Bochum. Christian Krampitz (SPD) verlässt die Partei und gründet mit Carsten Neuwald (Freie Bürger) eine neue Fraktion. Das hat weitreichende Folgen
Politischer Paukenschlag zum Jahreswechsel: Bezirksvertreter Christian Krampitz verlässt die SPD-Bezirksfraktion Ost und gründet mit Carsten Neuwald (zuvor Freie Bürger) eine parteilose Fraktionsgemeinschaft namens „boost“. Mit der Konsequenz, dass die Koalition aus SPD (7 Sitze) und Grünen (2 Sitze) bei 19 Bezirksvertretern ihre Mehrheit verliert.
Am 17. Dezember trat Christian Krampitz aus dem SPD-Ortsverein Laer-Vollmond, dessen stellvertretender Vorsitzender er war, aus. Zehn Tage später schon, am 27. Dezember, kam es auf einer konstituierenden Sitzung zur Gründung von „boost“. „Der Name steht zum einen natürlich für Bochum-Ost, aber der Begriff Boost steht ja auch für Antrieb. Von daher passt er ganz gut“, finden Neuwald und Krampitz, der als Fraktionsvorsitzender fungieren wird.
Die Entscheidung, sowohl Partei als auch Fraktion zu verlassen, sei ihm nicht leicht und auch nicht von heute auf morgen gefallen, sagt Christian Krampitz. Als Grund nennt der 42-Jährige den Führungsstil des Ortsvereins- und Fraktionsvorsitzenden Dirk Meyer. „Wir funken nicht auf einer Wellenlänge“, erklärt er, ohne weiter ins Detail gehen zu wollen. Nur so viel: „Eine demokratische Zusammenarbeit stelle ich mir anders vor.“
Wählertäuschung? Krampitz: „Ich verrate nicht, woran ich vorher geglaubt habe.“
Als Wählertäuschung sieht Christian Krampitz seinen Fraktionswechsel nicht: „Ich will weiterhin das Beste für den Bochumer Osten und verrate nicht, woran ich vorher geglaubt habe.“ Zusammen mit Carsten Neuwald will er jetzt für politische Impulse sorgen und sich losgelöst von jeglichen parteipolitischen Interessen ins Zeug legen.
Meyer von Parteiaustritt überrascht: „Das war nie ein Thema.“
„Ich kann mir eine schönere Situation vorstellen“, gibt Dirk Meyer angesichts des Mehrheitsverlustes zu. Der Rücktritt Krampitz’ habe ihn überrascht: „Ich dachte, wir hatten die Dinge in einigen Gesprächen zuvor ausgeräumt. Ein Parteiaustritt war nie ein Thema.“ Nachvollziehen kann Meyer ihn nicht, „erst recht nicht, wenn Krampitz mit mir persönlich Probleme hat. Es hätte doch auch die Möglichkeit gegeben, den Ortsverein zu wechseln.“
Keine Mehrheit mehr zu haben, empfindet Dirk Meyer als schade, aber nicht so tragisch: „Wir haben immer schon versucht, die meisten Entscheidungen einvernehmlich hinzubekommen.“ Jetzt gelte es für die Koalition umso mehr, gute Anträge auf den Weg zu bringen. „Dann können die anderen ja eigentlich nur zustimmen.“
Keine Mandatsrückgabe hat für Meyer „Geschmäckle“
Kritisch sieht Dirk Meyer hingegen, dass Krampitz sein Mandat nicht zurückgab: „Das hat Geschmäckle, immerhin ist er für die Partei angetreten; die bekommt ja die Stimmen. Es war eine Listen- und keine Personenwahl.“ Meyer kündigt an, im neuen Jahr parteiintern über mögliche weitere Schritte zu beraten.