Bochum. . Die Festnahme von mutmaßlichen kriminellen Mitgliedern eines Clans ist eine Neuheit in Bochum: Bisher kam Clan-Kriminalität hier so nicht vor.

Die vier mutmaßlichen Mitglieder (22 bis 32) des libanesisch-stämmigen Miri-Clans, die am Dienstag in Bochum und Sachsen festgenommen worden sind, sitzen in U-Haft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen „bandenmäßiges Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge“ vor. Alle schweigen dazu.

Drogen wurden bei der aufwendigen, von Spezialkräften gesicherten Polizeiaktion nur wenige sichergesellt, die Menge lag unter einem Kilo. Gedealt haben sollen sie im einstelligen Kilobereich, mit Marihuana und Kokain.

Seit Anfang des Jahres

Clan-Kriminalität ist bisher neu in Bochum. Oberstaatsanwalt Dr. Christian Kuhnert zur WAZ: „In diesem Fall ist es das erste Mal, dass wir eine Clan-Kriminalität in Bochum so bemerkt haben.“ Seit Anfang dieses Jahres habe man die Beschuldigten im Auge gehabt. „Ob es weitere Clan-Kriminalität in Bochum gibt, wird von uns sorgfältig beobachtet.“

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Auch Polizeisprecher Volker Schütte beruhigt: „Bochum ist nicht im Schussfeld des Miri-Clans.“ Allerdings: „Das Geäst dieser Familien ist schwer zu durchkämmen.“ Beim Landeskriminalamt (LKA) heißt es dazu auf Nachfrage: „Insbesondere die großen Ruhrgebietsstädte sind in NRW im Fokus der Clans. Da gehört auch Bochum zu.“ Das LKA geht seit in letzter Zeit verstärkt gegen Familien-Clans vor.

Im mittleren zweistelligen Bereich

„Wir beobachten in NRW seit geraumer Zeit libanesisch-arabische Familien-Clans, die im kriminellen Milieu aktiv sind“, sagt LKA-Mann Thomas Jungbluth (62). „Die Clans übertragen ihre tradierte Wertvorstellung aus dem Nahen Osten Eins zu Eins nach Deutschland.“ Es gelte ein starker Zusammenhalt mit bedingungsloser Loyalität. Die kriminellen Clans seien etwa im organisierten Kokain-Handel tätig. „Auch Shisha-Bars spielen dabei eine große Rolle“, sagt Jungbluth. Das LKA geht von einer mittleren zweistelligen Zahl an Familien-Clans in NRW und von einer kleinen fünfstelligen Zahl an Mitgliedern aus.

„Die Polizei hat in den letzten Jahren ihre Bemühungen verstärkt. „Damit setzen wir unsere Null-Toleranz-Linie durch“, sagt Jungbluth. „Der Staat toleriert keine Parallelgesellschaft.“