Bochum. Bei den „Kläääsch“-Konzerten der BO-Biennale kommt es zu Begegnungen an ungewöhnlichen Orten. Über dem Bermuda-Dreieck trifft Pop auf Klarinette.

Staunend betritt das Publikum den Dachgarten auf dem Handelshof über dem Bermudadreieck. Es ist der Garten von Kneipenkönig Leo Bauer. Tolle Ausblicke zu allen Seiten, eine schöne Dachbegrünung, sogar Walderdbeeren blitzen hier rot hervor und einen Minipool bietet dieser einmalige Ort.

Geöffnet hat Bauer diesen eigentlich privaten Ort für „Kläääsch“. So heißt ein neues, eigens für das Festival BO-Biennale kreiertes Konzertformat. Es versteht sich als ein „Battle of Bands“ im Sinne eines Schlagabtauschs zwischen mehreren musikalischen Genres.

Gleich drei solcher Wettkämpfe gab es am Samstag, Sonntag und Montag auf verschiedenen Dächern der Stadt. Neben dem Handelshof am Konrad-Adenauer-Platz waren die Konzerte auf der Terrasse des Kunstmuseums und hoch oben bei den Stadtwerken am Ostring zu hören. Und der Andrang des Publikums ist groß. Denn bei „Kläääsch“ ist alles besonders: die Musik, der Ort und die Präsentation.

Freie improvisierte Musik trifft Trip Hop

Auf dem Dach des Handelshofs waren die niederländische Band Fré und die Klarinettistin Heni Hyunjung Kim zu hören. Durch den Abend führte der Moderator Nico Sauer, denn auch ein Publikumsspiel gehört zum Abend. Auf dem Handelshof erzählte der Künstler und Musiker Sauer viele (nicht nur) Nonsens-Details zu Musikern und Musik. Die galt es sich zu merken, um einen der Preise von der CD der Band Fré bis zur Currywurst unten im „3Eck“ zu gewinnen.

Auch wenn es Preise gibt, gewinnen eigentlich alle. Denn freie improvisierte Musik und Trip Hop wie am Samstagabend auf der Dachterrasse des Kunstmuseums oder Popmusik mit Fré und zeitgenössische Kompositionen für Bassklarinette sind sonst nicht im selben Konzert zu hören. Kuratiert hat die Reihe Florian Walter, Saxophonist und Klarinettist, der fast zehn Jahre lang mit seiner „Trinkhallen-Tour“ zeitgenössische und improvisierte Musik zu den Menschen in den verschiedensten Ruhrgebietsbuden gebracht hat.

Der Effekt ist: Der Clash bleibt aus. Das Publikum ist begeistert und lässt sich auf die ungewöhnlichsten Formate ein. Auf dem Handelshof etwa gab es staunende Ohren bei Kims Klarinettenspiel mit Live-Elektronik oder einer Komposition, bei der sie Sand auf einen Tonabnehmer rieseln ließ. Der Bandname Fré ist von der Sängerin und Bandleaderin Frederike Berendsen abgeleitet. „Nature’s Songs“ heißt die Debüt CD und es geht in den Songs darum, wie junge Menschen Gesellschaft erleben und die Verbundenheit zur Natur. Schöner als die Band im Grün des Dachgartens zu hören, geht es nicht.