Bochum. Nun hat Regierungspräsident Helmut Diegel auch der Bochumer Oberbürgermeisterin reinen Wein eingeschenkt. Für ein neues Konzerthaus fehle der Stadt schlicht das Geld. Priorität hat für ihn der Gesundheitscampus, weil er neue, dringend benötigte Arbeitsplätze garantiere.

Der Plan, in Bochum ein Konzerthaus für die Bochumer Symphoniker zu bauen, für das schon 12,3 Millionen Euro Spenden gesammelt wurden, hat einen Rückschlag erlitten. „Die Stadt kann sich den Bau eines Konzerthauses schlicht und einfach nicht leisten”, erklärte Regierungspräsident Helmut Diegel. Am Montag hatte er sich mit Bochums Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz in Arnsberg zum Gespräch getroffen. Dabei machte er kategorisch klar, dass Bochum nicht nur – wie bisher geplant – 100 Millionen jährlich einsparen müsse, sondern laut Diegel „mindestens 40 Millionen Euro mehr”.

Der Regierungspräsident betonte nach dem Gespräch den Rang des in Bochum geplanten Gesundheitscampus, der für die Stadt Bochum 1. Priorität genieße, weil er neue, dringend benötigte Arbeitsplätze für Bochum garantiere.

"Mehr lässt die Finanzlage nicht zu"

Seine deutliche Absage an den Konzerthausbau begründete Diegel mit dem Hinweis auf den Gesundheitscampus: „Aber mehr als ein herausragendes Projekt dieser Größenordnung lässt die Finanzlage der Stadt Bochum eben nicht zu.” Dass Bochum sich dies nicht leisten könne, gelte „für die Investionskosten, aber ausdrücklich auch für die Unterhaltskosten".

Scholz und Diegel verständigten sich darauf, eine gemeinsame Zukunftskommission einzurichten, um zu versuchen, in den nächsten Wochen einen genehmigungsfähigen Haushalt 2010 und ein Haushaltssicherungskonzept, das bis 2015 reicht, zu erarbeiten.

Dabei machte Diegel deutlich, dass die bisherigen Sparbemühungen in Bochum nicht ausreichen. Dort war nach der Sitzung des Hauptausschusses am letzten Freitagabend ein Einsparvolumen von 102 Millionen Euro zustande gekommen, sagte Stadtkämmerer Dr. Manfred Busch. Das Sparziel von nun plötzlich 140 Millionen Euro „erschließt sich mir nicht, ich bezweifle das”, sagte Oberbürgermeisterin Scholz im Gespräch mit der WAZ. „Die Zahlen sind mehr als strittig.”

OB Scholz: "Wir müssen um das Konzerthaus kämpfen"

Auf die Frage, ob der Konzerthausbau damit gescheitert sei: „Ich will es nicht als gescheitert ansehen. Man muss weiter darum kämpfen. Es geht nicht nur um die Spielstätte, sondern um ein großes Stadtentwicklungsprojekt.” Wobei sie auf das geplante Viktoria-Quartier mit verschiedenen Kultureinrichtungen anspielte. Auch Kulturdezernent Michael Townsend und Generalmusikdirektor Steven Sloane haben die „Bochumer Symphonie” trotz der kalten Dusche aus Arnsberg nicht abgeschrieben und äußerten sich zuversichtlich. Sloane: „Totgesagte leben länger.”

Anders die Einschätzung von Wolfgang Cordes, Fraktionsvorsitzender der Grünen: „Das ist definitiv das Aus für das Konzerthaus - für den jetzigen Ansatz. Zur Spielstätte kann der Rat am Donnerstag gar nichts beschließen.” Man könne ja später, wenn die Lage es erlaube, darüber neue Überlegungen anstellen.

Dass die Stadt Bochum nicht 100, sondern mindestens 140 Millionen Euro einsparen soll, bezeichnete Cordes als einen „echten Tiefschlag”. Ein halbes Jahr intensiver Diskussionen sei jetzt Makulatur.