene sein. Im Freiluft-Kräuter-Museum rund um die Dorfkirche konnten kleine und große Naturfreunde viel entdecken, riechen, schmecken, tasten und ansehe
Martin Luther und der Apfelbaum
„Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt zugrunde geht, würde ich dennoch heute ein Apfelbäumchen pflanzen“, dieser Sinnspruch wird gerne dem Reformator Martin Luther zugeschrieben. Allerdings ist das keineswegs verbrieft.
Als sichere Quelle wird inzwischen dagegen ein Brief von Pfarrer Karl Lotz aus dem hessischen Hersfeld vom Oktober 1944 herangezogen.
Auch als Geldquelle ist der Spruch geeignet, denn zum 500. Reformationsjubiläum 2017 haben Baumschulen eine Apfelsorte mit dem Namen „Martin Luther“ auf den Markt gebracht.
n.
Auf die eigentlich angekündigten Johannisfeuer, nach altem Brauch zur Sonnenwende, wurde allerdings verzichtet, erklärte Jürgen Stasing schmunzelnd. „Das war uns bei der Hitze und der Trockenheit doch zu kritisch.“
Auch für Kirmes und Zirkus ist noch Platz
Um den Platz für den Auto-Scooter zur Fliegenkirmes oder für das Zelt des Wanderzirkus muss sich niemand Sorgen machen, beruhigte der Pfarrer außerdem. Die Streuobstfläche wird sich nur bis zur Hälfte der Wiese ausbreiten.