Ost. . Eine Ex-Piratin verstärkt die Grünen-Fraktion in der Bezirksvertretung Ost. Die Koalition gewinnt damit ihre Mehrheit zurück. Kritik von der CDU.
Stühlerücken in der Bezirksvertretung Ost: Lokalpolitikerin Sandra Schulze wird künftig nicht mehr neben Pro NRW-Vertreter Wolf-Dieter Varney Platz nehmen, sondern auf der gegenüberliegenden Seite – als Mitglied der Grünen-Fraktion. Mit dem Jahreswechsel hatte die 38-Jährige den Piraten den Rücken gekehrt und sich seither als Parteilose für die Belange des Bochumer Ostens eingesetzt. Nun tut sie das an der Seite von Detlef Kühlborn und Vera Tiemann, deren Fraktion jetzt drei Personen zählt – womit die Machtverhältnisse innerhalb der Bezirksvertretung wieder geradegerückt wären.
Denn ihre Mehrheit hatte die aus SPD und Grünen bestehende Koalition vor viereinhalb Jahren verloren, als Christian Krampitz die SPD-Fraktion verließ und zusammen mit Carsten Neuwald (damals Freier Bürger) zunächst die Fraktion „Boost“ bildete, die sich später der AfD anschloss; inzwischen ist Krampitz wieder Einzelkämpfer und Neuwald parteilos. Nun kommen Genossen (sieben Sitze) und Grüne (drei Sitze) wieder auf zehn Stimmen – bei insgesamt 19 Bezirksvertretern.
„Auch menschlich passt es“
Nicht nur deshalb freut sich Grünen-Fraktionssprecher Detlef Kühlborn über die Verstärkung in Person von Sandra Schulze. „Sie ist eine Gute und politisch sehr aktiv. Auch menschlich passt es“, lobt er. „Zudem deckt Sandra Schulze den Bereich Laer, der bei uns bisher etwas unterrepräsentiert war.“ Der Wechsel hat sich laut Kühlborn innerhalb der letzten vier Wochen angebahnt.
Gespräche hatte Sandra Schulze auch mit der SPD geführt, sich letztlich aber mehr zu den Grünen hingezogen gefühlt. Gleichwohl habe sie mit beiden Parteien bisher im Sinne des Stadtbezirks „toll zusammengearbeitet“, betont die bei der Landesregierung beschäftigte Informatikerin. Obwohl jetzt Mitglied der Grünen-Fraktion, bleibt Sandra Schulze parteilos. Vorerst. Ein Eintritt bei den Grünen sei nicht ausgeschlossen. „Mal sehen.“
Fehlender Rückhalt von der Partei
Von den Piraten habe sie sich verabschiedet, „weil wir in Bochum nicht gut aufgestellt waren und mir der Rückhalt fehlte“, sagt Sandra Schulze, die über fehlende Unterstützung bei ihrer politischen Arbeit klagte. „Den Großteil habe ich allein gemacht.“ Das Fass zum Überlaufen brachte für Schulze die Entscheidung des Landesverbandes, den Kreisverband aufzulösen. „Da habe ich dann die Mitgliedschaft gekündigt. Was mir schwer fiel, weil ich eine treue Seele bin.“ Sandra Schulze hatte den Piraten ihr Mandat anschließend zur Verfügung gestellt. „Es gab daraufhin aber keine Rückmeldung . . .“
Auch die SPD liebäugelte mit Aufnahme in die Fraktion
Auch die SPD in der Bezirksvertretung Ost begrüßt den Wechsel von Sandra Schulze zu den Grünen. „Auch wenn wir sie lieber in unseren Reihen aufgenommen hätten“, gesteht Sprecher Dirk Meyer und bestätigt lockere Anfragen.
Sandra Schulze werde sogleich zur nächsten Koalitionssitzung eingeladen.
Kritik kommt von der CDU – eben weil Sandra Schulze ihr Mandat behält. „Ich finde das nicht reell und kann solche Leute nicht ernst nehmen“, sagt Dorothea Knopp, Sprecherin der Unions-Fraktion. „Wenn sich jemand zur Wahl stellt, dann wählen ihn die Bürger für eine Partei. Und dieser Wille des Wählers sollte erfüllt werden. Dann muss man das auch durchziehen.“