Bochum. . Vier neue Hotels mit mehr als 600 Betten entstehen in den nächsten Jahren in Bochum. Der Wettbewerb wächst, etablierte Häuser bereiten sich vor.

Die Hotellerie in Bochum rüstet sich für die wachsende Konkurrenz. Das Mercure-Hotel an der Massenbergstraße unterzieht seine 162 Zimmer derzeit einer Rundum-Erneuerung. „Die Qualität wird zunehmend über den Erfolg eines Hauses entscheiden“, sagt André Wagner (46), seit Januar Direktor der beiden Betten-Türme auf dem Boulevard.

Andre Wagner, Direktor im Mercure-Hotel, freut sich auf die neuen Zimmer.Dekoriert werden sie mit Motiven aus dem Bergbau und Fotos aus Bochum.
Andre Wagner, Direktor im Mercure-Hotel, freut sich auf die neuen Zimmer.Dekoriert werden sie mit Motiven aus dem Bergbau und Fotos aus Bochum. © Ingo Otto

Einen „mittleren sechsstelligen Betrag“, so heißt es, investiert die zur Accor-Gruppe gehörende Mercure-Kette in ihr 1996 eröffnetes Vier-Sterne-Hotel im Stadtzentrum. Die Zimmer werden mit Motiven aus dem Bergbau und Fotos aus Bochum versehen: Lokalkolorit für die jährlich über 50.000 Gäste, davon 80 Prozent Geschäftskunden. Erneuert werden zudem die Rezeption, die Lobby und das Hotelrestaurant, das unter dem Namen „Twin.T“ (für Twin-Tower) fortan mehr Gäste außerhalb des Hotelbetriebes anlocken soll.

Aber nicht nur im Mercure stellen sie sich auf die neue Wettbewerbssituation ein. Mindestens vier neue Häuser werden innerhalb der nächsten Jahre in Bochum eröffnet: noch in diesem Jahr das GHotel an der Alleestraße, geplant sind außerdem Hotels am Citytor Süd (Investor Landmarken AG), im Viktoria-Karree (HBB) und an der Alten Wittener Straße (Gisela-Vogel-Bildungsinstitut). Gut 600 zusätzliche Betten zur bereits bestehenden Kapazität von 4050 Betten kommen hinzu plus 15 Prozent. Der Wettbewerb wird zunehmen.

Digitales Ein- und Auschecken

„Der Druck ist da und auch andere Häuser außer dem Mercure denken schon darüber nach, in ihren Häusern zu investieren“, sagt Markus Sturm von Bochum-Marketing. Sie müssen reagieren – auch auf Neuerungen wie das digitale Ein- und Auschecken oder Ladesäulen für Elektrofahrzeuge in der Tiefgarage, wie sie künftig etwa das GHotel anbieten wird.

Übernachtungszahlen sinken

634.766 Übernachtungen zählte die Branche im vergangenen Jahr in Bochum. Die mittlere Auslastung der Bettenkapazität lag bei 43 Prozent, knapp unter landesweiten Quote (44,1).

Gegenüber dem Rekordjahr 2017 ist das ein Rückgang der Übernachtungen um etwa 1,8 Prozent (11.000). Dies lässt sich aber, so Markus Sturm von der Bochum Marketing, mit der längeren Pause des Starlight-Musicals kurz vor dessen 30. Geburtstag erklären.

Indes: In den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres sind die Übernachtungszahlen in Bochum spürbar gesunken.

Gegenüber dem Vergleichszeitraum 2018 gingen sie im Januar und Februar um 5,6 Prozent auf 93.323 zurück.

Das Mercure hat schon reagiert. Die Zimmertüren können per Handy-App geöffnet werden. Ein Roboter erledigt den Room-Service: „Weltweit gibt es davon nur 200 Stück“, so Hotel-Direktor Wagner. Was die künftige Konkurrenz betrifft, so gibt er sich gelassen: „Für alle entsteht eine neue Situation. Aber der Mikromarkt Bochum bietet genügend Potenzial.“ Wesentlich sei, dass sich die Häuser keinen Preiskampf lieferten: „Das wäre gut für den Kunden, aber schlecht für die Branche.“

Auch im Acora am Nordring macht sich Hotelmanager Tobias Becker keine Sorgen darüber, dass er mit seinem Haus nicht mehr wettbewerbsfähig sein könnte. „Wir sind gut aufgestellt.“ Das Restaurant sei vor zwei Jahren von Grund auf renoviert worden, in diesem Jahr sei eine neue Glasfaser-Leitung gelegt worden, um den wachsenden Kundenwünschen nach Wlan-Zugang gerecht zu werden. Aber er weiß auch: „Der Kuchen wird kleiner.“

Anders als von Hotel-Investoren vorausgesagt, geht Becker nicht von einer deutlich wachsenden Zahl der Übernachtungen aus. „Der Messe-Markt wird eher kleiner als größer. Und in Städten wie Düsseldorf und Essen wurden in den vergangenen Jahren auch viele neue Hotels gebaut.“ Daher könne er den Run, immer neue Hotels zu bauen, nicht verstehen.