Bochum. Festival der freien Kultur ist nach zehn Tage zu Ende gegangen. Über 300 Veranstaltungen gab es an 80 Orten. Jetzt geht der Blick Richtung 2021.

Ein zehntägiges Festival, ausgedacht, organisiert und beherzt voran getrieben von vielen Akteuren der freien Kulturszene: Das dürfte einmalig sein in der deutschen Kulturlandschaft. Mit dem letzten Kreidestrich des niederländischen Künstlers Bart Lodewijks ist am Sonntagabend die zweite Auflage der BO-Biennale zu Ende gegangen – und die Organisatoren blicken zufrieden auf aufregende und gehaltvolle Tage zurück. „Es war ein großes Fest“, sagt die Leiterin Dorothee Schäfer.

Mehr als 30 Veranstaltungen gab es an 80 Orten überall in der Stadt: Die Künstler, Musiker, Schauspieler und Kulturschaffenden haben ihre Ressourcen gebündelt und den Zuschauern einen großen, bunten Strauß an Möglichkeiten geboten, Kunst und Kultur auf vielfältige Weise zu erleben – zumeist bei freiem Eintritt.

Kulturstammtisch im Juli

Die BO-Biennale findet auf Initiative des Kulturstammtischs statt: ein Zusammenschluss, der sich regelmäßig trifft, um Belange der freien Kulturarbeit in Bochum zu diskutierten.

Beim nächsten Stammtisch am Donnerstag, 11. Juli, 19.30 Uhr, in der Kunstwerkstatt am Wattenscheider Hellweg 9 wird ein BO-Biennale-Fazit gezogen. Interessierte willkommen!

Dabei war nicht alles nur lustig und angenehm: So bezeichnet Schäfer die Fotoausstellung „Aus nächster Nähe“ von Martin Steffen in der Witteler Passage, in der teils erschütternde Fotografien von Bildreportern aus aller Welt gezeigt werden, als ein Höhepunkt des Festivals (noch zu sehen bis 7. Juli täglich von 15 bis 19 Uhr). „Auch die Butoh-Performance von Harald Schulte am letzten Festivaltag im Kunstmuseum hatte eine unheimliche Dichte“, sagt sie. Auf besondere Resonanz stieß zudem das dadaistische Clownstheater mit dem Trio Wackldackl im Theater 48: „Das war eine ganz feine, sensible Arbeit mit traurigem Unterton und ganz nah an den Menschen. Absolut großartig.“

Kläääsch-Reihe erwies sich als Glücksgriff

Viele Besucher konnten im Laufe der zehn Tage ihre Stadt noch einmal ganz neu entdecken – auch jenseits der Innenstadt. Veranstaltungsorte wie die Bakery in Weitmar-Bärendorf (eine alte Zwieback-Bäckerei), das zur temporären Galerie umgewandelte ehemalige Traditionslokal Uhle oder die Halle 205 (der ehemalige Pferdestall der Brauerei Müser) hielten viel Überraschendes bereit.

Auf den Dächern der Stadt fanden die „Kläääsch“-Konzerte der BO-Biennale statt. Hier spielen die Jazz-Musiker Fré und Heni Hyunjung Kim auf der Dachterrasse des Handelshofs über dem Bermuda-Dreieck.
Auf den Dächern der Stadt fanden die „Kläääsch“-Konzerte der BO-Biennale statt. Hier spielen die Jazz-Musiker Fré und Heni Hyunjung Kim auf der Dachterrasse des Handelshofs über dem Bermuda-Dreieck. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Als Glücksgriff erwies sich die neue Konzertreihe „Kläääsch“ auf den Dächern der Stadt, die der Jazzsaxophonist Florian Walter für die BO-Biennale kuratierte. „Hoch über dem Bermuda-Dreieck hinter dem weit sichtbaren Bochum-Schild den teils hoch experimentellen Klängen zwei Jazzmusiker zu folgen, bleibt unvergessen“, meint Schäfer.

Etwas enttäuscht hingegen waren die Organisatoren von den Kunst-Touren: Mittels dreier Busse der Bogestra konnten sich Interessierte zu verschiedenen Galerien in der ganzen Stadt fahren lassen, doch viele Plätze blieben frei. „Da hätten wir uns mehr Interesse gewünscht.“

Blick geht zuversichtlich zur nächsten BO-Biennale

Mit 90.000 Euro ist die BO-Biennale in diesem Jahr öffentlich gefördert worden. Das Kulturbüro der Stadt und die Stadtwerke gaben ebenso etwas Geld wie das Land NRW. „Das war für uns extrem wichtig“, so Schäfer. Zwar habe jedem Künstler nur „eine kleine Aufwandsentschädigung“ gezahlt werden können: „Aber das ist immer noch besser, als rein aufs Ehrenamt zu setzen.“

Der Blick der Organisatoren geht jetzt zuversichtlich zur nächsten BO-Biennale, die im zweijährigen Rhythmus im Jahr 2021 ins Haus stünde. Ob das klappt? „Wir sind überzeugt von unserer Sache“, meint Dorothee Schäfer. „Ob auch die Stadtväter überzeugt sind, wird sich zeigen.“