Bochum. . In „Campiello“ erforschen Patienten der Bochumer LWL-Klinik die Welt der Bühne. Die Theaterpädagogin Susanne Scheffler hat mit ihnen viel vor.
Die Kooperation zwischen der LWL-Klinik für Psychiatrie und dem Schauspielhaus findet ihre Fortsetzung: Gerade stecken 17 Patienten und vier Therapeuten des Klinikums in den Vorbereitungen für die Premiere von „Campiello“, die ab 28. März in der Zeche Eins zu sehen sein wird.
Für beide Einrichtungen ist die Zusammenarbeit von großem Wert. „Die Proben sind wirklich spannend“, meint die neue Theaterpädagogin Susanne Scheffler, die zum ersten Mal mit psychisch erkrankten Menschen arbeitet und komplett begeistert ist. „Wir durchleben immer wieder Momente von kleineren bis größeren Krisen“, sagt sie. „Aber die unglaubliche Spielfreude, die die Laien zeigen, ist absolut ansteckend. In ihnen stecken viele verborgene Talente.“
Spielern die Angst vor dem Scheitern nehmen
Hier gibt es Karten für „Campiello“
Die Premiere von „Campiello“ am Donnerstag (28.) in der Zeche Eins (Prinz-Regent-Straße 50-60) ist ausverkauft. Karten gibt es für die Vorstellungen am 30. und 31. März: 0234 / 33 33 55 55.
Am 29. und 30. April ist das Stück im Saal des LWL-Klinikums (Alexandrinenstraße 1) zu sehen. Beginn: jeweils 19 Uhr. Der Vorverkauf startet am 1. April. Karten unter 0234 / 50 77 13 21.
In sogenannten „Befindlichkeitsrunde“ zu Beginn der Proben versuchen Scheffler und ihr Team herauszufinden, was sie ihren Schauspielern zumuten können und was nicht. „Wir wollen hier einen angstfreien Raum schaffen, in dem sich jeder nach seiner Persönlichkeit entfalten kann“, sagt sie. Wichtig sei es, ihren Spielern die Angst vorm Scheitern zu nehmen. „Der Moment, mal richtig auf dem Schlauch zu stehen, ist ja eigentlich ein guter“, so Scheffler. „Es muss den Raum geben dürfen, das zu durchleben. Aber das wird in unserer Optimierungsgesellschaft nicht gern gesehen.“
„Campiello“ von Peter Turrini basiert auf einem italienischen Volksstück von Carlo Goldoni und erzählt von den Bewohnern eines belebten Marktplatzes mitten in Italien. Kleinere und größere Dramen spielen sich hier ab. Als ein Fremder gleich mit mehreren Frauen anbandelt, gerät das vertraute Gefüge außer Kontrolle.
Viele lebendige Figuren, die gleichberechtigt sind
„Das Stück ist schön, weil es so viele lebendige Figuren hat, die gleichberechtigt nebeneinander stehen“, meint Scheffler. „Campiello“ war übrigens das erste Stück, in dem Scheffler während ihres Studiums der Theaterpädagogik in den 90er Jahren in Köln mitspielte.
Später betreute sie u.a. die Bochumer Kindertheatergruppe „Funafuti“ und war drei Jahre bei der Ruhrtriennale aktiv. Ihr liebstes Hobby: das Reisen. Ab 1990 war sie zweieinhalb Jahre mit dem Rucksack in Asien, Australien und den USA unterwegs. „Wenn man sieht, wie lebendig in Indien Theater gespielt wird und was das innerhalb eines kleinen Dorfes für eine Bedeutung hat: Das hat mich schon sehr inspiriert.“