Bochum. . Vier Bochumer sind wegen Drogenhandels zu Haftstrafen verurteilt worden. Der Verdacht, dass sie zum Miri-Clan gehören, bestätigte sich nicht.

Die vier Angeklagten (23, 27, 29, 31) sollten zum libanesisch-stämmigen Miri-Clan gehören. So hatten es Polizei und Staatsanwaltschaft nach ihrer Festnahme im Oktober 2018 erklärt. Am Donnerstag endete der Prozess gegen die Bochumer wegen Drogenhandels mit Freiheitsstrafen zwischen zweieinhalb sowie vier Jahren und zehn Monaten. Dass sie aber tatsächlich zum Miri-Clan gehören, konnte nicht festgestellt werden. Sie selbst bestritten dies auch.

Für eine Clan-Mitgliedschaft habe es „keine Anhaltspunkte“ gegeben, sagte Richterin Susanne Schön-Winkler im Urteil. Allerdings schränkte sie ein, dass die Angeklagten teilweise mit einer Zugehörigkeit zum Miri-Clan „gespielt“ hätten – zum Beispiel mit entsprechenden Begriffen auf Tattoos und als Beiname („Miri“) beim Posten von Nachrichten im Internet. „Vielleicht sollte man damit nicht spielen“, so die Richterin, wenn man damit nicht in Verbindung gebracht werden wolle. In der U-Haft sollen sie durch den Verdacht, zum Miri-Clan zu gehören, erschwerte Bedingungen gehabt haben.

5,2 Kilo aus Holland eingeschmuggelt

Mit einem Hubschrauber war der Hauptangeklagte (32) von Sachsen, wo er lebte, nach Bochum geflogen worden.
Mit einem Hubschrauber war der Hauptangeklagte (32) von Sachsen, wo er lebte, nach Bochum geflogen worden. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Die 11. Strafkammer nannte die Angeklagten, darunter drei Brüder, „eine kriminelle Gruppe“. In wechselnder Tatbeteiligung hatten sie 5,2 Kilo Marihuana von Holland nach Deutschland geschmuggelt, außerdem in Bochum mit 160 Gramm Kokain gedealt. Ein Umschlagplatz war ein Kiosk in der Bochumer Innenstadt, der von einem der Angeklagten betrieben worden war.

Kokain vereinbart, Creatin verkauft

Verurteilt wurden sie auch für einen scheinbaren Kokain-Verkauf. Sie drehten einem verdeckten Ermittler, ein Vertrauensmann der Polizei, 200 Gramm Kreatin an, ein Muskelaufbaupräparat, obwohl Kokain vereinbart war. 7400 Euro kassierten sie dafür.

Im Oktober und November wurden sie bei einem Großeinsatz der Polizei festgenommen. Alle sitzen seitdem in Haft. Dort bleiben sie vorerst auch. Weil alle Angeklagten Drogen konsumierten sind, hat das Gericht parallel zur Gefängnisstrafe die Einweisung in eine geschlossene Entziehungsanstalt angeordnet. Alle waren großteils geständig, wenn auch meist nicht sofort.

100 dicke Aktenordner im Gerichtssaal

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Alle drei Brüder sind vorbestraft, teilweise mehrfach. Angeklagt ist auch ein vierter Bruder (32) aus Sachsen, er soll der mutmaßliche Chef der Gruppe gewesen sein. Mit einem Hubschrauber wurde er nach seiner Festnahme nach Bochum geflogen. Weil er nicht geständig ist, wird gegen ihn gesondert weiterprozessiert.

Die Ermittlungen wurden mit sehr hohem Aufwand betrieben. Fast 100 dicke Aktenordner wurden zum Prozessauftakt auf Rollregalen in den Saal gefahren. Darin befanden sich die von der Polizei verschriftlichten Telefonüberwachungen der Ermittler. Allein 300 Gespräche wurden bereits ins Arabische übersetzt, denn die Angeklagten waren syrische Staatsbürger und überwiegend auf Dolmetscher angewiesen.

Obwohl sie keinen Schulabschluss und keinen Beruf haben, hatten sie sich teure Fahrzeuge wie einen Porsche-Panamera und einen Mercedes S-Klasse angemietet, wie es im Urteil hieß.