Langendreer. . Beatrix Schulte-Gimmerthal führt den Familienbetrieb in Langendreer-Dorf bereits in dervierten Generation. Sie glaubt auch in schwierigen Zeiten weiter ans Buch.

Ein Pferd, das aus einem großen G springt, ist das Firmenlogo der Gimmer­thals. Warum sich Karl Arnim, der am 1. August 1896 zusammen mit seinem Bruder Friedrich August in Langendreer die Buchhandlung F.A. Gimmerthal gründete, damals ausgerechnet für dieses Tier entschied, weiß Beatrix Schulte-Gimmerthal nicht. „Vielleicht wegen der Dynamik?“, mutmaßt sie. „Damals gab es noch keine Autos . . .“ Das Logo ist bis heute geblieben, der Firmenname auch. Nur das Buch rückt immer mehr in den Hintergrund.

Nicht allerdings für die Buchhändlerin. Seit 40 Jahren führt die 58-Jährige den Familienbetrieb an der Alten Bahnhofstraße 39 – in vierter Generation. Und sie glaubt ans Buch. „Für mich das wichtigste Produkt, das es gibt“, sagt sie voller Überzeugung. „Ein hohes Kulturgut.“

Erster Standort am Alten Bahnhof

Seit 1954 gibt es die Buchhandlung Gimmerthal an der Alten Bahnhofstraße 39 – hier noch ohne Vorbau
Seit 1954 gibt es die Buchhandlung Gimmerthal an der Alten Bahnhofstraße 39 – hier noch ohne Vorbau © Gimmerthal

Schon als Kind sei für sie klar gewesen, dass sie einmal in die Fußstapfen ihrer Eltern, Großeltern und Urgroßeltern treten werde. Dies passierte 1978 nach der Ausbildung bei Baedeker in Essen. Bis heute steht Beatrix Schulte-Gimmerthal am Ruder. Dass sie sich mit ihrer Buchhandlung gerade – um im Bild zu bleiben – auf stürmischer See befindet, machte die Langendreererin nicht bange. „Ich habe noch nie ans Aufgeben gedacht“, sagt sie. „Immer nur ans Kämpfen. Ich habe noch einige Ideen für die Zukunft.“

Beatrix Schulte-Gimmerthal ist überzeugt, dass der Buchhandel auch weiterhin funktionieren wird. Klar, der Internetversand ist ein großer Konkurrent. „Doch wir stellen Bücher ja auch zu“, sagt Beatrix -Schulte-Gimmerthal. „Außerdem gibt es immer noch viele Leute, die lesen. Nur müssen sie auch das Geld dafür haben.“ So gehen bei ihr zu Monatsbeginn, wenn es Geld gibt, immer mehr Bücher über die Theke als zum Monatsende. Hauptgeschäft bei Gimmerthal sind die Schulbücher, auch Jugendbücher laufen gut. „Das ist mir wichtig“, sagt Schulte-Gimmerthal, „dass die Jugend liest“. Sie selbst kann sich noch gut an ihr erstes Buch erinnern: „Der glückliche Löwe“.

Verlag präsentiert die Heimat in Bild und Text

1986 wurde das Geschäft um einen Vorbau erweitert.

2008 erweitere Beatrix Schulte-Gimmerthal die Buchhandlung um einen Verlag, der es sich zur Aufgabe macht, das Ruhrgebiet und speziell Bochum bzw. Langendreer in Bild und Text zu präsentieren. Im Gimmerthal-Verlag erscheinen regional orientierte Bücher, aktuelle Kalender und Postkarten, außerdem Fotografien und Grafiken Bochumer Künstler.

Nähere Informationen zu
Verlag und Buchhandlung auf www.gimmerthal-online.de .

Auch ihrem Urgroßvater Friedrich August war es wichtig, dass die Menschen lesen. „Speziell den Bergleuten in unserer Region fehlte es an Bildung“, erklärt Beatrix Schulte-Gimmerthal. Dem wollte Friedrich August mit seiner Buchhandlung am Alten Bahnhof (Hausnummer 208), entgegensteuern, Informationen allen zugänglich machen. Mit Erfolg – die Nachfrage war groß. Sein Sohn August, zuvor Redakteur bei der Wittener Tageszeitung, übernahm die Buchhandlung 1923 und vergrößerte sie um eine Druckerei. Während der großen Inflation wurde hier u.a. auch das Notgeld der Region gedruckt.

Nach dem Krieg war Wiederaufbau angesagt. Von nun an saß Tochter Gisela mit im Boot. An der Alten Bahnhofstraße 39 wurde 1954 ein Wohnhaus mit Geschäftslokal für eine zweite Buchhandlung gebaut, die alte 1962 mit dem Tod von August aufgegeben. 1976 stieg Beatrix Schulte-Gimmerthal ein.

Wer auf sie selbst folgt, weiß Beatrix Schulte-Gimmerthal nicht. Sie ist kinderlos. „Es ist auf jeden Fall eine interessante Tätigkeit“, sagt sie. „Vielleicht übernimmt mal eine Mitarbeiterin. Wenn es dann überhaupt noch Bücher gibt. . .“ Doch dafür kämpft Beatrix Schulte-Gimmer­thal ja. „Es gibt so viele Bücher, die es verdient haben, bekannt gemacht zu werden.“