Bochum-Langendreer. . Langendreer lehrt kulturelles Flanieren: Musikalische Wegweiser führen durch den Stadtteil. Verschiedene Standorte bieten wechselndes Programm.
Der erste Programmpunkt ist gleich ein Volltreffer für Julia Ingeli: Sie ist begeistert von Kreistänzen und lässt sich sofort von Anne Garthmann und der Band LA-Ost in ihren Bann ziehen. Zu schottischer und bretonischer Folklore leitet die Kreistanzlehrerin ein paar Schritte an, die sie zusammen mit einer Hand voll Interessierten auf dem Bürgersteig vor der Halle 205 tanzt.
Julia Ingeli ist begeistert und erfragt sofort die Termine von Anne Garthmanns Kursen – ihre Begleitung Marlen hingegen schaut lieber zu. Das ist allerdings nicht weiter schlimm, schließlich bietet der Tag in Langendreer ein weites Spektrum an kleinen und großen Programmpunkten. Die beiden haben sich im Vorfeld einen Schlachtplan überlegt und auf ihrem Flyer eingezeichnet.
Starke Szene in Langendreer
In erster Linie ist das Event für die beiden ein Grund, mal wieder nach Langendreer zu fahren. „Wir sind Fans von Umsonst-und-draußen-Veranstaltungen und kunst- und kulturinteressiert.“ Genau das wollte das Team der BO-Biennale erreichen und hat sich für die zweite Auflage überlegt, einen Tag lang den Stadtteilschwerpunkt auf Langendreer zu legen. „Die Leute bleiben doch eher in Mitte. Dabei hat Langendreer eine starke freie Kulturszene“, sagt Mitorganisatorin Seta Guetsoyan.
Sie ist zudem Leiterin des Figurentheater-Kollegs, ein zentraler Punkt des Tages. Hier finden einige Workshops statt, bei denen Teilnehmende aktiv erfahren können, was das Kolleg eigentlich macht.
Wegweiser geben Orientierung
Was genau die Straßen in Langendreer zu bieten haben, wird allerdings erst sichtbar beim Spaziergang oder einer kleinen Radtour durch den Stadtteil. Für den BO-Biennale-Tag scheint es ein guter Plan zu sein, keinen Plan zu haben. Das haben auch Julia und Marlen festgestellt und ihre zuvor ausgetüftelte Route über den Haufen geworfen. Die sogenannten „Musikalische Wegweiser“, also weiße Pavillons, unter denen ganz unterschiedliche Musiker und Bands spielen, haben die beiden in ihren Bann gezogen.
Gut 20 Acts spielen den ganzen Nachmittag lang abwechselnd an den unterschiedlichen Stationen, die vom Bahnhof Langendreer über die Buchhandlung Gimmerthal bis hin zur Galerie Januar führen. Sie tragen allerdings keineswegs dazu bei, dass die Besucher schneller von A nach B kommen: Mario Bierhoff etwa schafft mit mal weicher, mal rauer Stimme und akustischer Gitarre eine ruhige, kleine Insel direkt vor dem Amtshaus. Er begrüßt neue Zuschauer, diejenigen, die weitergehen wollen, verabschieden sich von ihm – an jeder Station entsteht durch die eher zufällig und nicht zeitgleich ankommenden Zuschauer eine Nähe, die zur angenehm unaufgeregten Atmosphäre des gesamten Tages beiträgt.