Bochum. . Beim WAZ-Stadtteilcheck liegt Stiepel beim gastronomischen Angebot weit vorn. Eine der traditionsreichsten Wirtschaften ist das „Haus Spitz“.
Ausgehen in Stiepel? Da hat der Gast die Qual der Wahl. Ob gehoben italienisch bei „Da Aldo“, mediterran-raffiniert im „Waldhaus“ oder klassisch-griechisch im „Alt-Piräus“: das „Königreich“ im Bochumer Süden hat reichlich Abwechslung zu bieten. Das spiegelt auch der WAZ-Stadtteilcheck wider, in dem Stiepel weit oben rangiert.
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Beim Durchzählen kommt man locker auf 20 Restaurants längs der Gestade der Ruhr. Eine der ältesten Wirtschaften ist das „Haus Spitz“ an der Kemnade Straße 138 in der Nähe des Klosters. Auch, wenn noch nicht jeder Bochumer dort war, so kennt jeder in Bochum den Namen der Traditionsgaststätte. Das „Spitz“ ist in mancherlei Hinsicht besonders; mehr Stiepel geht eigentlich nicht, könnte man auch sagen.
Saalbau Spitz versprüht Nostalgie
Die Familienchronik der Wirtin Bettina Hoffstiepel reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück, die Gaststätte selbst steht seit 1875. Das aus Fachwerk, Ziegeln und Ruhrsandstein erbaute denkmalgeschützte Haus beherbergt die Kneipe und das Speiselokal, im Hof gibt es einen Biergarten.
Direkt nebenan versprüht der Saalbau Spitz, erbaut 1902, Nostalgie pur. Hier fühlen sich die Laienspieler der Volksbühne ebenso heimisch wie Frau Höpkers Mitsingabende oder die BoSy beim Stadtteilkonzert.
Tradition wird hier groß geschrieben
Aber zurück zum eigentlichen „Haus Spitz“. An diesem trüben Januarabend ist das Lokal gut gefüllt. „Rustikal“, ist der erste Eindruck, der sich beim Reinkommen einstellt. Eine große Theke nimmt die Gäste in Empfang, hinten geht es in den Gastbereich. Aufgetischt werden „Stiepeler Krüstchen“ (kleines Schnitzel auf Toast mit Champignons, Spiegelei und Salatbeilage), die „Haus Spitz“- Winterstulle mit Schinken, Spiegeleiern und Gewürzgurke, oder der Ruhrpott-Klassiker „Himmel und Erde“ (gebratene Blutwurst mit Apfelringen und Püree).
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Tradition wird aber nicht nur bei der Speisenzubereitung groß geschrieben. Sogleich ins Auge fällt die „Bergbau-Ecke“, die die Wirtin liebevoll mit Zeugnissen der Kohlegeschichte ausstaffiert hat – von der Grubenlampe bis zum Kohlebrocken aus den Tiefen von Prosper Haniel, der letzten fördernden Zeche. Eng ist im „Spitz“, aber eben auch urgemütlich.
Pils, Korn und Würfelspiel
Die Theke vorm Zapfhahn ist fest in Männerhand. Die „Spitz“-Stammbelegschaft lässt bei Pils und Korn die Woche ausklingen, es wird geplaudert und gescherzt, immer wieder knallen die Würfel beim „Schocken“ auf die Platte. Alles tacko also? An Ort und Stelle schon, sonst nicht so: „Früher war in Stiepel an jeder Ecke eine Kneipe, das gibt’s nicht mehr“, sagt Lothar Schröder.
Seit dem Rauchverbot, blieben viele zu Hause. Auf Zuruf fallen den Experten das Haus Nettelbeck („beim Achim“), der „Lindenhof“ und die Gaststätte im Forellenhof Wilkendorf ein, wo sie sich manchmal zum Skat treffen. Ansonsten: Fehlanzeige. „Das Kneipensterben ist nicht zu übersehen.“ Wie andernorts auch.
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Auf ihre Restaurant-Vielfalt lassen die Stiepeler indes nichts kommen. „Sehr abwechslungsreich!“, befindet „Spitz“-Stammgast Achim Kleine Rumberg, und tatsächlich fällt der Runde ein Name nach dem andren ein: „Vesuvio“, Haus Henkenberg, die „Alte Fähre“ unten an der Ruhr, die Burgstuben Haus Kemnade . . . Genau genommen sind die schon in Hattingen, aber alles, was hier im Beritt nahe der Ruhr liegt, liegt irgendwie auch in Stiepel. Der Begriff „Königreich“ kommt schließlich nicht von ungefähr.